Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Schwierige Prognosen
Heute wird in Oslo der Friedensnobelpreis verliehen
OSLO (dpa) - Am heutigen Vormittag verkündet die Jury in Oslo den diesjährigen Träger des Friedensnobelpreises. Im vergangenen Jahr hatte die Anti-Atomwaffen-Kampagne Ican den renommierten Preis für ihr Ringen um nukleare Abrüstung bekommen. In diesem Jahr tun sich Friedensforscher schwer, einen Favoriten zu nennen. Die aktuellen Friedensprozesse, etwa auf der koreanischen Halbinsel oder zwischen Äthiopien und Eritrea, sind noch zu instabil. Nominiert für den Preis sind 216 Personen und 115 Organisationen, darunter etwa die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen, der von den Experten gute Chancen eingeräumt werden.
Der mit neun Millionen schwedischen Kronen (etwa 860 000 Euro) dotierte Friedensnobelpreis wird als einzige der Auszeichnungen nicht in Schwedens Hauptstadt Stockholm, sondern im norwegischen Oslo vergeben.
Deutsche und israelische Minister gemeinsam an einem Kabinettstisch – das ist immer noch ein besonderes Signal. Treffen wie diese sind angesichts der historischen Schuld Deutschlands ein großes Geschenk für die Bundesrepublik. Deutschland und Israel haben sich dieses Mal wieder als Freunde und Partner präsentiert. Angela Merkel und Benjamin Netanjahu versuchten einen Neuanfang und klammerten den Dissens in der Iran-Politik oder in der Frage der Zukunft der Palästinenser weitgehend aus. Die Kanzlerin bekannte sich klar zur Solidarität mit dem Staat Israel und zur deutschen Verantwortung für die Shoa. Dazu gehörte die deutliche Absage an all jene, die lieber heute als morgen vergessen würden, was Deutschland dem jüdischen Volk angetan hat. Allerdings sollte dann hierzulande der wachsende Antisemitismus noch intensiver bekämpft werden.
Auch in der Iran-Politik waren sich die Kanzlerin und Netanjahu im Ziel einig, wenngleich nicht über den Weg dorthin. Und Merkel mahnte den Partner Israel, den Friedensprozess im Nahen Osten nicht mit seiner Siedlungspolitik weiter zu gefährden. Das Fenster für ein friedliches Miteinander von Israelis und Palästinensern muss wieder geöffnet werden. Deutschland könnte hier einen bescheidenen Beitrag leisten.