Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Retrospektive zeigt Werke von Jörg Amsel
Die Natur in all ihren Erscheinungsformen war das Sujet seiner Fotokunst
SIGMARINGEN - Eine Ausstellung mit Werken des weithin bekannten Künstlers und Naturfotografen Jörg Amsel ist am Wochenende im Runden Turm eröffnet worden. Auf ausdrücklichen Wunsch des im Mai 2018 verstorbenen Fotografen sollte eine Retrospektive seiner Arbeiten in den Räumen des Heimatmuseums gezeigt werden.
Vor 30 Jahren fand in diesem Haus die erste Ausstellung des hier ansässigen Künstlers statt. Susanne Amsel eröffnete die Ausstellung im Kreis vieler Freunde und Kunstinteressierter. Den Räumlichkeiten geschuldet, stellte sie eine kleine Auswahl von Werken ihres Mannes aus, einen Querschnitt seiner Arbeiten von den Anfängen mit schwarz-weißen Portraits über Reise- und Landschaftsbilder bis hin zu den abstrakten Aufnahmen von Bäumen, Steinen, Wasser und Schnee. Christoph Wartenberg, ein Freund und Bewunderer der Fotokunst Jörg Amsels, stellte in seiner Laudatio den Künstler und seinen künstlerischen Werdegang vor. 1942 in Stuttgart geboren schlug der frühere Mitinhaber eines professionellen Fotolabors 1994 den Weg als freier Künstler und Fotograf ein, und lebte mit seiner Familie in dem wunderbar hergerichteten alten Bahnwärterhaus in den Donauauen zwischen Sigmaringen und Sigmaringendorf.
Landschaften, Wälder, Bäume, Steine, Wasser, kurz die Natur in allen ihren Erscheinungsformen, waren das bevorzugte Sujet seiner Fotokunst, eine Natur, deren Ausbeutung, ja Zerstörung ihn bei seinen Streifzügen durch die Wälder im Laufe der Jahre immer mehr belastete. Nur mit seiner Kamera, einer Hasselblad Mittelformat und einem Stativ, fotografierte Jörg Amsel seine Objekte in einem unwiederbringlichen Augenblick. Seine Fotos entstanden nicht selten nach langen Wanderungen in unwegsamem Gelände und nach stunden-, ja tagelangem Warten auf den richtigen Augenblick und das perfekte Licht. Es waren Schnappschüsse in höchster Vollendung und unwiederbringliche Zeugen eines einzigen Augenblicks. Die Betonung der Schönheit der Wälder mittels sensibler Lichtführung und seiner Kunst, das Wesentliche durch Reduktion hervorzuheben, war ihm ein großes Anliegen und gibt Auskunft über seine Philosophie. Die Natur besteht nicht nur aus Gegenständen, die uns gegenüberstehen, sondern wir sind Teil von ihr und sie ist Teil von uns und sei es nur als Nierenstein, wie es Christoph Wartenberg absolut zutreffend auf den Punkt brachte.
Dass diese Retrospektive dem umfangreichen Schaffen des Künstlers nicht gerecht werden kann, darüber waren sich die Besucher einig. Eine Ausstellung in einem größeren Rahmen wären Jörg Amsel und seiner Kunst zu gönnen und aller Ehren wert.