Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Waldbühne als kleines Unternehmen
Gala-Abend zum 90-jährigen Bestehen – Derzeit umfasst der Verein mehr als 160 aktive Mitglieder
SIGMARINGENDORF - Mit einem grandiosen Gala-Abend hat der Theaterverein Waldbühne unter dem Vorsitz von Walter Kordovan am Samstagabend in der örtlichen Festhalle sein 90-jähriges Bestehen gefeiert. Rund 200 Gäste durften hierbei einen Abend genießen, der voll von hervorragenden optischen, akustischen und gustatorischen Eindrücken war.
Schon beim Empfang im Foyer der Halle ließen sich die Gäste gefangennehmen von der auf einer großen Leinwand laufenden Bildershow, die 90 Jahre Waldbühnehistorie in spannenden Bildern und Texten Revue passieren ließ. Dass die „Waldbühnler“Meister im Präsentieren, Dekorieren und Faszinieren sind, haben sie bei dieser Geburtstagsgala – bei der übrigens Regisseurin Luna Selle auch ihr Wiegenfest feierte – einmal mehr bewiesen. Birkengeäst und entsprechende Beleuchtung zauberte neben der Bühne eine Illusion des echten Spielorts im Wald, die Tischdeko mit Masken, Blumen und Perlen auf Holzscheiten samt einer Streudeko, die an Goldnuggets erinnerte, erwiesen sich als märchenhafte Blickfänger, dazu zeigten ausgestellte Kostüme die ganze Pracht und den immensen Aufwand, den der Theaterverein für seine Aufführungen betreibt. Dies hoben sowohl die Präsidentin des Landesverbands der Amateurtheater Baden-Württembergs, Naemi Zoe Keuler, hervor, als auch Susanne Görgen, Vizevorsitzende des Verbands Deutscher Freilichtbühnen, Region Süd.
Beide bezeichneten die Mitglieder des Theatervereins Waldbühne als „hochmotiviertes Team“, das seit Jahrzehnten mit Herzblut und Liebe die Fahnen für das Amateurtheater hochhält. Einige, wie beispielsweise Alois Ott, der für 60 Jahre Verdienste um das Amateurtheater mit der höchsten Ehrungsstufe des Verbandes, der Ehrenmedaille in Gold, ausgezeichnet wurde, haben die Entwicklung entscheidend mitgeprägt. Zu diesen Persönlichkeiten zählte Görgen auch Johann Speh: „Sein ganzes Leben war die Waldbühne“. Oder auch Gerold Rebholz, „der Generationen von Kindern fürs Theaterspielen begeistert“und so den Keim für den Weiterbestand gelegt habe. Bürgermeister Philipp Schwaiger hob das bürgerschaftliche Engagement des rührigen Vereins besonders hervor und betonte: „Die Waldbühne hat Zukunft“. Das sah auch der Vorsitzende Walter Kordovan so, der von derzeit über 160 Aktiven sprach. „So viele hatten wir noch nie!“
Verein als große Familie
Der Verein mit einem Altersspektrum von drei bis 70 Jahren sei wie eine große Familie. „Um unsere Zukunft brauchen wir uns keine Sorgen zu machen“, sagte ein selbstbewusster Vorsitzender. Für den Erfolg und dem bestens aufgestellten Verein gratulierte Edwin Ernst Weber, der in Vertretung von Landrätin Stefanie Bürkle beim Festakt ein Grußwort sprach. Der Historiker – „ich bin bekennender Fan der Waldbühne“– ordnete die Erfolge den hervorragenden Spielleitern zu, die allesamt aus der Schauspielertruppe der Waldbühne stammten. Die Auswahl der Stücke, die von leichter Muse bis zu den Klassikern reichten, befand er als gut und ausgewogen, zudem zollte er dem Technikteam für deren Ausstattung und anspruchsvolle Spezialeffekte Respekt und Anerkennung. „Das ist fast professionell“. Er bescheinigte dem Waldbühnenverein, ein kulturelles Aushängeschild für den gesamten Landkreis zu sein.
Naemi Zoe Keuler setzte noch einen drauf und befand, dass dieses Attribut nicht nur für die Region, sondern für ganz Oberschwaben gelte. Beispielhaft sei hierbei sowohl die jahrzehntelange intensive Jugendarbeit als auch die Professionalität der Bühnenbauer. Insgesamt sei der Betrieb der Waldbühne einem kleinen Unternehmen gleichzusetzen, „das aber nur in der Freizeit betrieben wird“. Ohne solche Amateurtheater würde die kulturelle Vielfalt – einschließlich der auch davon profitierenden professionellen Theaterkunst – verarmen, befanden Weber, Görgen und Keuler.
Durch den Abend führte Andreas Rebholz. Der Entertainer, ebenfalls ein Waldbühnen-Spross und begnadeter Poetry-Slammer, führte mit hintergründigem Humor und viel Wissen durchs Programm. Er bedankte sich unter schallendem Gelächter bei der Waldbühne und seinen Eltern für seine Existenz. „Denn ohne das Theater hätten sich meine Eltern nicht kennengelernt und somit wäre meine Zeugung nicht vollzogen worden. Für beides nochmal vielen Dank!“Für weitere spaßige Einlagen sorgte die Gruppe Spieltrieb unter Andreas Musen.
Eine Bildergalerie gibt es unter www.schwaebische.de