Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Abiturienten untersuchen den langen Weg zum Frauenwahlrecht
Am Beispiel des Films „Suffragette“wird der Kampf für die Gleichberechtigung verdeutlicht
MENGEN - Der Film „Suffragette, Taten statt Worte“im Kinocenter Mengen war Anlass, sich mit dem im bildlichen Sinne steinigen Weg zum Frauenwahlrecht auseinanderzusetzen. Die Vorführung des 2015 entstanden Kinofilms war Teil der Filmreihe „Aufbruch in die Moderne im Film“im Rahmen des kreisweiten Kulturschwerpunkts 2018 „Demokratie und Freiheit“. Mehrere Informationstafeln und eine Diskussion von Abiturienten des Gymnasiums Mengen umrahmten die Veranstaltung, die von der Volkshochschule Mengen mitorganisiert wurde.
Im Vorraum des Kinos hatten die Abiturienten Info-Tafeln aufgestellt. Bei der Begrüßung wies die Lehrerin Melanie Müller-Amrein darauf hin, dass die Schüler bei den von ihnen erarbeiteten Tafeln zum Frauenwahlrecht der unterschiedlichen Länder stehen und gerne bereit sind, über ihre Arbeiten zu diskutieren. Zusammen mit den Kolleginnen, Christiane Hartung, Anne Richter und Katrin Westermann erarbeitete sie mit den 31 Abiturienten das Projekt „Wahlrecht der Frauen“in verschiedenen Ländern als Teil des Themenbereichs „Brennpunkte des 20. Jahrhunderts“. Frauenwahlrecht in Frankreich, Deutschland, der Schweiz oder der Türkei. Die Schüler haben sich intensiv mit dem Thema beschäftigt. So wurde das Frauenwahlrecht in der Türkei 1934 eingeführt. Die Schüler ergänzen auf eine Rückfrage: „Die Frau von Atatürk kannte die Suffragetten-Bewegung und beeinflusste wahrscheinlich ihren Mann in diese Richtung.“
Erstaunlich fanden sie auch, dass in der Schweiz das Frauenwahlrecht erst 1971 eingeführt wurde. Selbst Frankreich war mit 1945 spät dran. Die deutschen Frauen durften ab 1918 wählen. In Großbritannien gibt es das Frauenwahlrecht seit 1928.
Vom beschwerlichen Vorfeld zum Letzteren erzählt der Film „Suffragette – Taten statt Worte“von Sarah Gavron mit Carey Mulligan und Meryl Streep. 1912, viele Jahre vor der Einführung des Wahlrechts für Frauen führten dramatische Ereignisse dazu, nicht nur Petitionen und Worte sprechen zu lassen, sondern auch Taten. Maud, eine junge Frau in einer Wäscherei, sieht auf der Straße Steine fliegen und wird in den Kampf um das Frauenwahlrecht hineingezogen. Der Zuschauer erlebt mit ihr und den kämpfenden Frauen aller Schichten die Ungerechtigkeit, die Gemeinheiten der „Mächtigen“, sei es als Dienstherr oder als Regierungsangestellte. Recht ist nicht gleich Recht, die Frauen und Mädchen trifft es dabei am härtesten. Die historisch belegte Frauenrechtlerin Emmeline Pankhurst ist ihre Vordenkerin. Die Aktivistin Emily Davison sorgte für Aufsehen, als sie beim Pferderennen in das Pferd des Königs lief und vor laufenden Kameras tödlich verletzt wurde. Ihre Beerdigung wurde zur Großkundgebung für die Frauen und ist als Dokumentarteil am Ende des Films eingebaut. Auf Emilys Grabstein steht übersetzt: „Taten, nicht Worte“.
Nicht so gewalttätig
In der von den Abiturienten vorbereiteten Diskussionsrunde nach dem Film stellten sie dem Publikum Fragen, die sie zuvor selbst diskutiert und beantwortet hatten: Was passiert jetzt? Geht der Kampf weiter? Eine Frage aus dem Publikum lautete: „Vor was hatten die Männer Angst?“Möglicherweise waren es die generellen Veränderungen und der Machtverlust. Auch die „einfachen“Männer hatten wenig Rechte, aber mehr als ihre Frauen. Auf die Frage, wie es zu dem Begriff „Suffragette“kam, antwortete eine Schülerin: „Erst war es Spott, dann ein Name.“Aufmüpfig waren diese Frauen, rauchten, trugen Hosen. Wäre es auch ohne Gewalt möglich gewesen? Eher nicht, war die Antwort. Zudem waren die Frauen längst nicht so gewalttätig wie zum Beispiel Polizisten oder Gefängniswärter. Lehrerin Müller-Amrein fasste zusammen: „Erledigt ist das Thema nicht, da müssen wir dranbleiben!“