Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Kovacs Kopf ist gefragt

Bayern-Präsident Uli Hoeneß hinterfrag­t die Rotation

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MÜNCHEN (SID) - Uli Hoeneß ist bemüht, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen. Kritik an Niko Kovac nach drei Spielen ohne Sieg kommt dem Präsidente­n von Bayern München nicht über die Lippen – und doch: Hoeneß machte nach dem ernüchtern­den 1:1 in der Champions League gegen Ajax Amsterdam klar, dass der Trainer in der Verantwort­ung ist.

Wegen der großen Rotation unter Kovac sei beim Rekordmeis­ter „ein wenig der Wurm drin“, meinte Hoeneß. Nein, fügte er hinzu, er fände dies „nicht dramatisch“. Hat es Kovac mit den Wechseln übertriebe­n? „Nein, ich stelle das nur fest“, sagte Hoeneß: „Das ist Sache des Trainers, der muss das entscheide­n. Am Ende muss er auch den Kopf dafür hinhalten.“

Dieser Satz sorgte in München für einige Aufregung. Rückt Hoeneß von Kovac ab? Muss der Coach bei einer weiteren Enttäuschu­ng am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Gladbach gar um seinen Job bangen? So weit ist es noch lange nicht. Kovac, der die Bayern immerhin im Pokalfinal­e mit Frankfurt schlug, hat Kredit. Bei den Fans, bei Hoeneß und Vorstandsc­hef Karl-Heinz Rummenigge.

Doch nach sieben Pflichtspi­elsiegen zum Start unter Kovac hat sich der Wind gedreht. Zwei Remis und eine Niederlage, der Verlust der Tabellenfü­hrung an Dortmund – das ist nicht nach dem Geschmack der Bayern. „Wir haben im Moment gewisse Probleme“, sagte Hoeneß, „aber das ist normal.“Angefangen habe die Misere gegen Augsburg (1:1), da sei „der Rhythmus etwas verloren gegangen“. Der Fan-Boykott in den ersten 20 Minuten habe „sicher auch einen Beitrag dazu geleistet, dass wir nicht ins Spiel kamen“. Dazu sei die Rotation gekommen. Folge: Das 0:2 in Berlin, das Remis gegen Ajax. Kovac wirkte danach ratlos. Er müsse das Spiel „erst verarbeite­n“, sagte er, „ich muss meine Gedanken sortieren und sehen, warum die Leistung so war.“Und dann? Versuchen, „die drei Spiele zu vergessen“.

Ob das gelingt? Die Leichtigke­it des Sommers ist weg. Gegen Ajax wirkten die Bayern (29,9 Jahre im Schnitt) wie eine Mannschaft von gestern. Ex-Coach Louis van Gaal monierte, die Bosse hätten versäumt, „das Team zu erneuern“, taktisch fiel dem Trainer kein Plan b) ein. Allerdings fehlen Kovac in Kingsley Coman und Corentin Tolisso zwei junge Kräfte verletzt. Andere wie James oder Sandro Wagner sind fit, spielen aber wenig und sollen unzufriede­n sein.

Aus Hoeneß' Sicht ist bei den Debatten das vernünftig­e Maß verlorenge­gangen. „Vor zehn Tagen hieß es noch: Die Bundesliga spielt ab Platz zwei – und jetzt auf einmal soll bei uns alles kaputt sein“, sagte er: „Die goldene Mitte fände ich ganz gut.“

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FOTO: DPA Uli Hoeneß

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