Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Vollständiger Schutz ist unmöglich
Gemeinde Sigmaringendorf befasst sich mit einem Starkregen-Managementkonzept
SIGMARINGENDORF - Zwei Vertreter des Ingenieurbüros Winkler und Partner aus Stuttgart haben dem Sigmaringendorfer Gemeinderat die Pläne für ein Starkregen-Management vorgestellt. Da man angesichts des Klimawandels in den Sommermonaten immer öfter mit Starkregenereignissen rechnen muss und Sigmaringendorf auch schon davon betroffen war, hat sich die Gemeinde im Herbst vergangenen Jahres entschlossen, in das Starkregen-Management-Projekt des Landes einzusteigen.
Anna Lücke vom Ingenieurbüro erläuterte die Untersuchungen zum Überschwemmungsrisiko. Dabei wurde nach einem dreistufigen Modell vorgegangen. Zunächst wird eine Gefährdungsanalyse anhand der Starkregengefahrenkarten mit Daten der Landesanstalt für Messungen und Naturschutz (LUBW) vorgenommen. Daraus ergibt sich die Analyse des Überflutungsrisikos, was zu einem Handlungskonzept zur Risikominimierung führt.
Die Starkregengefahren werden in die Kategorien Selten, Außergewöhnlich und Extrem aufgeteilt. Dabei geht man bei einem seltenen Ereignis – bezogen auf eine Stunde Starkregen – alle 30 Jahre und bei einem außergewöhnlichen Ereignis alle 100 Jahre aus. Bei einem extremen Ereignis fallen in einer Stunde 128 Liter Regen auf den Quadratmeter, was nicht oft vorkommt. Dennoch geht man von öfterem Starkregen in der Zukunft aus.
Nach einer Definition des Einzugsgebiets, dass von einer Umgebung mit vielen landwirtschaftlichen Flächen und viel Zufluss geprägt ist, stellte Lücke einzelne Beispiele gefährdeter Gemeindeteile in Sigmaringendorf vor. Ein besonderes Risiokogebiet sind der Hüttenbergweg und die Siedlung. Ferner wurden der Ortskern und das Gewerbegebiet Staudenweg-Sperräcker, Brandweg und Ruprechtsgraben sowie Laucherthal untersucht.
Anhand von Karten wurden dabei die Überflutungstiefen, die bei besonderem Starkregen in Tieflagen eine Höhe von über einem Meter erreichen können und ferner die Fließgeschwindigkeiten der Gewässer aus der Umgebung dieser Gebiete dargestellt.
Private Vorsorge ist wichtig
Bei den Handlungskonzepten, die aus diesen Untersuchungen resultieren, setzen die Verantwortlichen sehr auf Informationen und kommunale Vorsorge. Dazu zählen dann auch Krisenmanagement und mögliche bauliche Maßnahmen, die allerdings nur beschränkte Abhilfe schaffen können. Sowohl Anna Lücke als auch Bürgermeister Philip Schwaiger wiesen darauf hin, dass es keinen 100-prozentigen Schutz gebe. Man habe mit den Landwirten gesprochen, die entsprechende Pflanzen anbauen, die Erosion verhindern und Wasser aufsaugen oder Ackerrandstreifen mit Erdwällen befestigen könnten. Aber das sei nur von geringer Wirkung. Für das Krisenmanagement habe man auch mit der Feuerwehr gesprochen, damit die Alarmund Einsatzpläne abgeklärt werden können.
„Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass wir bei wirklich großen Ereignissen keinen vollständigen Schutz bieten können, egal was wir unternehmen“, sagte Schwaiger. Umso wichtiger sei die private Vorsorge. Bürger sollten zum Beispiel Kellerabgänge und Untergeschossfenster mit höheren Brüstungen versehen und sich überlegen, wie tiefgelegene Räume besonders in den Risikogebieten möbliert werden.
Zwar kann auch die Gemeinde durch einige bauliche Maßnahmen wie Rückhaltebecken oder Einlaufbecken und Ableitung in die Gewässerläufe zur Verringerung der Risiken beitragen, aber hier sind nicht nur bauliche, sondern auch priatrechtliche Hürden zu überwinden.
Die Gemeinde will demnächst für die Bürger eine Informationsveranstaltung organisieren.