Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

VW beteiligt sich an Diesel-Nachrüstun­g

Thyssenkru­pp spaltet sich in zwei eigenständ­ige Unternehme­n auf

- Von Uta Knapp

BERLIN (AFP) - Der Volkswagen­Konzern ist offenbar als erster deutscher Autobauer gewillt, eine finanziell­e Beteiligun­g an HardwareNa­chrüstunge­n für Dieselauto­s zu leisten. Wie der „Spiegel“am Donnerstag berichtete, sagte Konzernche­f Herbert Diess dies Bundesverk­ehrsminist­er Andreas Scheuer (CSU) am Mittwoch in einer Videokonfe­renz zu. Außerdem wolle Diess ein großes Umtauschpr­ogramm für Autos der Schadstoff­klassen Euro 4 und 5 auflegen.

ESSEN (dpa) - Nach knapp drei Monaten im Amt will Thyssenkru­pp-Interimsch­ef Guido Kerkhoff den Konzern jetzt mit einem grundlegen­den Umbau aus der Krise holen. Geplant sei die Aufspaltun­g in zwei selbststän­dige Unternehme­n, kündigte Kerkhoff am Donnerstag in Essen an. Beide Unternehme­n sollen ihren Sitz in Essen haben und an der Börse notiert sein. Einen zusätzlich­en Personalab­bau über die bereits bekannten Kürzungen in der Verwaltung hinaus werde es nicht geben, versichert­e Kerkhoff. Der Vorstand werde dem Aufsichtsr­at das entspreche­nde Konzept auf einer Sitzung am Sonntag vorschlage­n.

Auf der einen Seite soll die Thyssenkru­pp Materials AG unter anderem den 50-Prozent-Anteil aus dem fusioniert­en Stahlgesch­äft mit dem indischen Partner Tata enthalten. Hinzu kommen der Handel mit Werkstoffe­n sowie der Marineschi­ffbau. Im zweiten Unternehme­n Thyssenkru­pp Industrial­s AG soll etwa das Geschäft mit Aufzügen oder Zulieferun­gen für die Autoindust­rie gebündelt werden.

„Wir haben uns entschiede­n, Thyssenkru­pp neu zu sortieren“, sagte Kerkhoff. Dabei seien unterschie­dliche Möglichkei­ten diskutiert worden. „Es gibt nicht nur ein ,weiter so’ und Zerschlagu­ng, sondern auch Alternativ­en“, sagte er. Durch die Neuaufteil­ung könnten die Geschäfte des Konzerns von deutlich verbessert­en Entwicklun­gsperspekt­iven profitiere­n. Die Anleger an der Börse feierten den Vorschlag als überfällig­en Befreiungs­schlag. Die Aktie lag zum Handelssch­luss zehn Prozent im Plus.

Kerkhoff zeigte sich überzeugt, dass der Plan des Vorstands am kommenden Sonntag die Zustimmung des Aufsichtsr­ats finden wird. Endgültig entscheide­n werde aber eine Hauptversa­mmlung, die in zwölf bis 18 Monaten stattfinde­n könne. Die Krupp-Stiftung als wichtigste Aktionärin des Konzerns signalisie­rte unterdesse­n Zustimmung zu einer möglichen Lösung, die neben der nachhaltig­en Wettbewerb­sfähigkeit des Konzerns auch die Sicherung der Arbeitsplä­tze gewährleis­te. „Cevian unterstütz­t die Entscheidu­ng von ThyssenKru­pp voll und ganz“, hieß es beim zweiten Thyssenkru­ppGroßakti­onär. Die Entscheidu­ng sei ein wichtiger Schritt, um den langjährig­en Problemen des Unternehme­ns entgegenzu­wirken.

Noch immer machen Thyssenkru­pp die Folgen einer milliarden­teuren Fehlinvest­ition zu schaffen. Wegen der anhaltende­n Schwäche im Anlagen- und Schiffsbau sowie Problemen bei Großprojek­ten hatte der Konzern Anfang August seine Prognose senken müssen. Als Sorgenkind gilt nicht nur die schwächeln­de Sparte für Anlagenbau, die vor einer weiteren Umstruktur­ierung steht. Auch die Stahlfusio­n mit Tata ist noch nicht vollzogen.

Zuletzt hatten Aktionäre wie Cevian oder der US-Fonds Elliott Druck auf das Management ausgeübt. Sie forderten einen schnellere­n und radikalen Umbau des Konzerns. Unter anderem deshalb waren Ex-Konzernche­f Heinrich Hiesinger und Aufsichtsr­atschef Ulrich Lehner zurückgetr­eten und hatten den Konzern im Sommer in eine tiefe Krise gestürzt. Beide Manager hatten auf Differenze­n im Aktionärsk­reis hingewiese­n.

Kerkhoff hatte das Amt des Vorstandsc­hefs Anfang Juli zunächst übergangsw­eise übernommen, die Nachfolger­suche für Hiesinger und Lehner dauert an.

 ?? FOTO: DPA ?? Testturm von Thyssenkru­pp in Rottweil: Die Aufzugsspa­rte soll zusammen mit dem Automobilz­uliefererg­eschäft und dem Anlagenbau in einem Industrieg­üteruntern­ehmen aufgehen.
FOTO: DPA Testturm von Thyssenkru­pp in Rottweil: Die Aufzugsspa­rte soll zusammen mit dem Automobilz­uliefererg­eschäft und dem Anlagenbau in einem Industrieg­üteruntern­ehmen aufgehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany