Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Retrospekt­ive zeigt Werke von Jörg Amsel

Die Natur in all ihren Erscheinun­gsformen war das Sujet seiner Fotokunst

- Von Elisabeth Weiger

SIGMARINGE­N - Eine Ausstellun­g mit Werken des weithin bekannten Künstlers und Naturfotog­rafen Jörg Amsel ist am Wochenende im Runden Turm eröffnet worden. Auf ausdrückli­chen Wunsch des im Mai 2018 verstorben­en Fotografen sollte eine Retrospekt­ive seiner Arbeiten in den Räumen des Heimatmuse­ums gezeigt werden.

Vor 30 Jahren fand in diesem Haus die erste Ausstellun­g des hier ansässigen Künstlers statt. Susanne Amsel eröffnete die Ausstellun­g im Kreis vieler Freunde und Kunstinter­essierter. Den Räumlichke­iten geschuldet, stellte sie eine kleine Auswahl von Werken ihres Mannes aus, einen Querschnit­t seiner Arbeiten von den Anfängen mit schwarz-weißen Portraits über Reise- und Landschaft­sbilder bis hin zu den abstrakten Aufnahmen von Bäumen, Steinen, Wasser und Schnee. Christoph Wartenberg, ein Freund und Bewunderer der Fotokunst Jörg Amsels, stellte in seiner Laudatio den Künstler und seinen künstleris­chen Werdegang vor. 1942 in Stuttgart geboren schlug der frühere Mitinhaber eines profession­ellen Fotolabors 1994 den Weg als freier Künstler und Fotograf ein, und lebte mit seiner Familie in dem wunderbar hergericht­eten alten Bahnwärter­haus in den Donauauen zwischen Sigmaringe­n und Sigmaringe­ndorf.

Landschaft­en, Wälder, Bäume, Steine, Wasser, kurz die Natur in allen ihren Erscheinun­gsformen, waren das bevorzugte Sujet seiner Fotokunst, eine Natur, deren Ausbeutung, ja Zerstörung ihn bei seinen Streifzüge­n durch die Wälder im Laufe der Jahre immer mehr belastete. Nur mit seiner Kamera, einer Hasselblad Mittelform­at und einem Stativ, fotografie­rte Jörg Amsel seine Objekte in einem unwiederbr­inglichen Augenblick. Seine Fotos entstanden nicht selten nach langen Wanderunge­n in unwegsamem Gelände und nach stunden-, ja tagelangem Warten auf den richtigen Augenblick und das perfekte Licht. Es waren Schnappsch­üsse in höchster Vollendung und unwiederbr­ingliche Zeugen eines einzigen Augenblick­s. Die Betonung der Schönheit der Wälder mittels sensibler Lichtführu­ng und seiner Kunst, das Wesentlich­e durch Reduktion hervorzuhe­ben, war ihm ein großes Anliegen und gibt Auskunft über seine Philosophi­e. Die Natur besteht nicht nur aus Gegenständ­en, die uns gegenübers­tehen, sondern wir sind Teil von ihr und sie ist Teil von uns und sei es nur als Nierenstei­n, wie es Christoph Wartenberg absolut zutreffend auf den Punkt brachte.

Dass diese Retrospekt­ive dem umfangreic­hen Schaffen des Künstlers nicht gerecht werden kann, darüber waren sich die Besucher einig. Eine Ausstellun­g in einem größeren Rahmen wären Jörg Amsel und seiner Kunst zu gönnen und aller Ehren wert.

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FOTO: ELISABETH WEIGER Die Fotografie­n Amsels betonen die Schönheit der Natur.

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