Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Information der Öffentlichkeit erfolgt viel zu spät
In Zeiten von Facebook, Twitter und Instagram werden Nachrichten heute in Echtzeit veröffentlicht. Oft gibt es wenige Minuten nach einem Ge- schehen bereits Bruchstücke im Internet. Für Journalisten ist dies Chance und Risiko zugleich. Sie können diese Quellen anzapfen, eine Veröffentlichung ist aber erst möglich, wenn die Infos bestätigt sind.
Zum Fall des Asylbewerbers, der vier Polizisten verletzt haben soll: Erste Informationen dazu gab es bereits am Samstag. Polizei und Staatsanwaltschaft äußerten sich aber erst gestern. Die Zeit, die zwischen der Tat und der Pressemitteilung verging, ist eindeutig zu lang: dreieinhalb Tage. Die Staatsanwaltschaft weist den Vorwurf der Langsamkeit zurück, doch auch sie muss zur Kenntnis nehmen, dass das Internet übers Wochenende weiterläuft. Unzählige Menschen tauschen sich über die Geschehnisse aus, ohne fundierte Fakten zu kennen. So entstehen Verschwörungstheorien. Und am Ende werden die Ermittlungsbehörden und die Presse zu Sündenböcken abgestempelt. Die Ermittlungsbehörden, weil sie angeblich etwas verheimlichen wollen und die Presse, weil sie das Spiel mitspielt. Journalisten sind auf schnelle und verlässliche Informationen der Ermittler angewiesen. Ihnen ist deshalb eine zeitnahe Information der Öffentlichkeit zu raten, denn nur so können die Behörden das öffentliche Meinungsbild mit Tatsachen steuern.