Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schiedsrichter findet durchnässte Schuhe vor
BAD SAULGAU - Ein unschöner Vorfall soll sich am Sonntag, 23. September, im Rahmen des Bezirksligaspiels zwischen dem FV Neufra/D. und dem FC Laiz (0:0) ereignet haben. Nach einer ereignisarmen ersten Halbzeit wurde das Spiel im zweiten Abschnitt ruppiger. Der Schiedsrichter der Gruppe Wangen habe unter anderem einen Spieler des FV Neufra/D. mit Gelb-Rot des Feldes verwiesen. Nachdem der 22 Jahre alte Schiedsrichter, der derzeit in der Bezirksliga unter Beobachtung pfeift, um vielleicht im kommenden Jahr in die Landesliga aufzusteigen, den Spieler des FVN bereits verwarnt hatte, sah dieser einige Minuten später Gelb-Rot, da der Spieler den Unparteiischen weiter beleidigt haben und ihn bedroht haben soll, schildert ein Augenzeuge den Vorfall. Kurz vor Schluss soll der Schiedsrichter auch einen Zuschauer der Sportanlage verwiesen haben, der ihn mit Beleidigungen überzogen hatte. So sollen die Begriffe „Arschloch“und „Wichser“gefallen sein.
Nach dem Ende des Spiels habe sich der Schiedsrichter Richtung Kabine begeben. Auf dem Weg dorthin soll ihn der des Feldes verwiesene Spieler dann erneut verbal angegangen sein und er habe erst von ihm abgelassen, als der Unparteiische die Tür zur Schiedsrichterkabine geschlossen habe. In der Kabine angekommen habe der Schiedsrichter dann festgestellt, dass seine Schuhe komplett durchnässt gewesen seien. Eine nicht zu definierende gelblich-braune Flüssigkeit habe sich in den abgestellten Straßenschuhen des Schiedsrichters befunden, der später gegenüber dem Augenzeugen vermutete, dass es sich um „Cola oder Urin“gehandelt habe. Der Schiedsrichter brachte den Fall bei der Riedlinger Polizei zur Anzeige.
Richtig äußern zu dem Vorfall will sich niemand. Der FVN-Vorsitzende
Norbert Selg räumte aber ein, „dass die Schuhe des Schiedsrichters durchnässt waren. Es wird sich wahrscheinlich nicht feststellen lassen, wer das war“, sagt der FVN-Chef. Zum aufbrausenden Verhalten des Neufraer Spielers sagt Selg: „Klar hat der Schiri einige Entscheidungen getroffen, die nicht in Ordnung waren. Wir können uns für das aufbrausende Verhalten des Spielers nur entschuldigen und sagen, dass das nicht in Ordnung war.“Für ihn, so Selg, sei der Fall damit erledigt. „Ich glaube nicht, dass da noch was kommt.“ Auch beim Württembergischen Fußball-Verband (WFV) will man nichts zu dem Vorfall sagen. „Wenn das so ist, ist das natürlich nicht sehr schön“, sagt Pressesprecher Heiner
Baumeister. „Der WFV wird aber nur tätig, wenn der Schiedsrichter einen Bericht an das Verbandsgericht des Württenbergischen Fußball-Verbandes weitergibt“, sagt Baumeister zur offziellen Vorgehensweise. Und auch Joe Ringer, Bezirksobmann der Gruppe Wangen, quasi der Dienstherr des betreffenden Schiedsrichters, sagt: „Ich möchte zu dem Vorfall nichts sagen.“
Es gab für alle Beteiligten wohl einen „Maulkorb“vom WFV. Denn der Sachverhalt liegt nach Informationen der „Schwäbischen Zeitung“inzwischen auch beim Hauptgeschäftsführer des WFV und Abteilungsleiter Recht, Frank Thumm, in Stuttgart. Er soll sich in Absprache mit Staffelleiter Jürgen Amendinger persönlich eingeschaltet haben, mit dem Hintergrund den FV Neufra dazu zu bewegen, dem Schiedsrichter wenigstens den materiellen Ausfall für die Schuhe zu ersetzen. Denn die hat der Unparteiische weggeschmissen, nachdem die Beweisaufnahme erfolgt war.