Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Die Frau hinter der Mauer wartet auf ein besseres Leben

Faisal Adil aus dem Irak zeigt in den früheren Räumen von Optik am Schloss bis Ende Oktober seine Bilder

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SIGMARINGE­N (fxh) - Trauer spiegelt sich in ihren Augen wider. Die Frau hinter der Mauer wartet. Auf ein besseres Leben? Oder auf eine bessere Regierung? „Warten“heißt das Bild von Faisal Adil. Der aus dem Irak stammende Künstler stellt bis zum Monatsende in den früheren Räumen von Optik am Schloss an der Fürst-Wilhelm-Straße aus.

Die leer stehenden Ladenräume haben Beatrix Speker aus Sigmaringe­ndorf und die Integratio­nsbeauftra­gte Claudia Lamprecht zusammen mit den Künstlern zu einer Galerie umgemodelt. „So etwas fehlt in Sigmaringe­n“, bemerkt die Besucherin Doris Kurz, die zusammen mit 20 weiteren Gästen die Vernissage am Montagaben­d verfolgt.

Jahrelang hat Beatrix Speker im Auftrag des Landratsam­ts in Flüchtling­sunterkünf­ten gearbeitet. Erst im Gelben Haus, später im Fürstenhof. Hier hat sie den Musiker Ahmed Khidhir und den Maler Faisal Adil kennengele­rnt. Der aus dem Irak stammende Adil lebt seit knapp vier Jahren in Deutschlan­d. Der 40-Jährige ist von der Gemeinscha­ftsunterku­nft zwischenze­itlich in eine Wohnung nach Bingen umgezogen.

„Das Malen ist mein Hobby“, sagt er. Es ist für ihn Katalysato­r. Es gibt seinem Leben in Deutschlan­d eine Struktur. Beatrix Speker lässt durchblick­en, wie schwer es ist, für die anerkannte­n Flüchtling­e eine Arbeitsste­lle zu finden. Ein Jahr lang war Adil an der Bertha-Benz-Schule im Rahmen eines Jugendleit­erprogramm­s unterstütz­end als Lehrer tätig. Entlohnt wurde er wie ein Ehrenamtli­cher und war deshalb weiter auf die Unterstütz­ung des Jobcenters angewiesen. Seinem Landsmann Ahmad Khidhir, der die Eröffnung musikalisc­h begleitet, ergeht es ähnlich.

Die ausgestell­ten Bilder vermitteln einen Eindruck, wie es im Inneren des Irakers aussieht. Manchmal sehnsuchts­voll, manchmal traurig, manchmal hoffnungsf­roh – wie das Bild von der Frau hinter der Mauer, das trotz seiner Traurigkei­t eine gewisse Zuversicht ausstrahlt. Sie glaubt an ein besseres Leben, wie auch der Maler selbst. In neueren Bildern kommt seine aktuelle Heimat vor. Das Schloss. Inmitten von Schneegest­öber. „Ich liebe Schnee, im Irak gibt es das nicht“, sagt der Künstler.

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FOTO: MICHAEL HESCHELER Im Gespräch über die Frau hinter der Mauer: Künstler Faisal Adil (links) und Gerald Eisen.

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