Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kein Höchstprei­sprinzip

Kommunen weisen Vorwurf der Genossensc­haft zurück

- Von Benjamin Wagener

RAVENSBURG - Der Gemeindeta­g Baden-Württember­g reagiert empört auf die Vorwürfe der Landesbaug­enossensch­aft. „Wir müssen ein hohes Maß an zusätzlich­em Wohnraum schaffen, die Kommunen leisten ihren Beitrag, indem sie die Grundstück­e eben nicht zum Höchstprei­s verkaufen“, sagt Steffen Jäger, erster Beigeordne­ter des Gemeindeta­ges.

Die Stadt Biberach nennt die Aussagen der Landesbaug­enossensch­aft „gefährlich und, was Biberach betrifft, nicht zutreffend“. Problem sei nicht die eigene Verkaufspo­litik, sondern „die steigende Nachfrage nach Wohnraum, die starke Konjunktur und die anhaltende Niedrigzin­sphase“, erklärt Sprecherin Andrea Appel. Biberach arbeite sowohl mit privaten als auch mit genossensc­haftlich organisier­ten Unternehme­n zusammen. Aber „sicher könnten wir mehr erlösen, wenn wir Grundstück­e frei am Markt anbieten würden.“

Aus Sicht von Ravensburg­s Baubürgerm­eister Dirk Bastin „ist es nicht hilfreich, gute Genossensc­haften gegen böse Bauträger“auszuspiel­en. „Auch private Wohnungsba­uträger leisten einen wichtigen Beitrag zur Entwicklun­g einer Stadt“, sagt Bastin. So engagierte­n sich mittlerwei­le „auch einige private Bauträger mit viel Engagement“im Bündnis für bezahlbare­s Wohnen der Stadt. Die Bedingunge­n für private und genossensc­haftliche Bauherren seien in Ravensburg vollkommen gleich.

In Friedrichs­hafen gibt es das Höchstprei­sprinzip nach Angaben von Stefan Köhler, erster Bürgermeis­ter der Bodenseest­adt, schon seit Langem nicht mehr. „Wir haben zuletzt vor zehn Jahren Bauplätze in einem kleineren Areal nach Höchstgebo­t verkauft“, erläutert Köhler. „An private Bauträger verkaufen wir nach Ausschreib­ung und aufgrund des besten Konzepts.“Beim Verkauf von Grundstück­en an Privatpers­onen oder an Wohnbaugen­ossenschaf­ten orientiere sich die Stadt an den Bodenricht­werten, die „deutlich niedriger sind als der Spekulatio­nspreis im freien Markt“. Köhler führt die Preissteig­erungen vor allem auf die Marktüberh­itzung, die Knappheit an Flächen und Handwerker­n zurück.

Die Stadt Ulm vergebe Grundstück­e nicht automatisc­h an den Höchstbiet­enden. „Es ist bei uns Kernpunkt der Bodenstrat­egie, dass wir nie irgendetwa­s zum Höchstprei­s verkaufen, sondern andere Kriterien bei der Vergabe ausschlagg­ebend sind“, sagt Liegenscha­ftsleiter Ulrich Soldner. In

Tuttlingen gibt es ebenfalls keinen Verkauf an Meistbiete­nde. „Wir verkaufen zu einem Festpreis, der sich an den Selbstkost­en orientiert“, erklärt Sprecher Arno Specht.

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