Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kontrastreiche Museumsnacht: Musik, Film, Kunst und Technik
Franz King zeigt „Meßkircher Geschichten“– Die lange Museumsnacht ist eine unterhaltsame und gut gemachte Veranstaltung
MESSKIRCH - Die lange Museumsnacht hat den Besuchern viel geboten. Die Vielfalt machte den Abend kurzweilig und spannend. Die vielen Standorte wurden gut besucht. Mit dem Fahrplan in der Hand wechselten die Besucher von Musik zum Film, vom Schwäbischen zur Kunst und vom Lesen zur Technik. Die Stadt hat mit dem Schloss einen attraktiven Kern. Stadt, Landkreis und Museen waren Kooperationspartner.
In der Dunkelheit der Nacht funkelten die Tore und der Schlosshof in allen Farben und zogen die Blicke auf sich. Das Areal war von Besuchern belebt, die über Hof und Garten gingen. Es stand viel Musik auf dem Programm. In der Stadtkirche sang der Jungchor Regenbogen aus Wald neue geistliche Lieder – Gospels, TaizéLieder. Die Atmosphäre war überaus schön. Die Kirche war wie eine meditative Oase in der Nacht, in der sich das Verweilen gut anfühlte. Gegenüber, im alten Pfarrhaus, seit ein paar Jahren „Haus der Musik“, herrschte Konzertstimmung mit Professor Tomislaw Baynov und virtuosen Pianistinnen von der Musikhochschule Trossingen. Die Besucher gingen die steile Treppe hoch, angezogen vom wunderbaren Klang. Die Stühle waren alle besetzt, auch im Flur standen Zuhörer. Hausherr Waldemar Gorzawski freute sich über den Andrang. Man lauschte wie gebannt und hörte mit viel Genuss Musik von Schumann, Liszt, Ravel und Scriabin. Die dritte Musikbox war der Schlosskeller, wo Carlas Saxaffair den Raum mit Klang erfüllte. Nachtschwärmer fühlten sich wohl im romantischen Keller. Man lehnte an der Theke oder an Stehtischen und genoss dieses Klangbad.
In der katholischen Bücherei waren Krimis angesagt. Hier war es konzentriert still, die vielen Besucher hörten der Autorin Dorothea Böhme zu, wie sie aus ihrem Roman „Schwabenblues“vorlas.
Auf einmal ein Mord
Eine junge Detektivin im Hinterzimmer des Ladens ihres Freundes, die sonst meist Kunden hat, die ihre Frau oder Geliebte observieren lassen, bekommt einen richtigen Mordfall auf den Tisch. Atemlos und spannend war die Nacht in der Bücherei. Man konnte sich kaum lösen. Schwäbische Mundart lockte in den hell erleuchteten Renaissancesaal hinauf. Dort, auf der Bühne, traten Männer und Frauen auf, die sich der Mundart verschrieben haben. Mit der rollenden Kanzel machten die sieben Schwaben Station in der Museumsnacht. Bernhard Bitterwolf moderierte durch die Nacht und stellte die Redner vor. Es war viel Unterschiedliches geboten. Nebenher gab es Kulinarisches vom Gasthaus Adler aus Leitishofen. Die Köstlichkeiten von Suppe bis Häppchen waren exzellent.
Im Seminarraum wartete eine Neuheit auf die Besucher: Die Vorführung der Filme von Franz King, der in den 1970er-Jahren unter dem Titel „Meßkircher Geschichten“seinen Blick auf das Geschehen der Stadt festhielt. Ereignisse wie der Wintereinbruch mit Eiskristallen und die Fasnet mit ihrem bunten Treiben auf den Straßen hat der Hobby-Filmemacher mit Musik und Kommentaren untermalt. Andreas Martin führte die Filme vor, mit einem japanischen Elmo-Super 8-Projektor, einem Erbstück aus den
1980er-Jahren. Die Plätze waren sehr begehrt.
Die nächtliche Führung durch die Kreisgalerie mit Doris Muth war spannend. Sie stellte die Sammlungsschwerpunkte des Landkreises – der Bildhauer Anton, die Maler Gottfried Graf und Albert Birkle – vor und sprach mit den Besuchern über Kunst und Abstraktion, Nationalsozialismus und Malverbot. Gerade so spannend war der Gang durch das Schlössle, dem ehemaligen Notariat, das zum Stadtmuseum werden soll. Bürgermeister Arne Zwick ging mit der Besuchergruppe die vielen Treppenstufen bis in den Dachboden hinauf. Wann das Stadtmuseum eröffnet wird, wollte er nicht fest zusagen. Technikverliebte machten einen Abstecher ins Oldtimermuseum, wo es Benzingespräche gab.