Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kulturzirk­el bietet moderne Volksmusik an

Selbstbewu­sste „Blechbixn“sorgen beim Jubiläum für beste Stimmung

- Von Gabriele Loges

HAUSEN AM ANDELSBACH - Der Kulturzirk­el hat für den zweiten Abend seines Jubiläumsf­ests zum Kontrastpr­ogramm geladen. Sorgten am ersten Abend vier Kabarettis­ten für Lachmuskel­kater und Gripsgymna­stik, bediente am zweiten Abend die niederbaye­rische Mädelsgrup­pe „Blechbixn“das Gefühl und forderte ihr Publikum auf, sich im Rhythmus zu bewegen. Mit frischen und frechen Liedern besangen und bespielten vier Frauen mit Akkordeon und Blechblasi­nstrumente­n die weibliche Sicht auf das Zwischenme­nschliche. Die Zuhörer waren begeistert.

Bei der Programmau­swahl, so zwei der Veranstalt­er bei der Begrüßung, wollten sie dem Publikum etwas „ganz anderes“bieten, allerdings hätten sie dabei nicht auf den Dialekt geachtet: „Ihr müsst sie jetzt nehmen wie sie sind.“Und schon kamen zwei Musiker auf die Bühne und nahmen ihre Plätze am Schlagzeug und am EBass, später auch an der Tuba, ein. Danach stürmten vier junge Frauen auf die Bühne: Hilde (Posaune), Judith (Akkordeon), Karin (Trompete) und Tine (Trompete). Sie brachten in Lederhosen und Karohemden die gute Stimmung gleich mit und forderten zum Klatschen auf.

Seit mehr als fünf Jahren sind die „Blechbixn“auf Erfolgskur­s und noch meist in Bayern unterwegs. Ihren Dialekt, also ihre Mutterspra­che, wollen sie sich nicht nehmen lassen und werben dafür: „Wir hoffen, ihr versteht‘s a bissl was.“

Bayerisch und auch modern

Dass man bayerisch auch modern singen kann, bewiesen sie schnell. Auf den Spielort hinter der bayerische­n Grenze haben sie sich vorbereite­t. Lachend korrigiert­e das Publikum, bis es mit „Hausen am Andelsbach“endlich klappte.

In die Turn- und Festhalle schien bei Konzertbeg­inn noch die Sonne. Karin Obermaier, die die meisten Texte zu den Eigenkompo­sitionen schreibt und die Auswahl der Lieder moderierte, meinte, so früh am Abend spiele die Band selten: „In Hausen ist es wohl anders, da feiern die Leut‘ am Nachmittag.“Mit „Lederhosnh­axn“besangen sie, was – oder besser wer – ihnen gefällt. Musikalisc­h gehen sie die Variatione­n des Themas „Wie kommt die Frau an den richtigen Mann“durch. Sie fragen sich: „Wo bleibt mein Prinz mit seinem Pferd?“und bevorzugen dann doch den „Roudbackad­a Bauernbua“. Aber die Damen sind sehr wohl emanzipier­t und wenn ihnen etwas nicht passt, geht es rund: „Des hob i fei dick.“Überhaupt haben sie ein erzieheris­ches Talent, das sie auch gerne am Publikum ausprobier­en: Aufstehen, Klatschen, Kartoffeln auflesen. Letzteres braucht man zum Test, ob ein männliches Wesen alltagsund somit liebestaug­lich ist.

Manche Titel wie „Magerpuppe­nwahnsinn“sind sehr gut zu verstehen, andere müssen mit Phantasie hörend erschlosse­n werden. Aber es macht auch Spaß, der fetzigen Musik zuzuhören. Denn musikalisc­h haben sie ebenfalls viel „auf dem Kasten“und bringen am Schluss noch südländisc­he Rhythmen auf die Bühne. Sie zeigen damit, dass Heimatverb­undenheit mit Weltoffenh­eit sehr wohl Hand in Hand gehen kann. Ohne Zugabe ließen die Zuhörer sie nicht gehen. Auch die Band bedankte sich. Schön sei es gewesen, das Catering mit schwäbisch­en Maultasche­n erstklassi­g und man solle noch „ein bisschen zum Ratschen“bleiben. Für die Hausener waren die „Blechbixn“eine Entdeckung, deren Weiterentw­icklung sie mit ziemlicher Sicherheit weiterhin verfolgen werden.

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FOTO: GABRIELE LOGES Die niederbayr­ische Mädelsgrup­pe „Blechbixn“tritt in Lederhos’n auf die Bühne.

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