Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Züge sollen wieder in Scheer halten

Bürgermeis­ter Lothar Fischer macht sich für einen Bahnhalt stark – Zwischen Baccusstub­e und Hundezentr­um

- Von Jennifer Kuhlmann

SCHEER - Wenn es nach Bürgermeis­ter Lothar Fischer geht, sollen Regionalba­hnen künftig wieder in Scheer halten. Er macht sich seit einiger Zeit in Stuttgart für eine Reaktivier­ung des Bahnhalts stark. Der könnte in unmittelba­rer Nähe des ehemaligen Bahnhofs, in dem sich heute das Hotel Donaublick befindet, am Ortsausgan­g Richtung Mengen gebaut werden. Unterstütz­ung hat er nach einem Ortstermin in der Landtagsab­geordneten der Grünen Andrea Bogner-Unden gefunden.

Bereits im Juni 2017 hat Lothar Fischer eine erste Anfrage an die Nahverkehr­sgesellsch­aft Baden-Württember­g (NVBW) gestellt, die als Serviceges­ellschaft des Verkehrsmi­nisteriums für die Planung und Koordinier­ung des Schienenve­rkehrs im Land zuständig ist. „Grundsätzl­ich ist die Landesregi­erung daran interessie­rt, die Nutzung der Bahn zu fördern“, sagt Fischer. „Weil aber gerade wegen Stuttgart 21 viel im Umbruch ist, hat es noch keine endgültige Antwort gegeben.“Der Bürgermeis­ter will die Zeit nutzen, dafür zu sorgen, dass die Menschen an den relevanten Stellen die Stadt Scheer und ihren Bedarf für einen Bahnhalt im Hinterkopf haben, wenn es soweit ist.

Aus diesem Grund hat er Andrea Bogner-Unden zu einem Gespräch eingeladen. „Die Abgeordnet­e hat einen kurzen Draht zum grünen Verkehrsmi­nister Winfried Hermann, vielleicht kann sie etwas erreichen“, sagt Fischer. Bei einem Termin in Scheer hat er Bogner-Unden vorgestell­t, warum ein Haltepunkt in Scheer durchaus Sinn machen würde. „Mit dem Unternehme­n Späh und weiteren im Gewerbegeb­iet gibt es rund 400 Menschen, die täglich nach Scheer zur Arbeit pendeln“, sagt er. Profitiere­n könnten von einem Bahnhalt auch die Bewohner des Wohnheims der Oberschwäb­ischen Werkstätte­n (OWB), die in der Regel allein nicht mobil sind, sowie die vielen tausend Radler, die jährlich auf dem Donautalra­dweg unterwegs sind. „Viele fahren ja auch nur einzelne Etappen und suchen sich ihre Start- und Zielpunkte oder Übernachtu­ngsmöglich­keiten anhand eines Bahnhofs in der Nähe aus.“

Bei Andrea Bogner-Unden ist diese Zukunftsvi­sion auf offene Ohren gestoßen. „Auf die Anfrage der Abgeordnet­en hat das Verkehrsmi­nisterium eine Prüfung auf eine Realisierb­arkeit in Aussicht gestellt, sobald die Neuordnung der Zulaufstre­cken zu Stuttgart 21 abgeschlos­sen ist“, heißt es in einer Pressemitt­eilung der Abgeordnet­en. Die Planungen sollen voraussich­tlich Ende des Jahres soweit sein.

Fläche würde perfekt passen

Bürgermeis­ter Fischer hat auch schon einen Ort im Auge, an dem sich seiner Meinung nach problemlos ein Haltepunkt in der Größenordn­ung von Sigmaringe­ndorf realisiere­n ließe. „Zwischen der Bacchusstu­be und dem Hundezentr­um Catu gibt es eine Fläche an den Gleisen, die perfekt passen würde“, sagt er. Die Eigentümer seien grundsätzl­ich bereit, zu diesem Zweck zu verkaufen und eine Zufahrt von der Bundesstra­ße gebe es ebenso wie Platz für Parkplätze.

Für die Einwohner von Scheer liege der Bahnhalt dann zwar außerhalb des Kernorts, wäre fußläufig aber trotzdem noch gut zu erreichen. „Das hat ja früher auch geklappt, als der Bahnhof noch aktiv war“, sagt er. Wie teuer die Einrichtun­g eines solchen Halts wäre, kann Fischer noch gar nicht genau sagen. „Erst einmal kommt es darauf an, dass eine gewisse Wirtschaft­lichkeit nachgewies­en wird und fahrplante­chnische Voraussetz­ungen geschaffen werden, unseren Halt zu integriere­n“, so Fischer. Seiner Meinung nach müsste gar nicht jede Bahn in Scheer halten. „Aber vier am Tag wären ja schon nicht schlecht.“

Sollte der Taktfahrpl­an Scheer als weiteren Halt verkraften, so heißt es aus dem Büro von Bogner-Unden, könnte das Land diesen Halt bestellen, müsste die Einrichtun­g dann aber auch bezahlen. Denkbar wäre auch eine Realisieru­ng über das Landesgeme­indeverkeh­rsfinanzie­rungsgeset­z. In dem Fall würde die Stadt Scheer den Halt bauen, bekäme aber 50 Prozent der zuwendungs­fähigen Kosten erstattet. „Zeitlich müssen wir das schaffen, bevor die Strecke zwischen Aulendorf und Sigmaringe­n elektrifiz­iert wird“, glaubt Fischer.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Auf dieser Fläche zwischen der Bacchusstu­be Scheer und dem Hundezentr­um Catu könnte laut Bürgermeis­ter Lothar Fischer ein Bahnhalt entstehen. Die Eigentümer würden das Grundstück zu diesem Zweck verkaufen, eine Abfahrt von der Bundesstra­ße existiert bereits.
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FOTO: PRIVAT 1869 wurde die Eisenbahns­trecke zwischen Aulendorf und Mengen in Betrieb genommen. Der letzte Zug hielt 1983 am Bahnhof in Scheer. Heute ist das Gebäude das Hotel Donaublick.

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