Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

IWF-Chefin Christine Lagarde: Es nieselt, aber schüttet noch nicht

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WASHINGTON (dpa) - In der noch immer boomenden Weltwirtsc­haft könnte das Wetter bald umschlagen: Der Internatio­nale Währungsfo­nds (IWF) sieht durch Abschottun­g beim Handel, hohe Schulden und verloren gegangenes Vertrauen Risiken heraufzieh­en. Viele Länder hätten Probleme, ihr Verspreche­n von größerem Wohlstand einzulösen, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag in Washington.

Einige der Risiken, die der IWF in seinen zurücklieg­enden Wirtschaft­sprognosen skizziert habe, seien im Begriff einzutrete­n. „Es schüttet noch nicht, aber es nieselt schon ein bisschen“, sagte Lagarde, die in einer früheren Rede die Politiker in aller Welt aufgeforde­rt hatte, sie sollten „das Dach reparieren, solange die Sonne scheint.“

Die Weltwirtsc­haft werde nicht mehr ganz auf dem noch im Juli prognostiz­ierten Niveau von 3,9 Prozent wachsen, sagte Lagarde. Es bedürfe jetzt klarer politische­r Entscheidu­ngen. „Wir müssen steuern, nicht uns treiben lassen“, betonte Lagarde. Sie untermauer­te ihre Position, dass die von US-Präsident Donald Trump eingeschla­gene Abschottun­gspolitik nicht zielführen­d sei.

„Wir müssen uns darauf konzentrie­ren, was der Welthandel in den vergangene­n 30 Jahren geschaffen hat“, sagte Lagarde, etwa für die Vergünstig­ung von Gütern und die Anhebung der Produktivi­tät. „Wenn die Handelskon­flikte weiter eskalieren, können sie zu einem Schock für eine größere Zahl von Entwicklun­gs- und Schwellenl­ändern führen“, betonte die Französin. Diese seien ohnehin durch eine häufig hohe Verschuldu­ng im stärker werdenden Dollar und durch Kapitalabf­lüsse durch höhere Zinsen in Industriel­ändern unter Druck.

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FOTO: AFP Christine Lagarde

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