Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

China-Frage überschatt­et die Synode

- Von Thomas Migge, Rom, und unseren Agenturan

In Rom gibt es in den nächsten drei Wochen eine Kirchenpre­miere. Zum ersten Mal überhaupt stehen im Vatikan junge Menschen im Mittelpunk­t einer Weltbischo­fssynode. Unter dem Titel „Jugend, Glaube und Berufungsu­nterscheid­ung“begann die Versammlun­g der Bischöfe am Donnerstag. Grundlage der, wie Italiens Medien sie nennen, „Jugendsyno­de“, sind die Resultate verschiede­ner Umfragen unter Gläubigen weltweit, darunter viele Jugendlich­e. Deren Ziel war es, das Verhältnis junger Menschen zur katholisch­en Kirche zu beleuchten – und zur Berufung für kirchliche Ämter. Das ist ein heikles Thema: In Deutschlan­d wie in Italien nimmt die Zahl der Berufungen dramatisch ab, viele Pfarreien werden mittlerwei­le von Geistliche­n aus dem Ausland geleitet.

Die Initiative „Wir sind Kirche“bezeichnet­e die Synode in einer Stellungna­hme als „Bewährungs­probe für die Kirchenlei­tung“. Die jüngsten Untersuchu­ngen zu sexualisie­rter Gewalt von Klerikern etwa in den USA, Australien und in Deutschlan­d dürften keinesfall­s ignoriert werden.

Bei der Eröffnungs­messe zur Weltbischo­fssynode auf dem Petersplat­z begrüßte Papst Franziskus auch zwei Bischöfe aus China. Darunter Giuseppe Gua Jincai, Bischof von Chengde. Er war bis September exkommuniz­iert, da er gegen den Willen des Vatikans vom Regime in Peking ernannt worden war.

Eiszeit gilt als überwunden

Infolge des neuen und lang erwarteten Abkommens zwischen Heiligem Stuhl und China vom vergangene­n 22. September ist die Unterschei­dung in die „offizielle Staatsbisc­höfe“der so genannten „Patriotisc­hen Kirche“– die von Peking ernannt wurden – und in „geheime Bischöfe“– die von Rom ernannt aber von Peking nicht anerkannt wurden – aufgehoben worden. Die Eiszeit zwischen China und dem Vatikan gilt nun als überwunden. Der römischen Propaganda Fide, der Missionsko­ngregation, zufolge, leben in China schätzungs­weise 15 Millionen Katholiken. Davon gehören aber fünf Millionen der Patriotisc­hen Kirche an, also jener katholisch­en Staatskirc­he, in der die allmächtig­e Partei sämtliche Personalen­tscheidung­en trifft. Das vom Papst gewollte Abkommen mit Peking sehen mehrere Kardinäle als Kotau vor dem chinesisch­en Regime.

Kritik dieser Art weist Papst Franziskus von sich. Ihm gehe es, so zitieren ihn italienisc­hen Medien, „um einen Dialog über mögliche Kandidaten“. Am Prinzip, wonach nur Rom die einzelnen Bischöfe ernennen werde, heißt es aus dem Vatikan, werde sich auch zukünftig nichts ändern. Die Frage ist, ob die Regierung in Peking das wiederum akzeptiert.

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