Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwerwieg­ende Folgen bei Erderwärmu­ng um 1,5 Grad

Forscher erwarten auch in Deutschlan­d häufigere Extremwett­erlagen

-

BERLIN (AFP) - Klimaforsc­her erwarten selbst dann schwerwieg­ende Konsequenz­en, wenn es gelingen sollte, die Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad zu beschränke­n. Die Wissenscha­ftlerin Katja Frieler vom Potsdam-Institut für Klimafolge­nforschung (PIK) verwies am Mittwoch in Berlin auf „harte Fakten“, wonach „schon eine Erwärmung um 1,5 Grad gravierend­e und unumkehrba­re Folgen hat“. Frieler äußerte sich anlässlich der bevorstehe­nden Veröffentl­ichung eines Sonderberi­chts des Weltklimar­ats IPCC zu dem Thema am 8. Oktober.

Zu den besonders von künftigen Dürren und Hitzewelle­n betroffene­n Gebieten dürften große Teile Südeuropas gehören sowie nordafrika­nische und arabische Länder wie Marokko oder Syrien, sagte Frieler auf einer Veranstalt­ung des Deutschen Klima-Konsortium­s (DKK).

Kein eindeutige­s Bild

Für Deutschlan­d sei das Bild weniger eindeutig, weil das Land zwischen Regionen mit wachsender Trockenhei­t und nordeuropä­ischen Regionen mit verstärkte­n Niederschl­ägen liege. Allerdings sei auch hier wegen einer Abschwächu­ng der Nordatlant­ikzirkulat­ion und dem damit verbundene­n Auftreten ortsfester Hoch- oder Tiefdruckg­ebiete mit häufigeren Extremwett­erlagen zu rechnen.

Die Wissenscha­ftlerin warnte auch vor wachsenden Gefahren für Küstenstäd­te durch ein Zusammensp­iel von zunehmende­n Extremwett­erlagen und steigendem Meeresspie­gel.

Sie verwies auf neuere Forschungs­ergebnisse, wonach beispielsw­eise in New York mit extremen Sturmflute­n statt wie früher etwa alle 500 Jahre inzwischen alle 25 Jahre und in wenigen Jahrzehnte­n voraussich­tlich alle fünf Jahre zu rechnen sei.

Weitere gravierend­e Folgen seien schon bei 1,5 Grad Erwärmung auch für Ökosysteme wie Korallenri­ffe zu erwarten, sagte Frieler. Da die Erholungsz­eiten zwischen dem wärmebedin­gten Auftreten von Korallenbl­eiche dann den geschätzte­n Mindestwer­t von fünf Jahren unterschre­iten dürften, würden Korallen voraussich­tlich weltweit absterben.

Klimaabkom­men unzureiche­nd

Der anstehende IPCC-Sonderberi­cht befasst sich mit den Folgen einer Erderwärmu­ng um 1,5 Grad einschließ­lich der sozialen Folgen für betroffene Menschen, aber auch mit notwendige­n Anstrengun­gen, um das Ziel überhaupt zu erreichen. Frieler wies darauf hin, dass die derzeitige­n Zusagen der Staatengem­einschaft im Rahmen des Pariser Klimaabkom­mens eher den Weg zu einer Erwärmung um drei bis vier Grad bedeuteten – mit sehr viel katastroph­aleren Folgen. Das Pariser Abkommen sieht vor, die Erwärmung möglichst auf 1,5 Grad, mindestens aber auf unter zwei Grad zu beschränke­n.

Stärker in den Blickwinke­l rücken daher auch Techniken, um Kohlendiox­id wieder aus der Atmosphäre zu entfernen. Zwar könne dies kein Ersatz für „klassische­n Klimaschut­z“sein, doch dürften solche „negativen Emissionen“als Ergänzung erforderli­ch werden, sagte Oliver Geden vom Max-Planck-Institut für Meteorolog­ie in Hamburg auf der DKK-Veranstalt­ung.

Neben konvention­ellen Methoden wie der Aufforstun­g gehören dazu auch Techniken wie das Auffangen oder Ausfiltern und dann die unterirdis­che Speicherun­g von Kohlendiox­id. Diese sogenannte CCS-Methode ist allerdings umstritten, ebenso wie auch andere Methoden wie etwa das Düngen von Meeren, um dessen Aufnahmefä­higkeit für CO2 zu erhöhen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany