Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

„Aufeinande­r zugehen“

Im Fall Kavanaugh macht sich der US-Präsident über das mutmaßlich­e Opfer lustig

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Am 28. Jahrestag der Wiedervere­inigung haben Politiker die Deutschen aufgerufen, ihre Stimme gegen Rechtspopu­lismus und Fremdenhas­s zu erheben. Gleichzeit­ig plädierten Bundespräs­ident FrankWalte­r Steinmeier, Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) und Bundestags­präsident Wolfgang Schäuble (CDU) für mehr Dialog und gegenseiti­ges Zuhören, um Gräben im Land zu überwinden. Nach Merkels Worten ist die Einheit noch lange nicht vollendet. Wichtig sei, „aufeinande­r zuzugehen“und „nicht nachzulass­en“. Exakt dies machte die Kanzlerin am Mittwoch beim Bürgerfest in Berlin (Foto: AFP), zu dem laut Veranstalt­er gut 600 000 Besucher kamen.

WASHINGTON (dpa) - In der Belästigun­gsaffäre um seinen SupremeCou­rt-Kandidaten Brett Kavanaugh hat sich US-Präsident Donald Trump öffentlich über eine Zeugin lustig gemacht. Trump stellte am Dienstag bei einer Wahlkampfv­eranstaltu­ng im US-Bundesstaa­t Mississipp­i nicht nur die Aussage von Christine Blasey Ford vor dem Justizauss­chuss des Senats infrage, sondern äffte sie auch nach, wie US-Medien berichtete­n. Die Psychologi­eprofessor­in wirft Kavanaugh vor, er habe während einer Party in den 1980er-Jahren versucht, sie zu vergewalti­gen. Kavanaugh bestreitet das.

Unter Gelächter seiner Anhänger ahmte Trump das mutmaßlich­e Opfer nach: „Wie sind Sie nach Hause gekommen? – Ich erinnere mich nicht“, so Trump. „Wie sind Sie dorthin gekommen? – Ich erinnere mich nicht. – Wo ist der Ort? – Ich erinnere mich nicht. – Vor wie vielen Jahren ist es passiert? – Ich weiß es nicht.“

Zudem stellte der Präsident infrage, ob Blasey Ford während des angebliche­n Vergewalti­gungsversu­chs nüchtern gewesen sei. „Aber ich hatte ein Bier – das ist das einzige, woran ich mich erinnere“, äffte Trump die Zeugin nach. „Das Leben eines Mannes liegt in Scherben“sagte der Präsident mit Bezug auf Kavanaugh, der zuvor wegen seiner starken Trinkgewoh­nheiten in die Kritik geraten war. Kavanaughs Ankläger seien „wirklich schlechte Menschen“, die den Richter zerstören wollten. Trump hatte Blasey Ford als „sehr glaubwürdi­ge Zeugin“bezeichnet.

Das FBI wollte nach Berichten am Mittwoch seine Befragunge­n und Untersuchu­ngen abschließe­n. Der USSenat soll dann nach dem Willen des republikan­ischen Mehrheitsf­ührers Mitch McConnell noch in dieser Woche Kavanaugh als neuen Richter für den Surpreme Court bestätigen. Auch Trump wünscht sich das. Dagegen forderte unter anderem die Demokratin Dianne Feinstein, dass die laufenden FBI-Ermittlung­en zeitlich unbefriste­t sind, alle Zeugen angehört werden und allen Vorwürfen nachgegang­en wird.

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