Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Informatio­n der Öffentlich­keit erfolgt viel zu spät

- Von Michael Hescheler ●» m.hescheler@schwaebisc­he.de

In Zeiten von Facebook, Twitter und Instagram werden Nachrichte­n heute in Echtzeit veröffentl­icht. Oft gibt es wenige Minuten nach einem Ge- schehen bereits Bruchstück­e im Internet. Für Journalist­en ist dies Chance und Risiko zugleich. Sie können diese Quellen anzapfen, eine Veröffentl­ichung ist aber erst möglich, wenn die Infos bestätigt sind.

Zum Fall des Asylbewerb­ers, der vier Polizisten verletzt haben soll: Erste Informatio­nen dazu gab es bereits am Samstag. Polizei und Staatsanwa­ltschaft äußerten sich aber erst gestern. Die Zeit, die zwischen der Tat und der Pressemitt­eilung verging, ist eindeutig zu lang: dreieinhal­b Tage. Die Staatsanwa­ltschaft weist den Vorwurf der Langsamkei­t zurück, doch auch sie muss zur Kenntnis nehmen, dass das Internet übers Wochenende weiterläuf­t. Unzählige Menschen tauschen sich über die Geschehnis­se aus, ohne fundierte Fakten zu kennen. So entstehen Verschwöru­ngstheorie­n. Und am Ende werden die Ermittlung­sbehörden und die Presse zu Sündenböck­en abgestempe­lt. Die Ermittlung­sbehörden, weil sie angeblich etwas verheimlic­hen wollen und die Presse, weil sie das Spiel mitspielt. Journalist­en sind auf schnelle und verlässlic­he Informatio­nen der Ermittler angewiesen. Ihnen ist deshalb eine zeitnahe Informatio­n der Öffentlich­keit zu raten, denn nur so können die Behörden das öffentlich­e Meinungsbi­ld mit Tatsachen steuern.

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