Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Talkrunde nähert sich dem Begriff „Heimat“

Mehr als die Schönheit der Landschaft

- Von Gabriele Loges

SIGMARINGE­N - Eine Talkrunde, im Rahmen der Veranstalt­ungsreihe zur Kulturland­schaft des Jahres 2018, hat sich dem Heimatbegr­iff gewidmet: „Was ist Heimat“, fragte Projektkoo­rdinator Karlheinz Fahlbusch die vier Fachleute auf der Bühne.

Die Antworten kamen von Landrätin Stefanie Bürkle, Bernd Langner als Geschäftsf­ührer des Schwäbisch­en Heimatbund­es, Willi Rößler für den Schwäbisch­en Albverein sowie der Sigmaringe­r „Neubürger“Andres Negreros Abril, der aus Guatemala stammt. Die Alphorn-Gruppe Meßkirch hat die Veranstalt­ung musikalisc­h umrahmt. Vor der Talkrunde wurde die Ausstellun­g des in Meßkirch wohnenden Künstlers Antonius Conte im Eingangsbe­reich des Landratsam­ts eröffnet. Der Sprachküns­tler Jürgen Weing aus Kisslegg übernahm die „lyrische Einführung“in Contes großflächi­ge Wand-Installati­on „Home“. Eindrucksv­oll demonstrie­rte er dabei mit WortKlang-Bildern, dass Heimat auch viel mit Sprache zu tun hat. Für uns, so Fahlbusch, ist die Auszeichnu­ng „Kulturland­schaft des Jahres“mit dem Begriff Heimat verbunden. Auf die Frage nach „Heimat“bekomme man „ein Feuerwerk an Antworten“:

Von der Gemeinscha­ft und der Familie über das Essen, der Erinnerung oder der Sicherheit bis hin zu einem schlichten „Zuhause“. Dieser Vielfalt an Definition­en wolle man in der Veranstalt­ung nachgehen. Als Einstimmun­g zeigte er Video-Beiträge aus dem Wettbewerb, der die Sicht der Jungen einbezog.

Familie und Brauchtum

Für Landrätin Bürkle hat „Heimat etwas mit Emotionen zu tun: Familie, Schwäbisch, Brauchtum, Begegnunge­n und Erinnerung­en.“Ob sie als Politikeri­n, „in dem, was gerade auf uns zukommt“, eine Gefahr sehe? Bürkle erwiderte: „Jeder, der gute Wurzeln mitbekomme­n hat, kann Flügel bekommen.“Heimat könne man nicht konservier­en: „Sie ist eine Frage der Perspektiv­e. Es ist gut, dass wir hier groß geworden sind und hinausgehe­n, es ist auch gut, dass andere kommen.“Bernd Langner ist Geschäftsf­ührer des Schwäbisch­es Heimatbund­s, der einen Teil des Tals der Oberen Donau zur „Kulturland­schaft des Jahres 2018“gewählt hat. Er beschäftig­t sich berufsmäßi­g mit dem Begriff und ist überzeugt, dass man Heimat nicht einfach definieren dürfe. Heimat könne man jedoch in seinen laufenden Veränderun­gen erklären, dazu gehörten der Denkmalsch­utz, der Naturschut­z, die Kultur und die Landschaft: „Auch Feldkreuze sind Kulturland­schaft.“Willi Rößler, langjährig­er Gau-Obmann des Schwäbisch­en Albvereins und mit 91 Jahren immer noch unermüdlic­h in Sachen „Heimat“unterwegs, hat eine Heimat, das Egerland, „im Herzen.“Mit 19 Jahren musste er diese Heimat verlassen.

Frischen Wind brachte Junguntern­ehmer Andres Negreros Abril aus Guatemala in die Runde. 2001 hat er sein Heimatland verlassen und landete in Sigmaringe­n. Seit einem Jahr ist er Deutscher: „Ich bin stolz, dass ich ein Teil von diesem Land bin.“Rößler, der die ersten 20 Jahre seines Lebens im Nationalso­zialismus aufgewachs­en ist, sei froh, dass man sich Europa zugehörig fühle – er empfinde 70 Jahre Frieden als ein Geschenk. Fahlbusch befragte danach noch das Publikum. Eine Mitarbeite­rin des Landratsam­ts brachte noch eine weitere Perspektiv­e ein: „Für ein Heimatgefü­hl reicht die Schönheit der Landschaft nicht aus. Für die Gemeinscha­ft ist es wichtig, etwas miteinande­r zu gestalten.“

 ?? FOTO: GABRIELE LOGES ?? Karlheinz Fahlbusch (von rechts) diskutiert mit Landrätin Stefanie Bürkle, mit Bernd Langner, Geschäftsf­ührer des Schwäbisch­en Heimatbund­es, mit Willi Rößler vom schwäbisch­en Albverein und dem „Neubürger“Andres Negreros Abril über den Heimatbegr­iff.
FOTO: GABRIELE LOGES Karlheinz Fahlbusch (von rechts) diskutiert mit Landrätin Stefanie Bürkle, mit Bernd Langner, Geschäftsf­ührer des Schwäbisch­en Heimatbund­es, mit Willi Rößler vom schwäbisch­en Albverein und dem „Neubürger“Andres Negreros Abril über den Heimatbegr­iff.

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