Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
65 000 Zeugnisse später
Das HZG feiert sein 200-jähriges Bestehen mit einem bunten Programm.
SIGMARINGEN - ●„Nihil sine deo – nichts ohne Gott!“– mit dem Leitspruch des Hauses Hohenzollern, dem Namensgeber des Gymnasiums, und unter Hinzunahme des reformatorischen Zusatzes „sola gratia – allein durch die Gnade“auf dem Transparent über dem linken Seitenaltar von St. Johann, haben die Feierlichkeiten anlässlich des zweihundertjährigen Jubiläums des Hohenzollern-Gymnasiums begonnen. Ehemalige Schüler wie Pfarrerin Stefanie Bauspieß, Dekan Christoph Neubrand oder Organist Moritz Müller gestalteten zusammen mit Eltern, Lehrern und Schülern den ökumenischen Festgottesdienst. Mit dem Finale aus Beethovens fünfter Sinfonie, von Susanne Sproll dirigiert, eröffnete das Orchester der Schule ein unterhaltsames Programm.
Schulleiter Martin Hoffmann und die SMV-Schüler Marcel Teuber, Hannah Gröner und Leo Wirth betraten gemeinsam die Bühne. Dem Zeitgeist entsprechend googelten die Schülersprecher die Beantwortung der Fragen zur Geschichte des HZGs und leiteten damit zum nächsten Programmpunkt über. Mit Beiträgen aus den Fächern Kunst, Sport und Naturwissenschaften beleuchteten die Schüler das Gründungsjahr 1818 aus verschiedenen Blickwinkeln und sorgten so für eine kurzweilige, höchst interessante und amüsante Auflockerung der Redepassagen. Über Kunstwerke, Literatur, Erfindungen bis hin zum Freizeitverhalten der Menschen reichte das Spektrum ihrer Betrachtungen, die sie mittels kleiner Filmsequenzen, Bildbeschreibungen, Spielszenen und Tanzeinlagen visualisierten.
20 Schulleiter
Nach einer beeindruckenden Zahlenkaskade aus der zweihundertjährigen Schulgeschichte, einer Schule, die an vier verschiedenen Standorten mit sechs unterschiedlichen Namen von 20 Schulleitern darunter einer Frau geführt worden war, 178 Abiturprüfungen abgenommen und 65 000 Zeugnisse für 9000 Schüler geschrieben hatte, begrüßte Hoffmann unter großem Applaus Ministerpräsident Winfried Kretschmann, Schülersprecher und Abiturredner des Jahrgangs 1968. Er beleuchtete die wichtige Rolle des Lehrers, wobei er das Bild einer Typisierung von Pädagogen in Gärtner oder Töpfer oder noch radikaler in Schmid vornahm. Für den ersten Lehrertypus gelte es, eine gute Umgebung für den Schüler zu schaffen, während der zweite die Ansicht vertrete, der Schüler müsse geformt werden. Erst in den sechziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts bekam die Gärtnerfraktion unter den Pädagogen Auftrieb. Gerne erinnerte er sich an Lehrer, die durch ihre Person die Schüler begeisterten oder die für ihr Fach brannten.
Er verwies mit dem Stichwort „künstliche Intelligenz“auf den bevorstehenden dramatischen Wandel der Gesellschaft. Den Schülern Urteilskraft zu vermitteln, sei wichtiger denn je, um sie für die digitale Welt, der Sprachwissenschaft der Zukunft, stark zu machen. Mit Appellen an die Lehrer (neugierig bleiben, lebenslang lernen) und an die Eltern (die Schule nicht justiziabel sondern pädagogisch betrachten) und den Hinweis an die Schüler (ihr habt es gut in Deutschland, ihr müsst für die Schule keinen Pfennig bezahlen) beendete der Landesvater seine Rede. Zum Schluss wünschte er „einer der besten Schulen des Landes“ad multos annos: noch viele weitere Jahre.
Mit Karl Friedrich Fürst von Hohenzollern beglückwünschte ein weiterer ehemaliger Schüler das Hohenzollerngymnasium. Der „nicht besonders gute Schüler“, der auch mal eine Ehrenrunde drehen durfte, erinnert sich immer wieder gerne an solch herausragende pädagogische Charaktere wie Poldi Riester oder Eginhard Baier. Den hohen Stellenwert des Faches Musik am HZG betonte Susanne Pacher, die Abteilungspräsidentin der Abteilung „Schule und Bildung“im Regierungspräsidium Tübingen. Bereits 1827 war Gesang ein Unterrichtsfach an der Schule, 1905 gründete man das erste Schulorchester und 1967 bildete sich das Musikprofil heraus. Derzeit besuchen fünfzig Prozent aller Schüler eine schulinterne Musik-AG. Mit Bürgermeister Marcus Ehm trat ein weiterer ehemaliger HZG-Schüler an das Rednerpult, der sich ebenfalls als Wiederholer einer Klassenstufe outete. Den Fokus seiner Ausführungen
legte er als Schulträger auf die energetische Sanierung des Schulgebäudes, wofür vom Schulträger ein zweistelliger Millionenbetrag veranschlagt werde. Den Lehrern und Schülern dankte er für den täglichen Spagat, um den Betrieb während der Umbauarbeiten am Laufen zu halten. Der Elternbeiratsvorsitzende Siegbert Rebel beendete mit seinen Grußworten die Redebeiträge. Zum großen Finale hatte sich zum Schluss der fast 200 Schüler umfassende Chor an den Wänden bis hin zur Bühne aufgereiht. Von Thomas
Aichele am Klavier begleitet und von Mathias Trost dirigiert, kamen die Zuhörer in den Genuss eines wunderbaren Abba-Medleys. Schulleiter Martin Hoffmann beendete den Festakt und lud ins Foyer der Stadthalle ein: „Feiern Sie jetzt mit uns 200 Jahre HZG. Wir haben gerade erst angefangen!“
Eine Bildergalerie zum Festakt finden Sie unter
www.schwaebische.de/200jahrehzg