Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Umfrageergebnisse liegen vor
Aktion der Seelsorgee in heitGa mm ertingenT roch tel fingen ist abgeschlossen.
GAMMERTINGEN - Mit einer Fragebogen-Aktion hat sich die Seelsorgeeinheit Gammertingen-Trochtelfingen danach erkundigt, wo an der Basis der Kirchengemeinde der Schuh drückt. Dass die Verantwortlichen dabei auch mit unbequemen Antworten rechnen mussten, ahnten sie bereits vorher – und sie sollten Recht behalten. So einiges hat Pfarrer Wolfgang Drescher und Pastoralreferent Matthias Kopp aber auch positiv überrascht. In jedem Fall seien die Ergebnisse der Aktion eine Bereicherung, sagen sie.
Eine ähnliche Aktion hatte es bereits vor neun Jahren gegeben. Mit dem Amtsblatt der Stadt Gammertingen ließ die Kirche allen Einwohnern einen Fragebogen zukommen – und bekam rund 400 Bögen ausgefüllt zurück. Im Frühjahr dieses Jahres wurde die Aktion wiederholt.
„In der Gemeinde wird zum Beispiel schon lange darüber diskutiert, ob wir einen Fahrdienst anbieten sollten“, sagt Matthias Kopp. Mit der erneuten Umfrage habe die Kirche Antworten auf solche Fragen bekommen wollen. Dieses Mal lagen die Bögen dem Kirchenblatt bei und in den Kirchen aus. Außerdem gab es die Möglichkeit, im Internet mitzumachen. Inzwischen sind die 270 ausgefüllten Fragebögen ausgewertet.
Personalmangel mit Folgen
Das Ergebnis zeigt, dass die Gläubigen vor allem ein Thema umtreibt: die Frage nach einer Mittepunktskirche in Gammertingen. Hintergrund ist die rückläufige Zahl derer, die sich für eine hauptamtliche Stelle bei der Kirche interessieren. Dieser Personalmangel wirkt sich beispielsweise auf die Anzahl der Gottesdienste in den jeweiligen Pfarrgemeinden aus. Eine Mittelpunktskirche in Gammertingen würde eine weitere Zentralisierung bedeuten.
Auf offene Ohren stößt dieser Vorschlag – wenig überraschend – lediglich bei der Pfarrgemeinde St. Leodegar in Gammertingen selbst. 49 Befragte halten ihn für sehr gut oder gut, lediglich 18 für weniger gut oder schlecht. In der Pfarrgemeinde St. Martin in Trochtelfingen gibt es hingegen drei Befürworter bei 71 ablehnenden Antworten. In den übrigen Pfarrgemeinden – St. Mauritius in Neufra, St. Pankratius in Steinhilben, St. Nikolaus in Feldhausen und St. Martin in Kettenacker – sieht die Haltung ähnlich ablehnend aus. „Die Kränkung darüber, dass es in Trochtelfingen seit drei Jahren keinen eigenen Pfarrer mehr gibt, sitzt noch immer tief“, sagt Matthias Kopp.
Die Fragebogen-Aktion hält aber noch weitere Erkenntnisse bereit. So fällt das Interesse am bereits erwähnten Fahrdienst beispielsweise eher durchwachsen aus. „Das war für uns eine Überraschung“, sagt Wolfgang Drescher. „Aber damit wissen wir jetzt, wo wir stehen.“Viele Teilnehmer nutzten die Gelegenheit außerdem, die Bedeutung der Gottesdienste zu unterstreichen. Mit deren Häufigkeit sind die allermeisten zufrieden. Wortgottesdienste stellen für sie keine wirkliche Alternative dar. „Die Menschen fahren lieber zu einem klassischen Gottesdienst an anderer Stelle“, sagt der Pfarrer. Während Ortswechsel bei den Gläubigen willkommen sind – zum Beispiel in Form von Zeltgottesdiensten bei Festen –, haben sie an Themengottesdiensten eher kein Interesse.
Die Wertschätzung stimmt
Positive Resonanz gibt es etwa auf die Frage, ob sich die Gläubigen von hauptamtlichen Mitarbeitern, Pfarrgemeinderäten und sonstigen Ehrenamtlichen wertgeschätzt fühlen – mit einigen Abstrichen in Trochtelfingen. „Sehr gefreut hat uns auch die Rückmeldung, dass es nach dem Gottesdienst genug Gelegenheiten gibt, die Gemeinschaft zu pflegen“, sagt Matthias Kopp. Und noch etwas haben er und seine Kollegen erfreut zur Kenntnis genommen: dass sich an der Aktion nicht nur Frauen und Männer jenseits der 70 beteiligt haben. „Das zeigt, dass sich zum Glück auch jüngere Menschen für die Kirche interessieren“, sagt Kopp.
In Gemeindeversammlungen sollen nun die Ergebnisse der Fragebogen-Aktion und mögliche Konsequenzen diskutiert werden. Das erste Treffen findet am Mittwoch, 21. November, in Trochtelfingen statt. Folgen soll mindestens ein weiteres in Gammertingen. Einen genauen Termin gibt es dafür allerdings noch nicht.