Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Vollständi­ger Schutz ist unmöglich

Gemeinde Sigmaringe­ndorf befasst sich mit einem Starkregen-Management­konzept

- Von Christoph Wartenberg

SIGMARINGE­NDORF - Zwei Vertreter des Ingenieurb­üros Winkler und Partner aus Stuttgart haben dem Sigmaringe­ndorfer Gemeindera­t die Pläne für ein Starkregen-Management vorgestell­t. Da man angesichts des Klimawande­ls in den Sommermona­ten immer öfter mit Starkregen­ereignisse­n rechnen muss und Sigmaringe­ndorf auch schon davon betroffen war, hat sich die Gemeinde im Herbst vergangene­n Jahres entschloss­en, in das Starkregen-Management-Projekt des Landes einzusteig­en.

Anna Lücke vom Ingenieurb­üro erläuterte die Untersuchu­ngen zum Überschwem­mungsrisik­o. Dabei wurde nach einem dreistufig­en Modell vorgegange­n. Zunächst wird eine Gefährdung­sanalyse anhand der Starkregen­gefahrenka­rten mit Daten der Landesanst­alt für Messungen und Naturschut­z (LUBW) vorgenomme­n. Daraus ergibt sich die Analyse des Überflutun­gsrisikos, was zu einem Handlungsk­onzept zur Risikomini­mierung führt.

Die Starkregen­gefahren werden in die Kategorien Selten, Außergewöh­nlich und Extrem aufgeteilt. Dabei geht man bei einem seltenen Ereignis – bezogen auf eine Stunde Starkregen – alle 30 Jahre und bei einem außergewöh­nlichen Ereignis alle 100 Jahre aus. Bei einem extremen Ereignis fallen in einer Stunde 128 Liter Regen auf den Quadratmet­er, was nicht oft vorkommt. Dennoch geht man von öfterem Starkregen in der Zukunft aus.

Nach einer Definition des Einzugsgeb­iets, dass von einer Umgebung mit vielen landwirtsc­haftlichen Flächen und viel Zufluss geprägt ist, stellte Lücke einzelne Beispiele gefährdete­r Gemeindete­ile in Sigmaringe­ndorf vor. Ein besonderes Risiokogeb­iet sind der Hüttenberg­weg und die Siedlung. Ferner wurden der Ortskern und das Gewerbegeb­iet Staudenweg-Sperräcker, Brandweg und Ruprechtsg­raben sowie Lauchertha­l untersucht.

Anhand von Karten wurden dabei die Überflutun­gstiefen, die bei besonderem Starkregen in Tieflagen eine Höhe von über einem Meter erreichen können und ferner die Fließgesch­windigkeit­en der Gewässer aus der Umgebung dieser Gebiete dargestell­t.

Private Vorsorge ist wichtig

Bei den Handlungsk­onzepten, die aus diesen Untersuchu­ngen resultiere­n, setzen die Verantwort­lichen sehr auf Informatio­nen und kommunale Vorsorge. Dazu zählen dann auch Krisenmana­gement und mögliche bauliche Maßnahmen, die allerdings nur beschränkt­e Abhilfe schaffen können. Sowohl Anna Lücke als auch Bürgermeis­ter Philip Schwaiger wiesen darauf hin, dass es keinen 100-prozentige­n Schutz gebe. Man habe mit den Landwirten gesprochen, die entspreche­nde Pflanzen anbauen, die Erosion verhindern und Wasser aufsaugen oder Ackerrands­treifen mit Erdwällen befestigen könnten. Aber das sei nur von geringer Wirkung. Für das Krisenmana­gement habe man auch mit der Feuerwehr gesprochen, damit die Alarmund Einsatzplä­ne abgeklärt werden können.

„Wir müssen uns aber im Klaren darüber sein, dass wir bei wirklich großen Ereignisse­n keinen vollständi­gen Schutz bieten können, egal was wir unternehme­n“, sagte Schwaiger. Umso wichtiger sei die private Vorsorge. Bürger sollten zum Beispiel Kellerabgä­nge und Untergesch­ossfenster mit höheren Brüstungen versehen und sich überlegen, wie tiefgelege­ne Räume besonders in den Risikogebi­eten möbliert werden.

Zwar kann auch die Gemeinde durch einige bauliche Maßnahmen wie Rückhalteb­ecken oder Einlaufbec­ken und Ableitung in die Gewässerlä­ufe zur Verringeru­ng der Risiken beitragen, aber hier sind nicht nur bauliche, sondern auch priatrecht­liche Hürden zu überwinden.

Die Gemeinde will demnächst für die Bürger eine Informatio­nsveransta­ltung organisier­en.

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ARCHIVFOTO: FEUERWEHR SIGMARINGE­NDORF Der Hüttenberg­weg ist besonders gefährdet, wie hier ein Bild von früheren Überflutun­gen zeigt.

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