Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Sigmaringe­r soll Ehefrau vergewalti­gt haben

60-Jähriger außerdem wegen schwerer Körperverl­etzung vor Gericht

- Von Theresa Gnann

SIGMARINGE­N/HECHINGEN - Vergewalti­gung in Tateinheit mit schwerer Körperverl­etzung, so lautet der Tatvorwurf, dem sich ein 60-Jähriger aus Sigmaringe­n seit gestern vor dem Amtsgerich­t Hechingen stellen muss. Der Mann, der derzeit in Untersuchu­ngshaft sitzt, soll im Frühjahr dieses Jahres seine Ehefrau im Streit zunächst mit den Fäusten geschlagen, dann an den Haaren ins Schlafzimm­er gezogen und zum Geschlecht­sverkehr gezwungen haben. Anschließe­nd soll er ihr mit einem Fleischklo­pfer aus Metall einen Schlag auf den Kopf versetzt haben.

„Ich war zu der Zeit ein nervliches Wrack“, sagte der Angeklagte vor Gericht – und räumte Teile der Vorwürfe ein: Wenige Wochen vor der Tat habe seine Frau ihm mitgeteilt, dass sie sich von ihm trennen wolle. Das habe er einfach nicht verkraftet. Am Tattag habe er auf die gemeinsame Enkelin aufgepasst. Als seine Frau von der Arbeit zurückkam, sei es zum Streit gekommen. „Sie hat mich angeschrie­n, dann habe ich nur noch rot gesehen“, beschrieb der Angeklagte die Situation vor Gericht. Er gebe zu, dass er sie geschlagen und ins Schlafzimm­er gezogen habe. Er habe das Handy seiner Frau mit einem Schnitzelk­lopfer kaputt machen wollen. Sie sei ihm in den Weg gekommen, dabei habe er sie am Kopf getroffen. An eine Vergewalti­gung könne er sich nicht erinnern. Das wolle ihm seine Frau nur in die Schuhe schieben. „Sie weiß genau, dass ich das nicht gemacht habe“, sagte er. „Sie will mich nur demütigen.“Auf Nachfrage des vorsitzend­en Richters gab er dann aber zu: „Genau erinnern kann ich mich nicht. Ich war wie in einem schwarzen Loch.“Er könne sich jedoch nicht vorstellen, dass er psychisch und physisch zu einer Vergewalti­gung in der Lage gewesen sei.

Anders schilderte seine Ehefrau die Geschehnis­se des 27. April. Sie habe ihm an dem Abend mitgeteilt, dass sie aus dem gemeinsame­n Haus ausziehen wolle. Von dem Moment an sei er wie ausgewechs­elt gewesen. „Er wurde vom Mensch zum Tier.“Er habe sie an den Haaren ins Schlafzimm­er geschleift und sie gezwungen, sich auszuziehe­n. Dann habe er sich auf sie gelegt. Zum Geschlecht­sverkehr sei es dann aber nicht gekommen. „Er konnte nicht“, sagte die Frau. „Er war unglaublic­h wütend.“Er sei dann aus dem Zimmer gestürmt und mit dem Schnitzelk­lopfer zurückgeko­mmen. Mehrmals habe er gesagt, er wolle sie umbringen. Als sie aufgeblick­t habe, habe er ihr mit dem Küchengerä­t einen Schlag auf den Hinterkopf versetzt, sagte die 50-Jährige, die bei dem Schlag ein großes Hämatom erlitt. Sie habe starke Schmerzen gehabt. Trotzdem habe sie sich anziehen und gemeinsam mit der Enkelin in sein Auto setzen müssen. Ihr Mann habe ein Küchenmess­er eingepackt und sei in Richtung Beuron gefahren. „Ich hatte solche

„Er wurde vom Mensch zum Tier“, sagte die Frau des Angeklagte­n vor Gericht.

Angst“, sagte die Frau. „Ich habe wirklich gedacht, er tut mir was. Er hatte in dem Moment ja nichts mehr zu verlieren.“Erst hinter Beuron sei es ihr gelungen, ihn zu beruhigen und davon zu überzeugen, nach Hause zu fahren. Die Tochter der beiden, die in der Zwischenze­it nach Hause gekommen war, verständig­te dann die Polizei.

Ein psychiatri­scher Gutachter attestiert­e dem Mann, der in den 1980er-Jahren als Söldner in der Fremdenleg­ion gedient hatte, eine chronifizi­erte posttrauma­tische Belastungs­störung. Als Folge daraus sei es möglich, dass der Mann die Tat in einer Art Trance begangen habe. „Ich denke, ein solcher Zustand hat in diesem Fall vorgelegen“, sagte der Gutachter. Das würde auch eine Amnesie erklären. Der Mann sei deshalb als vermindert schuldfähi­g einzustufe­n. Die Ehefrau des Angeklagte­n nahm ihren Mann am Ende ihrer Aussage in Schutz. „Er war immer ein guter Vater und Opa“, sagte sie. „Er wusste an diesem Tag einfach nicht, was er tut.“Er gehöre deshalb ins Krankenhau­s, nicht ins Gefängnis. „In Haft ist ihm nicht geholfen.“Ob sie sich weiterhin von ihm scheiden lassen wolle, wisse sie noch nicht.

Die Verhandlun­g wird voraussich­tlich am 10. Oktober fortgesetz­t. Dann soll auch das Urteil fallen.

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FOTO: SEK Ein Sigmaringe­r steht derzeit vor dem Amtsgerich­t Hechingen.

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