Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Ferien auf dem Bauernhof: Nehers machen’s möglich
Familie baut in Granheim drei Häuser – Urlauber genießen die Ruhe und lernen den Milchviehbetrieb kennen
GRANHEIM - Ferien auf dem Bauernhof können Interessierte ab den Herbstferien bei der Familie Neher in Granheim machen. Maria und Martin Neher wollen sich ein zweites Standbein neben ihrem Milchviehbetrieb aufbauen und haben drei Ferienhäuser gebaut. Maximal 15 Gäste können hier gleichzeitig untergebracht werden. Einblicke in den Alltag der Landwirtschaft inklusive.
Autos verirren sich selten nach Granheim. Es ist herrlich ruhig, nur ab und an ist aus dem Stall ein Muhen zu hören oder Hühnergegacker. In dem Mengener Weiler wohnen nur zwei Familien. Maria und Martin Neher stehen vor einem alten Holzhäuschen. „Als die Schwester meines Schwiegervaters vor 50 Jahren weggezogen ist, hat sie sich dieses Häusle gebaut“, erzählt Maria Neher. Nicht nur Tante Ilse, sondern auch viele andere Familienmitglieder haben seither Wochenenden oder Urlaubswochen auf dem Neherhof verbracht, sich selbst versorgt oder auch auf dem Hof mitgearbeitet. „Das Häusle war der Schlüssel zu unserem Ferienhofprojekt“, sagt Maria Neher. „Wir dachten, das Konzept könnte auch mit fremden Gästen funktionieren.“
Nicht immer weiter wachsen
100 Milchkühe, sind das genug? Wie wollen wir uns für die Zukunft aufstellen? Das waren Fragen, mit denen sich die Familie lange intensiv auseinandergesetzt hat. „Dass der Betrieb immer größer wird und wir noch mehr Tiere anschaffen, das kommt für uns nicht infrage“, sagt Martin Neher. „Aber eine Zukunft im Tourismusbereich konnten wir uns schon vorstellen.“
Besucher auf dem Hof hat die Familie nämlich auch jetzt schon. Als zertifizierter Lernort Bauernhof sind immer wieder Schulklassen zu Gast, dürfen den Melkstand ansehen und selbst Butter herstellen. Der Neherhof ist ein beliebtes Ziel beim Mengener Kindersommer und am Wochenende kommen auch schon mal Familien mit dem Rad vorbei und fragen, ob sie einmal zu den Kühen in den Stall gehen dürfen. „Ich finde es wichtig, dass die Familien in der heutigen Zeit nicht den Kontakt zur Landwirtschaft verlieren und Kinder wissen, wo die Milch herkommt“, sagt Neher. Gleichzeitig könnten Familien in Granheim die Ruhe genießen und vom Alltag abschalten. „Wer möchte, ist mit dem Auto aber auch schnell am Bodensee oder im Donautal.“
Im Mengener Gemeinderat ist der Bauantrag der Nehers positiv aufgenommen worden. „Ich bin froh, dass Stadtverwaltung und meine Ratskollegen uns bei dem Vorhaben unterstützen“, sagt Neher, der selbst für die Freien Bürger im Gemeinderat sitzt, bei seinem eigenen Antrag aber nicht mitreden durfte.
Im April rollten dann die Bagger an. Damit die Feriengäste den Komfort normaler Ferienhäuser genießen können, musste das Gelände erst einmal erschlossen werden. Wasserund Abwasserrohre sowie Stromleitungen wurden verlegt. Autos können in einem Carport abgestellt werden. In jedem Haus gibt es eine Küche und ein Badezimmer, alles barrierefrei. Wer auch im Urlaub mit der Welt verbunden sein möchte, kann sich ins WLan einwählen. „Das gehört heute einfach zur Ausstattung“, sagt Maria Neher. Sie glaubt aber, dass viele am Abend lieber auf der Terrasse sitzen und den Blick ins Ostrachtal genießen wollen.
Feste Zeiten für Aktionen
Der Bereich vor den Häusern, die die Namen Morgentau, Mittagssonne und Abendrot tragen und sich durch die Farbe der Fensterläden und der Dekoration unterscheiden, ist gepflastert worden, die Wiese drumherum eingesät. Schafe und Ponys werden in Sichtweite grasen, Hühner und Kaninchen laufen frei herum. „Die Gäste dürfen sich immer bei uns umsehen“, betont Martin Neher. Für Bauernhofführungen oder Aktionen wie Brotbacken oder Buttermachen soll es aber feste Zeiten geben, damit sich der Landwirt weiter um seinen Betrieb kümmern kann.
Unzählige Kleinigkeiten wollen die Nehers noch fertigmachen, aber in den Herbstferien auf jeden Fall die ersten Gäste empfangen. „Wir sind schon ganz neugierig, wie unsere Häuser bei denen ankommen“, sagt Maria Neher.