Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Getränkemarkt schließt nach 52 Jahren
Gomeringer: „Mit so einem Geschäft bist du immer auf dem Laufenden“
HETTINGEN - Roland Gomeringer hat seinen Getränkemarkt in der Breitestraße geschlossen. Wer Sprudel oder Bier kaufen möchte, kann dies nicht mehr vor Ort in Hettingen tun. Von seinem Vater hat er den Nebenerwerb übernommen. Die Geschichte des Getränkemarkts verdeutlicht gleichzeitig den Wandel des Gewerbes.
Am letzten geöffneten Tag verkaufte Roland Gomeringer zusammen mit seinem Sohn Martin die Getränke. Wer in der letzten geöffneten Stunde vorbeikam, stieß mit einem Freibier auf den Getränkemarkt an. Kunde Dirk Maier meinte: „Eine Ära geht zu Ende, ich denke, das Geschäft wird im Ort fehlen.“Für ihn gab es den Getränke Gomeringer immer schon. In den letzten Jahren verkaufte Gomeringer mit seiner Frau Maria Montag- und Donnerstagabend sowie Samstagvormittags die unterschiedlichsten Getränke, meist in Kisten. Seit Mai 1995 ist der Getränkeabholmarkt im Gebäude der Volksbank. Nach der Schließung der Filiale wurde das Bankgebäude an einen Privatmann verkauft. Dieser meldete Eigenbedarf an und kündigte den Mietvertrag.
Vermieter meldet Eigenbedarf an
Eigentlich schade, meinte Gomeringer, der dies zum Anlass nahm, den Markt zu schließen. Denn auch für ihn gab es das Geschäft, das er im Nebenerwerb von seinem Vater weiterführte, gefühlt „schon immer“. Heute ist er selbst 54 Jahre alt. Sein Vater Hermann Gomeringer eröffnete den Spirituosenhandel vor 52 Jahren. Der Vater fuhr davor schon mit „dem Kettenacker Franz“, Franz Hanner, dem Besitzer der Löwenbrauerei in Kettenacker, am Samstag Bier aus. Damals hatte der Vater noch keinen eigenen Führerschein. Mit Eröffnung des Geschäfts verkaufte er in seinem Privathaus am Schlossberg weiter das Bier der Löwenbrauerei.
Schon früh begleitete der „kleine und größer werdende“Roland seinen Vater beim Ausfahren mit dem Anhänger, denn viele Kunden wollten das Bier am Samstag frei Haus geliefert bekommen. Als es dem Vater zu beschwerlich wurde, übergab er das Geschäft dem Sohn: „Jetzt bist du der Chef.“Roland vergrößerte den Laden und bot zusätzlich BiertischGarnituren und Gläser zum Ausleihen an. Nach dem Tod von Franz Hanner wechselte der Lieferant.
Ab da wurde „Zollerbier“aus Sigmaringen verkauft. Im Mai 1995 zog der Getränkemarkt in das Gebäude der Volks- und Raiffeisenbank ein. Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2006 half der Vater noch mit. Ab 2008 übernahm dann der Zoller-Hof die Verantwortung und Gomeringer wurde von der Brauerei angestellt.
Was ihm und seiner Frau besonders gefiel: „Mit so einem Geschäft bist du immer unter Leuten, bist immer auf dem Laufenden und es war immer schön.“Das „Schwätzchen halten“wird ihnen fehlen. Besonders gerne erinnert sich Gomeringer an die Zeit, als der Raum zweimal am „Schmotziga“als Besenwirtschaft diente und „gesteckt voll“war.
Am letzten Tag gab er die Geschichte mit „der Mutterer Marie und der Zeitung“zum Besten: Als die Ladenbesitzerin 90 wurde, kam ein Redakteur von der „Schwäbischen Zeitung“und fragte sie nach ihrem Geheimrezept das hohe Alter zu erreichen. Mutterer antwortete: „Weil ich immer Kettenackerbier trinke.“