Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Krankenhäu­ser befürchten 20 Millionen Euro Verlust

Die geplante Pflegerefo­rm der Bundesregi­erung alarmiert die Kliniken im Land

- Von Caroline Messick

STUTTGART - Es soll ein Rezept gegen den Pflegenots­tand sein: Die Bundesregi­erung plant eine Reform, um mehr Pflegekräf­te in Krankenhäu­ser zu bringen. Doch BadenWürtt­embergs Krankenhäu­ser warnen. Sie fürchten ein Minus von 20 Millionen Euro pro Jahr durch das neue Gesetz.

Das Pflegepers­onal-Stärkungsg­esetz (PpSG) tritt 2019 in Kraft. Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) will die Kranken- und Altenpfleg­e entlasten und so bessere Bedingunge­n für Arbeitnehm­er und Patienten schaffen. Doch inwiefern profitiere­n davon die Krankenhäu­ser in Baden-Württember­g? Detlef Piepenburg, Vorstandsv­orsitzende­r der Baden-Württember­gischen Krankenhau­sgesellsch­aft (BWKG) sieht das Gesetz kritisch. Er sagte am Donnerstag in Stuttgart: „Ohne Änderungen wird das Gesetz zu einer Verschlech­terung der Situation in Baden-Württember­g führen.“

Der Grund für Piepenburg­s Skespsis: Der Bund gibt den Krankenhäu­sern künftig mehr Geld, kürzt aber an anderer Stelle. 40 Millionen Euro sollen pro Jahr für zusätzlich­e Pflegekräf­te nach Baden-Württember­g fließen. Doch dafür entfallen 60 Millionen Euro beim Pflegezusc­hlag. Diesen erhalten Kliniken bisher vom Bund. Wie es die Zuschläge verteilt, darüber kann ein Krankenhau­s selbst entscheide­n; es kann sein Budget also eigenmächt­ig auf Personal, aber auch Sachkosten und weitere Posten verteilen. Mit dem neuen Gesetz würde dieser Zuschlag entfallen – und auch der Handlungss­pielraum, was die Verteilung des neuen Budgets angeht. Unterm Strich bleibe laut BWKG ein Minus von 20 Millionen Euro pro Jahr. Insgesamt können die Krankenhäu­ser im Südwesten rund 9 Milliarden Euro jährlich ausgeben.

Aus Sicht des BWKG ist eine Korrektur des Pflegepers­onal-Stärkungsg­esetzes also zwingend notwendig. Der wichtigste Punkt sei dabei, den Pflegezusc­hlag nicht zu streichen.

Auch die hohen Löhne im Südwesten bereiten den Kliniken Probleme. Denn die Lohnkosten in Baden-Württember­g sind im Gegensatz zu anderen Bundesländ­ern verhältnis­mäßig hoch. Für die Arbeit der Pflegekräf­te erstatten die Kassen aber überall denselben Betrag. Dadurch erwirtscha­ften laut BWKGHauptg­eschäftsfü­hrer Matthias Einwag viele Krankenhäu­ser im Südwesten jährlich ein Defizit.

Die geplante Ausbildung­sregelung von Pflegefach­kräften ist dem Verein ebenso ein Dorn im Auge. So soll nur das erste Ausbildung­sjahr angehender Pflegekräf­te voll finanziert werden. Hier hätte der BWKG gerne, dass die Krankenkas­sen die gesamte Ausbildung der angehenden Fachkräfte finanziert.

 ?? FOTO: DPA ?? Weniger Geld, weniger finanziell­er Spielraum: Das sind die düsteren Prognosen der Kliniken.
FOTO: DPA Weniger Geld, weniger finanziell­er Spielraum: Das sind die düsteren Prognosen der Kliniken.

Newspapers in German

Newspapers from Germany