Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Evangelische Kirche kürzt Gottesdienste
Ihre Zahl sinkt ab Oktober monatlich von 18 auf 14.
SIGMARINGEN - Ab Oktober wird es in den beiden evangelischen Kirchen Sigmaringens nicht mehr jeden Sonntag einen Gottesdienst geben. Die Kirchengemeinde reduziert die Zahl der Sonntagsgottesdienste monatlich von 18 auf 14. Ebenfalls betroffen sind die Kommunen im Umland von Sigmaringen, die der Kirchengemeinde angehören. Der Gründe: rückläufige Gottesdienstbesuche und weniger Personal.
Coedekanin Dorothee Sauer und die Vorsitzende des Kirchengemeinderats Christel Lührs-Trugenberger erklären die Veränderungen im aktuellen Gemeindebrief. „Sehr wichtig war uns eine möglichst gerechte Kürzung“, heißt es in dem Schreiben. Daher werden die Gottesdienste in Sigmaringen und den Außenorten gleichermaßen reduziert.
Für den Oktober bedeutet dies: In den beiden Kirchen Sigmaringens gibt es in diesem Monat sechs Gottesdienste. An zwei Sonntagen haben beide Kirchen geöffnet, einmal nur die Kreuz- und einmal nur die Stadtkirche. Somit fallen zwei Gottesdienste im Sigmaringer Stadtgebiet und zwei weitere in den Umlandkommunen weg.
Die Verantwortlichen weisen in ihrem Schreiben auf die Vorteile des neuen Gottesdienstplans hin: „Wir wollen sowohl die Begegnung von außen nach innen als auch von innen nach außen stärken.“Gemeindemitglieder sollen mehr Gemeinschaft und Begegnung erleben, indem sie über die Grenzen des jeweiligen Wohnorts hinaus zusammenrücken. Aus Sicht der Pfarrer bleibt zudem mehr Zeit für Gespräche. Da Doppeldienste wegfallen, müssen Seelsorger nach dem einen Gottesdienst nicht mehr zum nächsten hetzen.
Ein weiterer Grund für die Kürzung ist ein neuer Stellenzuschnitt von Pfarrer Matthias Ströhle. Zu einem Viertel übernimmt er die Hochschulseelsorge, diese 25 Prozent fallen somit im Gemeindedienst weg. Seine Frau, Codekanin Dorothee Sauer, ist ebenfalls mit einem Viertel für das Dekanat tätig. Somit stehen für den Gemeindedienst 2,5 Stellen zur Verfügung. Die verbleibende Stelle teilt sich das Ehepaar Fingerle.
Ströhle: Angebot war zu groß
Pfarrer Matthias Ströhle, der für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist, weist darauf hin, dass 14 monatliche Gottesdienste für die Größe der Gemeinde angemessen seien. Der Kirchengemeinde, die sich über die Stadt Sigmaringen und die Gemeinden Bingen, Inzigkofen, Krauchenwies und Sigmaringendorf erstreckt, gehören 5400 Mitglieder an. „19 Gottesdienste waren im Verhältnis zur Gemeindegröße zu viele.“
Beibehalten werden dagegen die Festgottesdienste an den kirchlichen Feiertagen. Pfarrer Ströhle weist aber darauf hin, dass nicht nur die Gottesdienste an Sonntagen mitgezählt werden – die Angebote in den Altenheimen und im Krankenhaus stünden allen Gemeindemitgliedern offen. „Besonders von Seniorenheimen werden wir stark angefragt“, sagt Ströhle. Dass der klassische Sonntagsdienst weniger angenommen würde, hänge auch mit einer sich verändernden Berufswelt zusammen. Wenn eine Familie nur am Sonntag die Möglichkeit zum gemeinsamen Frühstück habe, opfere sie diesen Termin ungern.
Der neue Gottesdienstplan gilt für ein Jahr – danach will der Kirchengemeinderat Zwischenbilanz ziehen und die Erfahrungen und Rückmeldungen in die künftige Planung einfließen lassen.
„19 Gottesdienste waren zu viele“, sagt Pfarrer Matthias Ströhle.