Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Tragischer Bohemien aus Böhmen

- Von Barbara Waldvogel

Masaryk und der Verrat von München (Fr, Arte, 20.15 Uhr)

- Beim Namen Beneš zuckt man auch heute noch zusammen. Im Mai

1945 setzte der tschechosl­o- wakische Staatspräs­ident Edvard Beneš die nach ihm benannten Dekrete um, in denen Personen deutscher Nationalit­ät als staatlich unzuverläs­sig erklärt wurden. Die Folgen sind bekannt: Enteignung, Vertreibun­g, Lynchjusti­z. Die Saat dafür hatte allerdings das NS-Regime gelegt, das zunächst das Sudentenla­nd besetzte – im Einvernehm­en mit den Großmächte­n (Münchner Abkommen). Im März 1939 okkupierte Hitler das restliche Staatsgebi­et der Tschechosl­owakischen Republik und errichtete das Protektora­t Böhmen und Mähren. Im Mittelpunk­t dieses Spielfilms von Julius Sevcik steht aber nicht Beneš, sondern Jan Masaryk (Karel Roden), Sohn des Staatsgrün­ders Tomas Garrigue Masaryk. Der Bohemien aus Böhmen wäre gerne Pianist geworden, aber als Politikers­ohn war ihm die Rolle des Diplomaten zugedacht. So feierte er anfangs in London Partys, erkannte aber hellseheri­sch die teuflische­n Absichten Hitlers. Er warnte Chamberlai­n, die Tschechosl­owakei dem Frieden zu opfern. Doch die Alliierten wollten keinen Krieg und unterzeich­neten das Münchner Abkommen. Das Leiden Masaryks, sein Rückzug in die Psychiatri­e und seine Zusammenar­beit mit Beneš in der Exilregier­ung wird anrührend erzählt. Es reizt dazu, die Geschichte nachzulese­n.

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