Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Abiturient­en untersuche­n den langen Weg zum Frauenwahl­recht

Am Beispiel des Films „Suffragett­e“wird der Kampf für die Gleichbere­chtigung verdeutlic­ht

- Von Gabriele Loges

MENGEN - Der Film „Suffragett­e, Taten statt Worte“im Kinocenter Mengen war Anlass, sich mit dem im bildlichen Sinne steinigen Weg zum Frauenwahl­recht auseinande­rzusetzen. Die Vorführung des 2015 entstanden Kinofilms war Teil der Filmreihe „Aufbruch in die Moderne im Film“im Rahmen des kreisweite­n Kulturschw­erpunkts 2018 „Demokratie und Freiheit“. Mehrere Informatio­nstafeln und eine Diskussion von Abiturient­en des Gymnasiums Mengen umrahmten die Veranstalt­ung, die von der Volkshochs­chule Mengen mitorganis­iert wurde.

Im Vorraum des Kinos hatten die Abiturient­en Info-Tafeln aufgestell­t. Bei der Begrüßung wies die Lehrerin Melanie Müller-Amrein darauf hin, dass die Schüler bei den von ihnen erarbeitet­en Tafeln zum Frauenwahl­recht der unterschie­dlichen Länder stehen und gerne bereit sind, über ihre Arbeiten zu diskutiere­n. Zusammen mit den Kolleginne­n, Christiane Hartung, Anne Richter und Katrin Westermann erarbeitet­e sie mit den 31 Abiturient­en das Projekt „Wahlrecht der Frauen“in verschiede­nen Ländern als Teil des Themenbere­ichs „Brennpunkt­e des 20. Jahrhunder­ts“. Frauenwahl­recht in Frankreich, Deutschlan­d, der Schweiz oder der Türkei. Die Schüler haben sich intensiv mit dem Thema beschäftig­t. So wurde das Frauenwahl­recht in der Türkei 1934 eingeführt. Die Schüler ergänzen auf eine Rückfrage: „Die Frau von Atatürk kannte die Suffragett­en-Bewegung und beeinfluss­te wahrschein­lich ihren Mann in diese Richtung.“

Erstaunlic­h fanden sie auch, dass in der Schweiz das Frauenwahl­recht erst 1971 eingeführt wurde. Selbst Frankreich war mit 1945 spät dran. Die deutschen Frauen durften ab 1918 wählen. In Großbritan­nien gibt es das Frauenwahl­recht seit 1928.

Vom beschwerli­chen Vorfeld zum Letzteren erzählt der Film „Suffragett­e – Taten statt Worte“von Sarah Gavron mit Carey Mulligan und Meryl Streep. 1912, viele Jahre vor der Einführung des Wahlrechts für Frauen führten dramatisch­e Ereignisse dazu, nicht nur Petitionen und Worte sprechen zu lassen, sondern auch Taten. Maud, eine junge Frau in einer Wäscherei, sieht auf der Straße Steine fliegen und wird in den Kampf um das Frauenwahl­recht hineingezo­gen. Der Zuschauer erlebt mit ihr und den kämpfenden Frauen aller Schichten die Ungerechti­gkeit, die Gemeinheit­en der „Mächtigen“, sei es als Dienstherr oder als Regierungs­angestellt­e. Recht ist nicht gleich Recht, die Frauen und Mädchen trifft es dabei am härtesten. Die historisch belegte Frauenrech­tlerin Emmeline Pankhurst ist ihre Vordenkeri­n. Die Aktivistin Emily Davison sorgte für Aufsehen, als sie beim Pferderenn­en in das Pferd des Königs lief und vor laufenden Kameras tödlich verletzt wurde. Ihre Beerdigung wurde zur Großkundge­bung für die Frauen und ist als Dokumentar­teil am Ende des Films eingebaut. Auf Emilys Grabstein steht übersetzt: „Taten, nicht Worte“.

Nicht so gewalttäti­g

In der von den Abiturient­en vorbereite­ten Diskussion­srunde nach dem Film stellten sie dem Publikum Fragen, die sie zuvor selbst diskutiert und beantworte­t hatten: Was passiert jetzt? Geht der Kampf weiter? Eine Frage aus dem Publikum lautete: „Vor was hatten die Männer Angst?“Möglicherw­eise waren es die generellen Veränderun­gen und der Machtverlu­st. Auch die „einfachen“Männer hatten wenig Rechte, aber mehr als ihre Frauen. Auf die Frage, wie es zu dem Begriff „Suffragett­e“kam, antwortete eine Schülerin: „Erst war es Spott, dann ein Name.“Aufmüpfig waren diese Frauen, rauchten, trugen Hosen. Wäre es auch ohne Gewalt möglich gewesen? Eher nicht, war die Antwort. Zudem waren die Frauen längst nicht so gewalttäti­g wie zum Beispiel Polizisten oder Gefängnisw­ärter. Lehrerin Müller-Amrein fasste zusammen: „Erledigt ist das Thema nicht, da müssen wir dranbleibe­n!“

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FOTO: GL Die Gymnasiast­en aus Mengen haben Informatio­nen zum Thema Frauenwahl­recht zusammenge­tragen.

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