Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Züge sollen wieder in Scheer halten
Bürgermeister Lothar Fischer macht sich für einen Bahnhalt stark – Zwischen Baccusstube und Hundezentrum
SCHEER - Wenn es nach Bürgermeister Lothar Fischer geht, sollen Regionalbahnen künftig wieder in Scheer halten. Er macht sich seit einiger Zeit in Stuttgart für eine Reaktivierung des Bahnhalts stark. Der könnte in unmittelbarer Nähe des ehemaligen Bahnhofs, in dem sich heute das Hotel Donaublick befindet, am Ortsausgang Richtung Mengen gebaut werden. Unterstützung hat er nach einem Ortstermin in der Landtagsabgeordneten der Grünen Andrea Bogner-Unden gefunden.
Bereits im Juni 2017 hat Lothar Fischer eine erste Anfrage an die Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg (NVBW) gestellt, die als Servicegesellschaft des Verkehrsministeriums für die Planung und Koordinierung des Schienenverkehrs im Land zuständig ist. „Grundsätzlich ist die Landesregierung daran interessiert, die Nutzung der Bahn zu fördern“, sagt Fischer. „Weil aber gerade wegen Stuttgart 21 viel im Umbruch ist, hat es noch keine endgültige Antwort gegeben.“Der Bürgermeister will die Zeit nutzen, dafür zu sorgen, dass die Menschen an den relevanten Stellen die Stadt Scheer und ihren Bedarf für einen Bahnhalt im Hinterkopf haben, wenn es soweit ist.
Aus diesem Grund hat er Andrea Bogner-Unden zu einem Gespräch eingeladen. „Die Abgeordnete hat einen kurzen Draht zum grünen Verkehrsminister Winfried Hermann, vielleicht kann sie etwas erreichen“, sagt Fischer. Bei einem Termin in Scheer hat er Bogner-Unden vorgestellt, warum ein Haltepunkt in Scheer durchaus Sinn machen würde. „Mit dem Unternehmen Späh und weiteren im Gewerbegebiet gibt es rund 400 Menschen, die täglich nach Scheer zur Arbeit pendeln“, sagt er. Profitieren könnten von einem Bahnhalt auch die Bewohner des Wohnheims der Oberschwäbischen Werkstätten (OWB), die in der Regel allein nicht mobil sind, sowie die vielen tausend Radler, die jährlich auf dem Donautalradweg unterwegs sind. „Viele fahren ja auch nur einzelne Etappen und suchen sich ihre Start- und Zielpunkte oder Übernachtungsmöglichkeiten anhand eines Bahnhofs in der Nähe aus.“
Bei Andrea Bogner-Unden ist diese Zukunftsvision auf offene Ohren gestoßen. „Auf die Anfrage der Abgeordneten hat das Verkehrsministerium eine Prüfung auf eine Realisierbarkeit in Aussicht gestellt, sobald die Neuordnung der Zulaufstrecken zu Stuttgart 21 abgeschlossen ist“, heißt es in einer Pressemitteilung der Abgeordneten. Die Planungen sollen voraussichtlich Ende des Jahres soweit sein.
Fläche würde perfekt passen
Bürgermeister Fischer hat auch schon einen Ort im Auge, an dem sich seiner Meinung nach problemlos ein Haltepunkt in der Größenordnung von Sigmaringendorf realisieren ließe. „Zwischen der Bacchusstube und dem Hundezentrum Catu gibt es eine Fläche an den Gleisen, die perfekt passen würde“, sagt er. Die Eigentümer seien grundsätzlich bereit, zu diesem Zweck zu verkaufen und eine Zufahrt von der Bundesstraße gebe es ebenso wie Platz für Parkplätze.
Für die Einwohner von Scheer liege der Bahnhalt dann zwar außerhalb des Kernorts, wäre fußläufig aber trotzdem noch gut zu erreichen. „Das hat ja früher auch geklappt, als der Bahnhof noch aktiv war“, sagt er. Wie teuer die Einrichtung eines solchen Halts wäre, kann Fischer noch gar nicht genau sagen. „Erst einmal kommt es darauf an, dass eine gewisse Wirtschaftlichkeit nachgewiesen wird und fahrplantechnische Voraussetzungen geschaffen werden, unseren Halt zu integrieren“, so Fischer. Seiner Meinung nach müsste gar nicht jede Bahn in Scheer halten. „Aber vier am Tag wären ja schon nicht schlecht.“
Sollte der Taktfahrplan Scheer als weiteren Halt verkraften, so heißt es aus dem Büro von Bogner-Unden, könnte das Land diesen Halt bestellen, müsste die Einrichtung dann aber auch bezahlen. Denkbar wäre auch eine Realisierung über das Landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. In dem Fall würde die Stadt Scheer den Halt bauen, bekäme aber 50 Prozent der zuwendungsfähigen Kosten erstattet. „Zeitlich müssen wir das schaffen, bevor die Strecke zwischen Aulendorf und Sigmaringen elektrifiziert wird“, glaubt Fischer.