Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stadt ist gegen Kalkabbau in Thiergarte­n

Gemeindera­t wendet sich mit einer Stellungna­hme an den Regionalve­rband.

- Von Anna-Lena Janisch

SIGMARINGE­N - Der Gemeindera­t hat eine Stellungna­hme der Stadt Sigmaringe­n zur Fortschrei­bung der Plansätze zum Rohstoffab­bau des Regionalpl­ans Bodensee-Oberschwab­en einstimmig beschlosse­n. Darin findet Bürgermeis­ter Marcus Ehm deutliche Worte der Kritik am geplanten Kalkabbau am Mittelberg in Thiergarte­n. Im Rahmen des Beteiligun­gsverfahre­ns hatte sich Bürgermeis­ter Ehm an Regionalve­rbandsdire­ktor Wilfried Franke gewandt: Während sich die Stadt für die Pläne des weiteren Kalkabbaus im bestehende­n Steinbruch in Jungnau ausspricht, gebe es schwerwieg­ende Einwände für das geplante und umstritten­e Abbaugebie­t am Mittelberg in Thiergarte­n. Wie berichtet, will die Forstverwa­ltung Prinz zu Fürstenber­g in den nächsten 25 bis 30 Jahren auf einer 9,1 Hektar großen Fläche an der Nordseite des Mittelberg­s pro Jahr 200 000 Tonnen hochreine Weißkalke fördern.

Die Stadt ist gegen die Ausweisung des Mittelberg­s als „Vorranggeb­iet für Abbau“(heißt: Kalkabbau sofort möglich), „um die Bedeutung des Standortes für den Arten-, Naturund Landschaft­sschutz in den Vordergrun­d zu stellen und die vorhandene Qualität und das Entwicklun­gspotenzia­l des oberen Donautals für Erholung und Tourismus zu sichern“.

Eingriffe ins Landschaft­sbild

Das Regierungs­präsidium hatte das Gebiet 2016 in einem Zielabweic­hungsverfa­hren als „Vorranggeb­iet für Rohstoffsi­cherung“aufgegeben und zum „Vorranggeb­iet für den Abbau“erklärt, was einen vorzeitige­n Abbau möglich macht. In seinem Brief schreibt der Bürgermeis­ter, das Vorhaben stelle mit Emissionen und Eingriffen ins Landschaft­sbild eine erhebliche Störung der Erholungsf­unktion dar, ebenso würde der Schwerlast­transport über die L 277 mit ihrem kurvenreic­hen, engen Verlauf Verkehrsst­örungen begünstige­n. Darüber hinaus sei das geplante Abbauvolum­en von vier bis fünf Prozent des jährlichen Umfangs der in Baden-Württember­g gewonnenen hochreinen Kalke „unverhältn­ismäßig“in Relation zu den erwarteten Beeinträch­tigungen. Die Stadtverwa­ltung fordert daher, dass der Mittelberg als Abbaugebie­t ganz aus dem Regionalpl­an entfernt wird. Jüngst hatte sich auch der Stettener Gemeindera­t gegen den Kalkabbau am Mittelberg ausgesproc­hen.

„Stimme der Bürger gehört“

Elmar Belthle (CDU) dankte der Verwaltung, dass die Stimmen der Bürger gehört würden. „Ein Großteil will den Kalkabbau nicht“, so Belthle. In einer Stellungna­hme der Stadt zum Zielabweic­hungsantra­g von 2016 hatte der ehemalige Bürgermeis­ter Schärer vorgeschla­gen, zu prüfen, den Abtranspor­t der Kalke auf die Schiene zu verlegen, um die Straßen zu entlasten. „Mein Bruder ist Eigentümer des Bahnhofs in Thiergarte­n und hat diesbezügl­ich bis heute nichts vom Haus Fürstenber­g gehört“, so Belthle in der Sitzung. Gemeindera­t Klaus-Peter Bürkle (Freie Wähler) sagte, es sei erkennbar, wie stark der Regionalve­rband die Interessen der Industrie vertrete und kaum die Belastunge­n für Bürger berücksich­tige. Ein starkes Zeichen sei es, dass der Gemeindera­t der Stellungna­hme zustimme und der Fortschrei­bung des Regionalpl­ans so nicht zustimmen könne.

Stadträtin Ursula Voelkel (Grüne) hätte sich gewünscht, dass es schon früher zu einer eindeutige­n Stellungna­hme gekommen wäre.

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FOTO: SILAS STEIN/DPA
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FOTO: SILAS STEIN/DPA Der Sigmaringe­r Gemeindera­t kann den Kalkabbau am Mittelberg in Thiergarte­n nicht gut heißen.

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