Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Neue Leiterin legt Wert auf Ehrlichkeit
Alexandra Keinath folgt an der Kasimir-Walchner in Pfullendorf auf Eva Riede-Leibbrand
PFULLENDORF - Seit August ist Alexandra Keinath neue Leiterin der Kasimir-Walchner-Schule in Pfullendorf. Mit SZ-Redakteur Sebastian Korinth spricht sie über ihre Ziele, die großen Fußstapfen ihrer Vorgängerin und über die Besonderheiten der Arbeit als Sonderschullehrerin.
Ihre Vorgängerin Eva Riede-Leibbrand hat Ihnen Energie, Verhandlungsgeschick und Autorität bei den Schülern attestiert. Erkennen Sie sich in dieser Beschreibung wieder?
Ja, schon. Ohne die nötige Energie hätte ich mich nicht auf die Schulleiterstelle beworben. Was das Verhandlungsgeschick betrifft: Man kann es natürlich nicht allen recht machen – ich bin stets bemüht, konstruktive Lösungen zu finden. Und die Arbeit mit den Kindern macht mir unheimlich viel Spaß – aber mit der erforderlichen Konsequenz und Verlässlichkeit kann man bei den Schülern viel erreichen.
Von 2002 bis 2013 waren sie schon als Lehrerin und als Konrektorin an der Kasimir-Walchner-Schule in Pfullendorf. Wie haben Sie diese Zeit in Erinnerung?
Es war eine schöne, interessante Zeit mit vielen wichtigen Ereignissen für die Schule. Das Gemeinschaftshaus der Schulen, das wir gemeinsam mit der Realschule nutzen, wurde gebaut. Wir haben das Mittagessen, die Hausaufgabenbetreuung und die Betreuung am Nachmittag eingeführt. Wir haben ein Oberstufenkonzept umgesetzt und mehrere Bildungspartnerschaften abgeschlossen. Ein weiterer Meilenstein war die Namensgebung der Schule.
Warum haben Sie die Schule dann trotzdem verlassen?
Durch den neuen Zuschnitt der Schulbezirke ist die Konrektorenstelle weggefallen. Ich hatte aber schon den Wunsch, eine Leitungsposition zu übernehmen und mich neuen Herausforderungen zu stellen.
Deshalb bin ich dann als Konrektorin an die Fidelisschule in Sigmaringen gewechselt.
Und jetzt sind Sie wieder zurückgekommen.
Es war ja schon länger absehbar, dass Eva Riede-Leibbrand mit dem Ende des Schuljahres 2017/18 in den Ruhestand gehen wird. Ich fühlte mich in Sigmaringen sehr wohl und es gab für mich eigentlich keinen Grund, die Schule zu verlassen – aber die Leitung der Kasimir-WalchnerSchule war einfach nochmal eine Chance für mich. Ich arbeite mit einem sehr engagierten und motivier-
ten Kollegium zusammen. Es gibt hier viele Jugendbegleiter, die Stadt steht zu 100 Prozent hinter ihrer Schule, die auch von den Eltern super angenommen wird. Wir haben ein tolles Angebot von Sport und Musik über Kunst und ComputerAGs bis hin zu Schulsanitätern und Hausaufgabenbetreuung, und, und, und.
Aber Sie treten auch in große Fußstapfen. Eva Riede-Leibbrand war 39 Jahre lang hier an der Schule.
Es stimmt: Das sind große Fußstapfen. Aber wir haben in unserer gemeinsamen
Zeit gut zusammengearbeitet und ich habe von ihr unheimlich viel gelernt. Und: Sie hat mir eine bestens geführte Schule übergeben. Vieles werde ich fortführen, das eine oder andere etwas anders machen. Einiges habe ich auch schon angesprochen und bin damit bei den Kollegen auf offene Ohren gestoßen. Und ohne sie geht es nicht. Mir ist wichtig, dass die Kollegen hinter mir stehen.
Worauf legen Sie als Schulleiterin Wert?
Wichtig sind mir Transparenz und Ehrlichkeit, aber auch ein respektchen voller Umgang miteinander. Unsere Schüler wollen wir während ihrer Schulzeit begleiten und fördern, um sie so individuell und bestmöglich auf das Leben und die Arbeitswelt vorzubereiten.
Warum haben Sie sich überhaupt für den Unterricht an einer Förderschule, heute: Sonderpädagogisches Bildungs- und Beratungszentrum (SBBZ) mit Förderschwerpunkt Lernen, entschieden?
Bei einem Praktikum in Mariaberg habe ich damals diese besondere Schülerschaft kennengelernt. Seitdem liegen mir die Jungen und Mäd- am Herzen. Sie brauchen eine besondere Förderung, eine besondere Aufmerksamkeit. Das Tolle ist: Weil wir besonders viel Zeit mit unseren Schülern verbringen, schenken sie uns viel Vertrauen. Kein Tag ist wie der andere, stets gilt es, sich neuen Herausforderungen zu stellen und intuitiv Entscheidungen zu treffen.
Welchen Herausforderungen müssen Sie sich als Schulleiterin stellen?
Momentan beginnt das bei der Gestaltung des Stundenplans bis hin zur Organisation unserer Jugendbegleiter. Den Schulbetrieb trotz Lehrermangel zu organisieren, ist keine leichte Aufgabe. Wir haben zwar genug Lehrer, um den Unterricht zu gewährleisten, wünschen uns aber eigentlich mehr Sonderschullehrer, da die Arbeit an einem SBBZ auch viele sonderschulspezifische Aufgaben mit sich bringt, wie zum Beispiel die Frühförderung, den sonderpädagogischen Dienst in anderen Schulen sowie die sonderpädagogische Diagnostik. Sonderschullehrer gibt es landesweit momentan zu wenig. Wir alle hoffen, dass sich das bald ändert.