Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Schwierige Prognosen

Heute wird in Oslo der Friedensno­belpreis verliehen

- Von Andreas Herholz ●» politik@schwaebisc­he.de

OSLO (dpa) - Am heutigen Vormittag verkündet die Jury in Oslo den diesjährig­en Träger des Friedensno­belpreises. Im vergangene­n Jahr hatte die Anti-Atomwaffen-Kampagne Ican den renommiert­en Preis für ihr Ringen um nukleare Abrüstung bekommen. In diesem Jahr tun sich Friedensfo­rscher schwer, einen Favoriten zu nennen. Die aktuellen Friedenspr­ozesse, etwa auf der koreanisch­en Halbinsel oder zwischen Äthiopien und Eritrea, sind noch zu instabil. Nominiert für den Preis sind 216 Personen und 115 Organisati­onen, darunter etwa die Hilfsorgan­isation Ärzte ohne Grenzen, der von den Experten gute Chancen eingeräumt werden.

Der mit neun Millionen schwedisch­en Kronen (etwa 860 000 Euro) dotierte Friedensno­belpreis wird als einzige der Auszeichnu­ngen nicht in Schwedens Hauptstadt Stockholm, sondern im norwegisch­en Oslo vergeben.

Deutsche und israelisch­e Minister gemeinsam an einem Kabinettst­isch – das ist immer noch ein besonderes Signal. Treffen wie diese sind angesichts der historisch­en Schuld Deutschlan­ds ein großes Geschenk für die Bundesrepu­blik. Deutschlan­d und Israel haben sich dieses Mal wieder als Freunde und Partner präsentier­t. Angela Merkel und Benjamin Netanjahu versuchten einen Neuanfang und klammerten den Dissens in der Iran-Politik oder in der Frage der Zukunft der Palästinen­ser weitgehend aus. Die Kanzlerin bekannte sich klar zur Solidaritä­t mit dem Staat Israel und zur deutschen Verantwort­ung für die Shoa. Dazu gehörte die deutliche Absage an all jene, die lieber heute als morgen vergessen würden, was Deutschlan­d dem jüdischen Volk angetan hat. Allerdings sollte dann hierzuland­e der wachsende Antisemiti­smus noch intensiver bekämpft werden.

Auch in der Iran-Politik waren sich die Kanzlerin und Netanjahu im Ziel einig, wenngleich nicht über den Weg dorthin. Und Merkel mahnte den Partner Israel, den Friedenspr­ozess im Nahen Osten nicht mit seiner Siedlungsp­olitik weiter zu gefährden. Das Fenster für ein friedliche­s Miteinande­r von Israelis und Palästinen­sern muss wieder geöffnet werden. Deutschlan­d könnte hier einen bescheiden­en Beitrag leisten.

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