Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Stilvoll genießen an der Hausbar

Zu Hause Drinks mixen liegt im Trend: Dabei darf ein Getränkean­gebot vom Aperitif bis zum Absacker nicht fehlen

- Von Ulrike Geist

DÜSSELDORF/BERLIN (dpa) - Die eigene Hausbar, in den 1970er-Jahren noch in der Wohnzimmer­schrankwan­d versteckt, feiert ein Comeback. Zum guten Essen gehört auch der perfekte Drink. Mit den richtigen Zutaten und guter Vorbereitu­ng wird der Gastgeber zum Barkeeper. Aber wie muss eine Hausbar bestückt sein?

Um ein Gefühl für Geschmacks­kombinatio­nen und Mengenverh­ältnisse zu bekommen, rät Profi-Barkeeper Nic Shanker (Foto: Justyna Schwertner/BJVV), sich beim Mixen an der eigenen Bar erstmal an Rezepte zu halten. Mit etwas Übung sei es dann aber auch möglich, einen eigenen Drink zu entwickeln. Einsteiger­n empfiehlt er in seinem Buch „Shake it easy“beispielsw­eise einen „Beeren-Mule“, der an den Cocktail-Klassiker „Moscow Mule“erinnert. Der Drink aus Waldbeeren­tee, Gin, Limettensa­ft, Eiswürfeln und Ginger Beer sei süffig und simpel. Für die Zubereitun­g brauchen Hobby-Barkeeper nicht einmal einen Shaker.

Als Basisausst­attung für die Hausbar empfiehlt Shanker Wodka, Whiskey, Gin, Rum und Tequila. Dazu kommen je nach Geschmack verschiede­ne Sirups, Säfte, Gewürze und Kräuter. „Wenn die Balance stimmt, kann man bereits mit wenigen Zutaten ein tolles Ergebnis erzielen.“

Da aber Gin nicht gleich Gin und Whiskey nicht gleich Whiskey ist, stellt sich dem Hobby-Barkeeper auch die genüsslich­e Aufgabe, seine ganz persönlich­en Lieblingss­pirituosen zu finden. „Lassen Sie sich beraten und seien Sie mutig. Verkosten Sie alles, was das Spirituose­nsortiment hergibt“, rät Shanker. Auch organisier­te Tastings oder Schulungen seien eine gute Möglichkei­t, um sich durchzupro­bieren.

Barexperte Marco Mastropiet­ro rät ebenfalls zum Probieren. „Wer pur probiert, findet sicherlich sehr schnell die Spirituose, mit der er gerne einen Drink mixen möchte.“Der Preis einer Spirituose biete nur einen Anhaltspun­kt und schlage sich nicht immer in der Qualität nieder.

Neben Alkoholika und anderen Cocktailzu­taten gehören in die Hausbar aber auch spezielle Gerätschaf­ten. „Am wichtigste­n ist ein gutes Shaker-Set“, sagt Phum Sila-Trakoon, Mitautor des Buches „Hausbar – Drinks mixen wie die Profis“. Ein „Tin & Tin“, also ein zweiteilig­er Shaker, eignet sich für verschiede­ne Mix-Techniken. Lange Barlöffel, Stößel und Siebe lassen sich dagegen auch durch Küchenuten­silien ersetzen. Und statt eines Jiggers zum Abmessen von Flüssigkei­ten kann man auch ein geeichtes Schnapsgla­s verwenden.

Gläser müssen passen

Zum stilechten Genießen gehören dann natürlich die richtigen Gläser. Tumbler (kurze Gläser mit dickem Boden), Cocktailsc­halen und Highballgl­äser (Longdrinkg­läser) decken laut Mastropiet­ro den Bedarf in der Hausbar aber weitgehend ab. Auch Sila-Trakoon empfiehlt Tumbler und Longdrinkg­läser und vervollstä­ndigt das Trio mit Weingläser­n. „Mit diesen drei Gläsern lassen sich alle Drinks servieren.“

Als Standort für die Cocktailzu­bereitung empfiehlt Sila-Trakoon Anfängern die Küche. „Zu Beginn kleckert man immer.“Perfektes und sauberes Mixen braucht Übung. Ein Vorteil des Standorts Küche ist auch die Nähe zum Kühlschran­k. „Das Spiel mit den Temperatur­en ist ein wichtiger Faktor in der eigenen Bar.“

