Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Neue Straßenfuß­baller

Lucien Favres Dortmunder Rasselband­e erinnert an die goldene BVB-Zeit vor zehn Jahren

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DORTMUND (dpa/SID) - Erfrischen­d jung, erstaunlic­h abgeklärt – in Dortmund reifen Träume von einer erfolgreic­hen Zukunft. Wie schon beim Sturm an die Bundesliga­spitze mit furiosen Auftritten gegen Nürnberg (7:0) und in Leverkusen (4:2) setzte das Team von Trainer Lucien Favre auch in der Champions League ein Ausrufezei­chen. Mit einer Mischung aus taktischer Disziplin, Unbekümmer­theit und Geduld rang der BVB beim 3:0 (0:0) über Monaco einen zunächst gleichwert­igen Gegner nieder. Dennoch vermied Sportdirek­tor Michael Zorc Kampfansag­en: „Wir sind noch immer in der Findungsph­ase. Es gibt keinen Grund, an unserer Herangehen­sweise etwas zu ändern.“

Prognosen, dass der im Sommer generalübe­rholte BVB auf nationaler Bühne wieder als ernsthafte­r Widersache­r der seit sechs Jahren übermächti­gen Münchner taugt, erscheinen verfrüht. Doch dem in seinen neun Pflichtspi­elen noch ungeschlag­enen neuen Trainer Lucien Favre ist es gelungen, aus einer in Einzelgrup­pen verfallene­n Mannschaft eine Einheit zu formen. Zudem verfügt sein Team über zahlreiche Hochbegabt­e, die als Verspreche­n für die Zukunft gelten. „Wenn du solche Straßenfuß­baller wie Jadon und Jacob hast, macht es echt Spaß“, kommentier­te Kapitän Marco Reus die märchenhaf­te Erfolgssto­ry der beiden Youngster.

Offensiv alle Freiheiten

Auch im kniffligen Duell mit Monaco profitiert­e der BVB von der Frechheit seiner Talente. Der in seiner englischen Heimat als „Wonderkid“bezeichnet­e Jadon Sancho bereitete das 1:0 des zur Pause eingewechs­elten Dänen Jacob Bruun Larsen (51.) mustergült­ig vor. „Es ist top. Wir haben einige junge Spieler, die uns sehr viel geben und den Unterschie­d machen“, lobte Bürki. Favre bewies nicht zum ersten Mal ein glückliche­s Händchen. „In den englischen Wochen ist es brutal wichtig für uns, dass wir Potenzial von der Bank ins Spiel bringen können“, kommentier­te Reus.

Für Zorc tragen nicht nur die Talente Sancho (18), Bruun Larsen (20), Dan Axel Zagadou (19), Achraf Hakimi (19) und der gegen Monaco fehlenden Pulisic (20) zum Aufwärtstr­end bei: „Wir brauchen die Jugendstor­y nicht zu sehr fokussiere­n und haben mit Witsel, Delaney und Reus auch erfahrene Spieler dabei. Diese Mischung macht es, die im Moment einfach passt.“Und in der Mario Götze (erneut nicht im Kader) und der gebürtige Ravensburg­er Ömer Toprak (Faserriss) Mühe haben dürften, ein Teil davon zu sein.

Kapitän Reus ist dabei der klare BVB-Anführer der BVB-Rasselband­e, die an jene von Jürgen Klopp vor zehn Jahren erinnert. Das 3:0 (90.+2) war sein bereits sechster Pflichtspi­eltreffer in dieser Saison. „Die jungen Profis können viel von ihm lernen, er ist ein Vorbild. Es zeigt sich, dass es die richtige Entscheidu­ng war, ihn zum BVBKapitän zu benennen“, sagte Zorc.

Wie einst in Gladbach scheint Reus von der Zusammenar­beit mit Favre zu profitiere­n. Bei der Frage nach den Gründen für den Höhenflug verwies er auf die Verdienste des Schweizers. Die Fortschrit­te seien „nicht so überrasche­nd. Ich weiß, was unser Trainer kann, was er für eine Philosophi­e hat und wofür er steht. Defensiv haben wir alle klare Aufgaben. Aber offensiv haben wir alle Freiheiten. Wir entscheide­n im Spiel instinktiv.“

Zudem entpuppt sich der vom FC Barcelona ausgeliehe­ne Paco Alcácer als echte Verstärkun­g. Selbst sein verschosse­ner Elfmeter in der 69. Minute brachte den Torjäger nicht aus dem Konzept. Nur drei Minuten später traf Alcácer beim dritten Einsatz zum vierten Mal. Flugs wurde er am Donnerstag für Spaniens Nationalma­nnschaft nominiert – ebenso wie Sancho von den Briten. „Jadons Geschichte ist ungewöhnli­ch“, sagte Nationaltr­ainer Gareth Southgate. „Er war mutig genug ins Ausland zu gehen, stand in zwei Champions-League-Spielen in der Startelf und hat auch in der Liga als Einwechsel­spieler beeindruck­t.“

Im Bundesliga-Heimspiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) gegen den FC Augsburg ist die Mannschaft nach Einschätzu­ng von Zorc erneut gefordert. „Die Augsburger sind unbequem zu spielen. Sie haben nicht zufällig 1:1 in München gespielt. Deshalb brauchen wir Geduld. Ähnlich respektvol­l äußerte sich Favre zum Gegner: „Das ist eine sehr, sehr gute Mannschaft, die mit viel Risiko pressen kann.“

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FOTO: IMAGO Echte Straßenfuß­baller: Jadon Sancho und sein Träger Jacob Bruun Larsen.

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