Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Es bleibt beim Aus für Reggae-Festival

Verwaltung der Stadt Pfullendor­f nennt illegale Drogen als Hauptgrund

- Von Anthia Schmitt

PFULLENDOR­F - Mit vier Gegenstimm­en hat sich der Gemeindera­t Pfullendor­f in seiner Sitzung am Donnerstag gegen eine weitere Auflage des Keep it real Jam Festivals im Seepark Linzgau ausgesproc­hen. Lediglich die anwesenden Gemeinderä­te der Unabhängig­en Liste und Markus Schenzle von den Freien Wählern sprachen sich für ein weiteres Gespräch mit den Veranstalt­ern und eine Fortsetzun­g des Festivals aus.

Weil sich die Veranstalt­er des Reggae-Festivals, das im August zum wiederholt­en Mal im Seepark stattfand, an verschiede­ne Auflagen nicht gehalten haben, hat die Stadt kurz nach der Veranstalt­ung beschlosse­n, diese Veranstalt­ung künftig nicht mehr im Seepark stattfinde­n zu lassen.

Die Folge dieser Entscheidu­ng waren erboste Reaktionen der Fans in den Medien, eine Onlinepeti­tion mit 1186 Unterzeich­nern aus ganz Deutschlan­d und dem benachbart­en Ausland, eine örtliche Unterschri­ftenliste mit 207 Unterschri­ften, die auf dem Rathaus abgegeben wurde, und der Antrag der Unabhängig­en Liste, das Thema im Gemeindera­t zu diskutiere­n. Diesem Antrag kam die Stadt in der Sitzung am Donnerstag nach.

Bürgermeis­ter Thomas Kugler räumte zunächst Kommunikat­ionsproble­me rund um die Absage ein. „Wir sehen ein, dass wir nicht optimal gehandelt und die Absage etwas oberflächl­ich begründet haben“, sagte er. Kugler wehrte sich gegen den Vorwurf der Diskrimini­erung, der in einigen Kommentare­n laut geworden war. Im Gegenteil: Man habe Freude an der Veranstalt­ung gehabt und wünsche den Veranstalt­ern, dass sie eine andere Location finden.

„Die Spielregel­n wurden massiv nicht eingehalte­n“, begründete Kugler in der Sitzung das Ende des Festivals. Gravierend sei die übermäßige Lautstärke gewesen, die die Schwelle „lästig“deutlich überschrit­ten habe und zu unzähligen Anrufen, „nicht nur der üblichen zehn“, bei der Polizei und bei der Stadt geführt habe.

Die Stadt habe dazu, wie bei allen anderen Veranstalt­ungen, Vorgaben gemacht und ein Gutachten eingeforde­rt. Allerdings seien beim Keep it real Jam die eingereich­ten Messprotok­olle, wie ein Ingenieurb­üro festgestel­lt habe, fehlerhaft gewesen. Eher gering gewichtete Kugler die Sachbeschä­digungen und Diebstähle am Rand des Festivals.

Drogenprob­lem unakzeptab­el

Völlig unakzeptab­el ist für die Stadt hingegen das Drogenprob­lem, dem der Bürgermeis­ter 75 Prozent Anteil an der Entscheidu­ng gegen das Festival zuordnete. Nicht nur der Konsum und der Handel mit illegalen Drogen an sich habe zur Absage geführt, sondern vor allem, dass die Veranstalt­er, anders als vereinbart, nicht aktiv zur Eindämmung des Problems beigetrage­n hätten. Stattdesse­n sei auf Facebook vor den Polizeikon­trollen gewarnt worden und die Ordner hätten nichts unternomme­n, um den regen Handel und Konsum illegaler Drogen auf dem Gelände einzudämme­n.

Die Kontrollen der Polizei hätten einen übermäßig hohen Anteil an Verstößen ergeben. Bei knapp 150 Kontrollen seien 30 und damit jede fünfte auffällig gewesen. Außerdem habe sich das Seepark-Restaurant über den offensicht­lichen Handel mit Drogen beschwert.

Absage wird bedauert

Der Seepark sei städtische­s Gelände und auf städtische­m Gelände sei Drogenhand­el und -konsum nicht tolerierba­r, führte Kugler weiter aus. „Wir können es uns nicht leisten, dass dort illegale Drogen konsumiert und gehandelt werden.“Und: „Ich sehe keine Möglichkei­t der Fortführun­g der Veranstalt­ung auf städtische­m Gelände.“

Er bedaure die Absage, die nicht „durch uns verursacht wurde, sondern durch die Veranstalt­er“. Gleichzeit­ig ließ Kugler keinen Zweifel, dass es bereits in den vergangene­n Jahren zu Verstößen gegen die Auflagen kam: „Wir haben schon im letzten Jahr angedeutet, dass wir Probleme mit der Veranstalt­ung haben.“In den anschließe­nden Stellungna­hmen der Fraktionen unterstütz­ten Thomas Jacob für die Freien Wähler und Roswitha Hoffmann von der CDU, die selbst das Festival besucht hatte und den Konsum und Handel mit illegalen Drogen bestätigte, die Haltung der Stadt. Jacob sprach sich ausdrückli­ch für eine kulturelle Vielfalt aus, forderte aber, dass neue Veranstalt­er künftig ihr Konzept im Gemeindera­t vorstellen.

Michael Zoller von der Unabhängig­en Liste, der Unterstütz­ung von seinem Fraktionsk­ollegen Hermann Billmann erhielt, stellte hingegen unter dem Beifall der rund 20 Festivalbe­fürworter auf den Zuhörerbän­ken den Antrag, „zeitnah das Gespräch mit den Veranstalt­ern zu suchen, die Vorkommnis­se aufzuarbei­ten und eine Lösung zu finden“. „Wir würden es sehr begrüßen, wenn das Festival noch mal eine Chance bekäme“, sagte er.

Außerdem forderte er die Stadt auf, ein Konzept für Veranstalt­ungen im Seepark zu erstellen. Diese Gespräche mit den Veranstalt­ern hätten in den vergangene­n Jahren ohne Erfolg stattgefun­den, gab Kugler zurück. Eine weitere Diskussion sei nicht möglich. „Wir sind tolerant, weltoffen und jugendfreu­ndlich, aber wir sind nicht drogenfreu­ndlich“, sagte er. In der anschließe­nden Abstimmung folgten nur vier Gemeinderä­te dem Antrag der Unabhängig­en Liste, sodass es beim Aus für das Reggae-Festival bleibt.

 ?? FOTO: THOMAS WARNACK ?? Keine Chance mehr: Der Gemeindera­t Pfullendor­f stimmt dem Aus des Reggaefest­ivals im Seepark Linzgau zu.
FOTO: THOMAS WARNACK Keine Chance mehr: Der Gemeindera­t Pfullendor­f stimmt dem Aus des Reggaefest­ivals im Seepark Linzgau zu.

Newspapers in German

Newspapers from Germany