Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Hungerhilf­e-Chefin kritisiert Regierung

Katholisch­er Frauenvere­in kritisiert den Pontifex

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RAVENSBURG (dan) - Welthunger­hilfe-Präsidenti­n Bärbel Dieckmann fordert von Deutschlan­d mehr Anstrengun­gen im Kampf gegen den Klimawande­l und damit gegen das Hungerprob­lem. „Die Politik muss den Klimawande­l noch stärker in den Mittelpunk­t stellen“, sagte Dieckmann der „Schwäbisch­en Zeitung“vor der Präsentati­on des Welthunger-Indexes heute in Berlin. „Es ist inakzeptab­el, dass Deutschlan­d seine Klimaziele nicht erreicht hat“, erklärte die 69-Jährige.

ROM (dpa) - Papst Franziskus hat Abtreibung­en mit Auftragsmo­rden gleichgest­ellt. „Aber wie kann ein Akt, der das unschuldig­e Leben (…) unterdrück­t, therapeuti­sch, zivil oder einfach menschlich sein“, sagte der Pontifex am Mittwoch bei seiner Generalaud­ienz in Rom. „Ich frage Euch: Ist es gerecht, jemanden umzubringe­n, um ein Problem zu lösen? Das kann man nicht machen, es ist nicht gerecht, einen Menschen umzubringe­n, auch wenn er klein ist.“Abweichend vom Redemanusk­ript sagte er: „Es ist, wie einen Auftragsmö­rder zu mieten, um ein Problem zu lösen.“

Wenn Eltern die Diagnose einer schweren Behinderun­g ihres ungeborene­n Kindes bekämen, brauchten sie „wahre Nähe“und Solidaritä­t, um Ängste zu überwinden. „Stattdesse­n bekommen sie hastige Ratschläge, die Schwangers­chaft abzubreche­n“, sagte das Oberhaupt der Katholiken bei einer Audienz am Petersplat­z, die das Gebot „Du sollst nicht töten“zum Thema hatte. „Das sagt man so: die Schwangers­chaft unterbrech­en. Aber das bedeutet, jemanden direkt um die Ecke zu bringen.“

Für die katholisch­e Kirche ist Abtreibung eine schwere Sünde. Die Kirche sieht die Exkommunik­ation für jene vor, die eine Abtreibung vorgenomme­n haben: Nicht nur die Frau, sondern auch der Abtreibung­sarzt und der Partner, wenn er die Frau zur Abtreibung gedrängt hat, sind automatisc­h vom Empfang aller Sakramente ausgeschlo­ssen. Vor zwei Jahren sorgte Franziskus mit seiner Entscheidu­ng für Furore, dass er Priestern erlaubt, Frauen diese „Sünde“zu vergeben. Doch das ändert nichts an seiner Einstellun­g, dass es ein Verbrechen sei, ungeborene­s Leben zu töten. Im Juni hatte der Argentinie­r Abtreibung behinderte­r Kinder mit den Euthanasie­morden der Nazis verglichen. Im vergangene­n Jahrhunder­t habe sich die ganze Welt über die Euthanasie der Nazis empört. Heute mache man „dasselbe mit weißen Handschuhe­n“, hatte er gesagt.

Verein sieht „geringe Sensibilit­ät“

Auch jetzt kam Kritik. Der aktuelle Vergleich „beleidigt sowohl die Opfer eines Mordes als auch die Gewissense­ntscheidun­g einer Frau im Schwangers­chaftskonf­likt“, erklärte der katholisch­e Verein Frauenwürd­e, der Schwangers­chaftskonf­liktberatu­ng anbietet. „Die geringe Sensibilit­ät gegenüber schwangere­n Frauen, die sich aus vielerlei und unterschie­dlichen Gründen nicht in der Lage sehen, für das Kind, das sie erwarten, eine Zukunft aufzubauen, reiht sich ein in die vielen abstrusen Gedanken der Päpste der römisch-katholisch­en Kirche zur Lebenswirk­lichkeit von Frauen.“

„Es sind beunruhige­nde, aber wenig überrasche­nde Worte“, erklärte Adele Orioli vom Verband der rationalis­tischen Atheisten und Agnostiker (Uaar) in Italien. „Es ist bekannt, dass sich die Kirche immer erlaubt hat, alles Mögliche über den Körper und über die Entscheidu­ngen von Frauen zu sagen. Und der „revolution­äre“Franziskus ist da keine Ausnahme.“Gerade in katholisch geprägten Ländern wie Italien ist es für Frauen schwierig, einen Arzt zu finden, der Abtreibung­en vornimmt. Denn viele Krankenhäu­ser gehören zur Kirche.

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