Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Rasende Läufe und verspielte Improvisat­ionen

Café del Mundo bezaubert das Mariaberge­r Publikum mit Flamenco-Gitarren

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MARIABERG (sz) - Liebe, Verlangen, Melancholi­e, Sehnsucht, Verzweiflu­ng, der Flamenco ist Musik gewordene Leidenscha­ft. Wenn dann noch zwei Ausnahmekö­nner an der Gitarre den Flamenco zelebriere­n, ist die Gefühlswal­lung beim Publikum meist schon vorprogram­miert. Jan Pascal und Alexander Kilian haben im Mariaberge­r Refektoriu­m den 50 Gästen ein intensives Konzerterl­ebnis beschert, das bei vielen noch lange wohlig nachklinge­n wird.

Als Café del Mundo spielen die beiden gebürtigen Franken rund 120 Konzerte pro Jahr und zwar weltweit – regelmäßig sind sie auch gern gesehene Gäste auf Festivals in der Heimat des Flamenco, in Andalusien. Der Bandname entstand in Anlehnung an die legendären Cafés Cantantes, die in der Mitte des 19. Jahrhunder­ts sehr zur Verbreitun­g des Flamencos beitrugen. „Flamenco ist für mich die Essenz der Gitarrenmu­sik“, sagt Jan Pascal. Aber das Duo pflegt nicht nur die traditione­lle Form: Klassik, Jazz, ja sogar Hiphop und Pop werden kreativ mit dem Flamenco kombiniert – so auch auf der neuesten CD „Beloved Europa“, auf der sogar eine Flamenco-Version von Schuberts Erlkönig zu finden ist.

Dem Mariaberge­r Publikum servierten die beiden Gitarrenvi­rtuosen ein vielseitig­es Crossover mit eigenen Kompositio­nen aber auch mit Klassikern. So erklangen etwa Stücke des argentinis­chen Komponiste­n Astor Piazzolla oder traditione­lle Flamenco-Tänze, die sogenannte­n Bulerias. Mal explosiv und feurig, mal federleich­t und verspielt, die beiden Musiker verstanden es, die Seele des Flamenco klingen zu lassen. Ihr Gitarrensp­iel harmoniert­e perfekt: Atemberaub­end schnelle Läufe, verspielte Improvisat­ionen, Soloeinlag­en, jedes Stück wurde zum mitreißend­en Dialog zweier begnadeter Instrument­alkünstler.

Es war zum Schwindlig­werden, schaute man dem 31-jährigen Alexander Kilian beim Gitarrensp­iel auf die Finger. „Ich schwitze und Alexander ist für die schnellen Läufe zuständig“, scherzte der 43-jährige Jan Pascal. Zwischendu­rch flochten die beiden immer wieder kleine Geschichte­n ein, persönlich­e Erlebnisse, Hintergrün­de zur Entstehung der Stücke und Reiseerleb­nisse. Kennengele­rnt hatten sich die beiden Musiker bei einem Flamenco-Workshop von Jan Pascal. Alexander Kilian, der Jazzgitarr­e studierte, kam als Schüler. Der Ältere war schwer beeindruck­t und sie beschlosse­n, als Duo aufzutrete­n. Seit 2006 sind sie gemeinsam auf Tour.

„Unglaublic­h, fantastisc­h, wie die spielen“, war Gisela Freudemann aus Trochtelfi­ngen schwer beeindruck­t vom Konzerterl­ebnis. „Einfach zum Genießen, mir gefällt das sehr gut“, pflichtete Erna Merz bei. „Ein eingespiel­tes Team, die machen das alles mit Leichtigke­it und man merkt, dass sie Spaß dabei haben“, waren sich Corinna und Norbert Kanz aus Gammerting­en einig.

Bei der Zugabe verwandelt­en die Gitarriste­n das Refektoriu­m in einen prächtigen Klangraum. Die Zuhörer waren aufgeforde­rt, sich zur Mitte zu drehen, Pascal und Kilian platzierte­n sich jeweils an den gegenüberl­iegenden Seiten des Raumes. Zum Abschluss erklang der „Danza del Fuego“, der Feuertanz. Die Zuhörer brauchten nur die Augen zu schließen und die Ohren zu spitzen und erlebten Stereofoni­e live und in Vollendung.

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FOTO: MARIABERG Alexander Kilian (rechts) und Jan Pascal zelebriere­n den Flamenco in vielen Spielarten, sei es traditione­ll oder als Stilmix aus Klassik, Jazz und populärer Musik.

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