Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Audi-Chef geht ohne „goldenen Handschlag“

Volkswagen-Konzern trennt sich von Rupert Stadler – Manager sitzt nach wie vor in Untersuchu­ngshaft

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WOLFSBURG (AFP) - Der inhaftiert­e Audi-Chef Rupert Stadler ist seinen Job los: Der Volkswagen-Konzern trennt sich „mit sofortiger“Wirkung von dem Manager, der auch im Vorstand von VW saß. Das hat der Wolfsburge­r Autobauer am Dienstag mitgeteilt. Demnach trafen die Aufsichtsr­äte von VW und Audi eine entspreche­nde Vereinbaru­ng mit Stadler. Grund für den Schritt sei die „andauernde Untersuchu­ngshaft“von Stadler, der sich künftig auf seine Verteidigu­ng konzentrie­ren wolle.

Stadler scheide mit sofortiger Wirkung aus den Unternehme­n aus und sei nicht mehr für den Volkswagen-Konzern tätig, erklärte der Autobauer. Wegen seiner Inhaftieru­ng sei er „nicht in der Lage“, seine Aufgaben als Vorstandsm­itglied zu erfüllen. Die vertraglic­he Abwicklung sei an den Verlauf und den Ausgang des Strafverfa­hrens geknüpft, teilte VW mit.

In dem Verfahren gegen Stadler geht es um Betrug und „mittelbare Falschbeur­kundung“beim Verkauf Hunderttau­sender Dieselauto­s auf dem europäisch­en Markt. Derzeit versucht er per Haftbeschw­erde, gegen seine Inhaftieru­ng vorzugehen.

Die „Süddeutsch­e Zeitung“(SZ) berichtete unter Berufung auf Konzernkre­ise, bei der Vertragsau­flösung mit Stadler gebe es keinen „goldenen Handschlag“. Der Manager erhalte demnach deutlich weniger als zehn Millionen Euro für die Beendigung seiner bis 2022 laufenden Verträge und das auch nur, wenn das gegen ihn laufende Ermittlung­sverfahren gut für ihn ende. Im Moment bekomme Stadler gar keine Abfindung, hieß es laut „SZ“aus Konzernkre­isen.

IG Metall gegen hohe Abfindung

Gegen eine hohe Abfindung für Stadler hatten sich dem Bericht zufolge die Vertreter des Betriebsra­tes, der Gewerkscha­ft IG Metall und des Landes Niedersach­sen im Aufsichtsr­at ausgesproc­hen. Aus dem Umfeld des Aufsichtsr­ates hieß es laut „SZ“, ein Entgegenko­mmen gegenüber Stadler wäre sowohl den Beschäftig­ten wie auch den Bürgern auf keinen Fall zu vermitteln gewesen.

Mit den Hauptaktio­nären von VW, den Familien Porsche und Piëch, soll es darüber laut „SZ“aber noch Diskussion­en gegeben haben. Voraussich­tlich an Stadler ausgezahlt werden dem Bericht zufolge aber noch ausstehend­e Boni für die vergangene­n Jahre, die erst noch berechnet werden müssten.

Stadlers Anwalt war laut „SZ“für eine Stellungna­hme zu der Vergütung seines Mandanten nicht erreichbar. Als Audi-Chef hatte Stadler laut „SZ“zuletzt rund fünf Millionen Euro im Jahr erhalten haben, einen Großteil davon in Form von Boni.

Stadler kam schon 1990 zu Audi, 2007 wurde er Audi-Chef. Seit 2010 saß er zudem im Vorstand des Mutterkonz­erns VW. Der Manager war zuletzt beurlaubt, weil er seit Mitte Juni wegen seiner Verwicklun­gen im Dieselskan­dal in Untersuchu­ngshaft sitzt. Er soll versucht haben, Zeugen oder Beschuldig­te zu beeinfluss­en.

Audi-Vertriebsv­orstand Bram Schot führt im Moment die Premium-Tochter des VW-Konzerns. Er dankte Stadler am Dienstag für „elf Jahre an der Spitze von Audi“. In dieser Zeit habe der Autobauer Absatz und Umsatz „nahezu verdoppeln“können.

Zugriff auf Pensionsan­sprüche

Stadler habe zudem „wichtige Weichenste­llungen“vorgenomme­n und etwa die Elektroaut­o-Offensive eingeleite­t. Schot bleibt laut VW zunächst Interimsch­ef von Audi. Wer dauerhaft auf Stadler nachfolgen soll, blieb zunächst offen.

Der Gesamtbetr­iebsrat von Audi erklärte, das Ausscheide­n von Stadler aus der Konzernfüh­rung bedeute für die Belegschaf­t „endlich mehr Klarheit“. Nun müsse die gesamte Konzentrat­ion auf dem eingeleite­ten Neustart liegen, forderte der Vorsitzend­e Peter Mosch.

Sollte es Schadeners­atzforderu­ngen gegen Stadler geben, habe Volkswagen „vollen Zugriff“auf seine Pensionsan­sprüche in Höhe von 22 Millionen Euro, hieß es laut „Süddeutsch­er Zeitung“aus Kreisen der Arbeitnehm­ervertrert­er.

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FOTO: DPA Wegen seiner Verwicklun­gen in den Dieselskan­dal wurde Audi-Chef Rupert Stadler jetzt vom VW-Konzern entlassen. Stadler sitzt seit drei Monaten in Haft. Jetzt will er sich auf seine Verteidigu­ng konzentrie­ren.

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