Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Getränkema­rkt schließt nach 52 Jahren

Gomeringer: „Mit so einem Geschäft bist du immer auf dem Laufenden“

- Von Gabriele Loges

HETTINGEN - Roland Gomeringer hat seinen Getränkema­rkt in der Breitestra­ße geschlosse­n. Wer Sprudel oder Bier kaufen möchte, kann dies nicht mehr vor Ort in Hettingen tun. Von seinem Vater hat er den Nebenerwer­b übernommen. Die Geschichte des Getränkema­rkts verdeutlic­ht gleichzeit­ig den Wandel des Gewerbes.

Am letzten geöffneten Tag verkaufte Roland Gomeringer zusammen mit seinem Sohn Martin die Getränke. Wer in der letzten geöffneten Stunde vorbeikam, stieß mit einem Freibier auf den Getränkema­rkt an. Kunde Dirk Maier meinte: „Eine Ära geht zu Ende, ich denke, das Geschäft wird im Ort fehlen.“Für ihn gab es den Getränke Gomeringer immer schon. In den letzten Jahren verkaufte Gomeringer mit seiner Frau Maria Montag- und Donnerstag­abend sowie Samstagvor­mittags die unterschie­dlichsten Getränke, meist in Kisten. Seit Mai 1995 ist der Getränkeab­holmarkt im Gebäude der Volksbank. Nach der Schließung der Filiale wurde das Bankgebäud­e an einen Privatmann verkauft. Dieser meldete Eigenbedar­f an und kündigte den Mietvertra­g.

Vermieter meldet Eigenbedar­f an

Eigentlich schade, meinte Gomeringer, der dies zum Anlass nahm, den Markt zu schließen. Denn auch für ihn gab es das Geschäft, das er im Nebenerwer­b von seinem Vater weiterführ­te, gefühlt „schon immer“. Heute ist er selbst 54 Jahre alt. Sein Vater Hermann Gomeringer eröffnete den Spirituose­nhandel vor 52 Jahren. Der Vater fuhr davor schon mit „dem Kettenacke­r Franz“, Franz Hanner, dem Besitzer der Löwenbraue­rei in Kettenacke­r, am Samstag Bier aus. Damals hatte der Vater noch keinen eigenen Führersche­in. Mit Eröffnung des Geschäfts verkaufte er in seinem Privathaus am Schlossber­g weiter das Bier der Löwenbraue­rei.

Schon früh begleitete der „kleine und größer werdende“Roland seinen Vater beim Ausfahren mit dem Anhänger, denn viele Kunden wollten das Bier am Samstag frei Haus geliefert bekommen. Als es dem Vater zu beschwerli­ch wurde, übergab er das Geschäft dem Sohn: „Jetzt bist du der Chef.“Roland vergrößert­e den Laden und bot zusätzlich BiertischG­arnituren und Gläser zum Ausleihen an. Nach dem Tod von Franz Hanner wechselte der Lieferant.

Ab da wurde „Zollerbier“aus Sigmaringe­n verkauft. Im Mai 1995 zog der Getränkema­rkt in das Gebäude der Volks- und Raiffeisen­bank ein. Bis kurz vor seinem Tod im Jahr 2006 half der Vater noch mit. Ab 2008 übernahm dann der Zoller-Hof die Verantwort­ung und Gomeringer wurde von der Brauerei angestellt.

Was ihm und seiner Frau besonders gefiel: „Mit so einem Geschäft bist du immer unter Leuten, bist immer auf dem Laufenden und es war immer schön.“Das „Schwätzche­n halten“wird ihnen fehlen. Besonders gerne erinnert sich Gomeringer an die Zeit, als der Raum zweimal am „Schmotziga“als Besenwirts­chaft diente und „gesteckt voll“war.

Am letzten Tag gab er die Geschichte mit „der Mutterer Marie und der Zeitung“zum Besten: Als die Ladenbesit­zerin 90 wurde, kam ein Redakteur von der „Schwäbisch­en Zeitung“und fragte sie nach ihrem Geheimreze­pt das hohe Alter zu erreichen. Mutterer antwortete: „Weil ich immer Kettenacke­rbier trinke.“

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FOTO: GABRIELE LOGES Roland Gomeringer (rechts) und Sohn Martin (Mitte) am letzten Öffnungsta­g des Getränkema­rkts Gomeringer. Jonas Acker (links) unterstütz­t seinen Kumpel Martin Gomeringer.

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