Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kulturzirkel bietet moderne Volksmusik an
Selbstbewusste „Blechbixn“sorgen beim Jubiläum für beste Stimmung
HAUSEN AM ANDELSBACH - Der Kulturzirkel hat für den zweiten Abend seines Jubiläumsfests zum Kontrastprogramm geladen. Sorgten am ersten Abend vier Kabarettisten für Lachmuskelkater und Gripsgymnastik, bediente am zweiten Abend die niederbayerische Mädelsgruppe „Blechbixn“das Gefühl und forderte ihr Publikum auf, sich im Rhythmus zu bewegen. Mit frischen und frechen Liedern besangen und bespielten vier Frauen mit Akkordeon und Blechblasinstrumenten die weibliche Sicht auf das Zwischenmenschliche. Die Zuhörer waren begeistert.
Bei der Programmauswahl, so zwei der Veranstalter bei der Begrüßung, wollten sie dem Publikum etwas „ganz anderes“bieten, allerdings hätten sie dabei nicht auf den Dialekt geachtet: „Ihr müsst sie jetzt nehmen wie sie sind.“Und schon kamen zwei Musiker auf die Bühne und nahmen ihre Plätze am Schlagzeug und am EBass, später auch an der Tuba, ein. Danach stürmten vier junge Frauen auf die Bühne: Hilde (Posaune), Judith (Akkordeon), Karin (Trompete) und Tine (Trompete). Sie brachten in Lederhosen und Karohemden die gute Stimmung gleich mit und forderten zum Klatschen auf.
Seit mehr als fünf Jahren sind die „Blechbixn“auf Erfolgskurs und noch meist in Bayern unterwegs. Ihren Dialekt, also ihre Muttersprache, wollen sie sich nicht nehmen lassen und werben dafür: „Wir hoffen, ihr versteht‘s a bissl was.“
Bayerisch und auch modern
Dass man bayerisch auch modern singen kann, bewiesen sie schnell. Auf den Spielort hinter der bayerischen Grenze haben sie sich vorbereitet. Lachend korrigierte das Publikum, bis es mit „Hausen am Andelsbach“endlich klappte.
In die Turn- und Festhalle schien bei Konzertbeginn noch die Sonne. Karin Obermaier, die die meisten Texte zu den Eigenkompositionen schreibt und die Auswahl der Lieder moderierte, meinte, so früh am Abend spiele die Band selten: „In Hausen ist es wohl anders, da feiern die Leut‘ am Nachmittag.“Mit „Lederhosnhaxn“besangen sie, was – oder besser wer – ihnen gefällt. Musikalisch gehen sie die Variationen des Themas „Wie kommt die Frau an den richtigen Mann“durch. Sie fragen sich: „Wo bleibt mein Prinz mit seinem Pferd?“und bevorzugen dann doch den „Roudbackada Bauernbua“. Aber die Damen sind sehr wohl emanzipiert und wenn ihnen etwas nicht passt, geht es rund: „Des hob i fei dick.“Überhaupt haben sie ein erzieherisches Talent, das sie auch gerne am Publikum ausprobieren: Aufstehen, Klatschen, Kartoffeln auflesen. Letzteres braucht man zum Test, ob ein männliches Wesen alltagsund somit liebestauglich ist.
Manche Titel wie „Magerpuppenwahnsinn“sind sehr gut zu verstehen, andere müssen mit Phantasie hörend erschlossen werden. Aber es macht auch Spaß, der fetzigen Musik zuzuhören. Denn musikalisch haben sie ebenfalls viel „auf dem Kasten“und bringen am Schluss noch südländische Rhythmen auf die Bühne. Sie zeigen damit, dass Heimatverbundenheit mit Weltoffenheit sehr wohl Hand in Hand gehen kann. Ohne Zugabe ließen die Zuhörer sie nicht gehen. Auch die Band bedankte sich. Schön sei es gewesen, das Catering mit schwäbischen Maultaschen erstklassig und man solle noch „ein bisschen zum Ratschen“bleiben. Für die Hausener waren die „Blechbixn“eine Entdeckung, deren Weiterentwicklung sie mit ziemlicher Sicherheit weiterhin verfolgen werden.