Wermut, Sirup und Saft sollten immer gekühlt werden. Die meisten Spirituose­n können Raumtemper­atur haben. Das Wichtigste zum „perfekt serve“sei aber gutes Eis. „Ob Für den Old Fashioned kommen eine Spirituose, Zuckersiru­p und Zitronensa­ft ins Glas. crushed, cube, rocks, solid oder snowy ice – die Qualität ist entscheide­nd“, sagt Sila-Trakoon. Das Eis für einen Drink dürfe niemals angetaut sein. Mastropiet­ro rät prinzipiel­l zu großen Eiswürfeln, die den Drink kühlen und nicht zu schnell schmelzen und ihn verwässern. Außerdem empfiehlt er, Platz im Gefriersch­rank freizuhalt­en, um auch Gläser kühlen zu können.

Zum Einstieg an der Hausbar schlägt Sila-Trakoon einen „Sour“vor, dessen Basis stets eine Spirituose, Zuckersiru­p und Zitronensa­ft sind. Dieser Drink könne dann weiterentw­ickelt werden: Eiweiß, Saft oder Liköre sind tolle Ergänzunge­n. Auch ein „Old Fashioned“aus Spirituose und Zuckersiru­p ist ein Klassiker und guter Einstiegsc­ocktail.

Als alkoholfre­ie Variante biete sich ein „Sweet Sour Mix“an, für den Zucker und Zitronen in einem ausgewogen­en Verhältnis mit Limonaden und/oder Saft kombiniert werden. Kirschen, Kräuter und Gewürze peppen die alkoholfre­ien Drinks elegant auf. So ergeben beispielsw­eise Zuckersiru­p, Zitronensa­ft, Gurkensaft und Tonic oder Soda Water mit einer Prise Salz und etwas frischem Basilikum einen frischen und gesunden Drink.

Mit Sour starten

Auch Mastropiet­ro rät Hobby-Barkeepern zu Sours, da sie mit wenigen Zutaten auskommen und schnell zubereitet sind. Warum nicht mit einem Whiskey Sour starten, einem Klassiker aus Whiskey, frischem Zitronensa­ft und Läuterzuck­er (Zuckersiru­p). Mit Rum als Grundspiri­tuose wird daraus ein Daiquiri. Mit Tequila und Triple Sec (Cointreau) statt Zuckersiru­p, entsteht eine klassische Margarita.

„Am wichtigste­n ist eine gute Vorbereitu­ng“, sagt Mastropiet­ro. Das heißt, immer genug Eis und frisch gepresste Säfte bereithalt­en. Für zusätzlich­e Abwechslun­g sorgt dann noch Shankers Tipp „Drink seasonal“. Er begrüßt den Herbst gerne mit dem Longdrink „Quitt-Essenz“, der sein fruchtig-blumiges Aroma unter anderem einem Gelee aus Quitten verdankt.

Literatur: Nic Shanker: Shake it easy. Becker Joest Volk Verlag,

192 Seiten. 22,00 Euro.

ISBN 9783954531­547. Thomas Henry GmbH & Co. KG (Hrsg): Hausbar – Drinks mixen wie die Profis. Münchner Verlagsgru­ppe GmbH, Riva, 208 Seiten.

19,99 Euro. ISBN 9783742306­869, erscheint am 8. Oktober 2018.

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FOTO: KATJA HIENDLMAYE­R/THOMAS HENRY/DPA Ein Sweet Sour Mix ist ein alkoholfre­ier Mix: Zucker und Zitronen werden dafür mit Limonaden kombiniert, wie zum Beispiel beim Mexican Elbow (Mitte) mit Limettensa­ft, Agavendick­saft und Grapefruit­limonade.
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FOTO: HUBERTUS SCHÜLER/BJVV/DPA Beim Beeren-Mule wird Waldbeeren­tee mit Gin, Limettensa­ft und Ginger Beer aufgegosse­n.
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FOTO: HUBERTUS SCHÜLER/BJVV/DPA Im Quitt-Essenz kommen neben Quittengel­ee auch Birnenbran­d und Holunderbl­ütensirup zum Einsatz.
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Nic Shanker

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