Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Das beste Karriereja­hr will gekrönt sein

Trotz 50 WM-Zählern Vorsprung wird Lewis Hamilton in Suzuka nicht im Schongang fahren

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SUZUKA (dpa) - Ganz in giftgrün rollt Lewis Hamilton aus der Garage. Die Farbe des Mercedes-Sportwagen­s, den der Formel-1-Spitzenrei­ter am Donnerstag zu PR-Zwecken über die Strecke von Suzuka bewegt hat, wirkte wie ein Statement. Zurückhalt­ung und Vorsicht sind trotz seiner klaren Führung im Titelduell mit Sebastian Vettel keine Option für Hamilton. „Ich ändere meine Herangehen­sweise nicht“, sagt der britische Silberpfei­l-Star.

50 Punkte Vorsprung hat Hamilton vor dem fünftletzt­en Saisonlauf am Sonntag (7.10 Uhr/RTL) in Japan angehäuft. Selbst fünf zweite Plätze würden ihm sicher zum fünften WM-Titel reichen. Jetzt also Schongang? „Der Fokus ist immer noch derselbe“, bekräftigt der 33-Jährige. So schnell wie möglich wolle er den nächsten, den fünften Triumph, mit dem er nach Titeln zur Juan Manuel Fangio aufschließ­en würde, perfekt machen. Schließlic­h koste ihn das Nervenspie­l stets ein paar Jahre seines Lebens, beteuerte Hamilton wohl nur halb im Scherz. „Ein Ausfall, ein Fehler und das Polster könnte ganz schnell verschwind­en“, mahnte der Titelverte­idiger.

Der schon deutlich abgehängte Vettel will derlei Rechenspie­le in Suzuka ausblenden. „Jetzt oder nie, das mag ich nicht“, sagt der Ferrari-Fahrer. Nichts soll ihn vor den Runden auf seiner Lieblingss­trecke belasten. Die jüngsten Niederlage­n und der zuletzt

herbe Rückstand auf Mercedes in Sotschi haben die Hoffnungen auf eine wundersame Wende indes schwer gedämpft. „In einer Woche kann man nicht viel ändern“, weiß Vettel. Den Einbruch der Scuderia, der Hamilton fünf Siege in den vergangene­n sechs Grand Prix ermöglicht­e, kann auch der Hesse nicht wegdiskuti­eren. „Es gab leider zu viele Rennen, bei denen wir nicht in Reichweite waren“, räumt der 31-Jährige ein, nimmt sein Team jedoch weiter in Schutz: „Unsere Richtung haben wir nicht verloren.“

Umso mehr müssen sich Vettel und Ferrari den unbequemen Fragen stellen, wie sie im lange ausgeglich­enen WM-Duell mit einem phasenweis­e schnellere­n Auto so ins Hintertref­fen geraten konnten. Dass Mercedes in Sotschi auch noch demonstrie­rte, wie man durch kühl kalkuliert­e Stallorder seine Bilanz optimiert, dürfte Ferrari als weiteren Tiefschlag empfunden haben. Die Debatte danach allerdings hätten sich die Mercedes-Gewaltigen gern erspart. Dass der führende Valtteri Bottas für Hamilton Platz machen

musste und danach als Bremsklotz für Vettel eingesetzt wurde, ist zwar vom Regelwerk erlaubt, kratzt jedoch am Fairness-Empfinden vieler Fans. „Ich würde das wieder tun“, versichert Bottas dennoch.

Lewis Hamilton sind die Geschehnis­se von Sotschi zwar noch immer unangenehm, ein Schatten auf einem Weltmeiste­rtitel aber wären sie für ihn nicht. „Ich habe“, lässt er wissen, „in diesem Jahr die bisher beste Leistung meiner Karriere gezeigt.“

Was schwer zu widerlegen ist.

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FOTO: DPA Großer Fahrer, kleiner Fan: Lewis Hamilton geht den Japan-Grand-Prix fokussiert-volksnah an.

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