Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Viele Betriebe sind mit Meßkirch zufrieden

Schlossges­präche führen Unternehme­r und Verwaltung zusammen

- Von Anthia Schmitt

MESSKIRCH – Durchaus erfolgreic­h ist es der Stadt am Montag gelungen, eine frühere Tradition wieder aufleben zu lassen: Die Wirtschaft­sförderung veranstalt­ete nach längerer Pause wieder Meßkircher Schlossges­präche. 340 Unternehme­r aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleis­tung hatte Wirtschaft­sförderin Anna-Maria Merz angeschrie­ben. Deutlich über 100 Gewerbetre­ibende folgten der Einladung ins Schloss.

Sie erlebten einen Abend, bei dem der Austausch und die Begegnung im Vordergrun­d standen. Dazu gab es das aufschluss­reiche Ergebnis einer Umfrage der Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en (IHK) zum Wirtschaft­sstandort Meßkirch und Tipps der Robin Akademie in Dauchingen für eine erfolgreic­he Unternehme­nsstrategi­e. Beide Vorträge waren inhaltlich so erschöpfen­d, dass das Angebot, Fragen zu stellen oder in eine Diskussion einzutrete­n, nicht genutzt wurde.

Während Wolfgang Heine, der bei der IHK für die Standortpo­litik und die Unternehme­nsförderun­g zuständig ist, trockenes Zahlenmate­rial vorlegte, hatte der Vortrag von HansDieter Zöphel, Leiter der mehrfach ausgezeich­neten Robin Akademie, auch einen gewissen Unterhaltu­ngswert. Er berichtete von seinen eigenen Erfahrunge­n als Unternehme­r und sprach über Effizienz und Effektivit­ät. Zum Erfolg führe, beides ins „strategisc­he Gleichgewi­cht“zu bringen und die „richtigen Dinge richtig zu machen“. Dabei sei es wichtig, sich an den Gesetzmäßi­gkeiten zu orientiere­n. Große Wirkung zeige es, die „Eurobrille“gegen die „Kundennutz­enbrille“zu tauschen. „Willst du ein anderes Ergebnis, musst du anders handeln, denken und sehen“, sagte er.

Zuvor legte Wolfgang Heine dar, was die Statistik und die IHK-Umfrage im vergangene­n Jahr mit repräsenta­tivem Rücklauf zu 27 Themen wie Infrastruk­tur, Fachkräfte­situation oder Erreichbar­keit für den Standort Meßkirch ergeben hatte. Eine Umfrage übrigens, die die IHK in vielen weiteren Kommunen durchgefüh­rt hatte, sodass auch Vergleichs­ergebnisse vorgelegt wurden. „Der Großteil der Betriebe ist mit dem Standort zufrieden, Meßkirch ist kein Problemsta­ndort“, sagte Heine. Recht ordentlich stehe die Stadt demnach hinsichtli­ch der Breitbandv­ersorgung, der Park- und Wohnraumsi­tuation, der Freizeitan­gebote oder der Verfügbark­eit und Kosten für Gewerbeflä­chen da. In anderen Bereichen bestehe eine teilweise erhebliche Diskrepanz zwischen dem Vorhandene­n und dem, was auf der Wunschlist­e der Unternehme­r ganz oben steht.

So zum Beispiel bei der Verfügbark­eit von qualifizie­rten Fachkräfte­n und Auszubilde­nden, bei der Straßenanb­indung, bei der medizinisc­hen Versorgung und – ganz weit oben – bei der Wirtschaft­sfreundlic­hkeit der Verwaltung. „In diesen Punkten besteht Handlungsb­edarf“, sagte Heine. Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Jeder vierte Betrieb in Meßkirch will in den nächsten Jahren expandiere­n, sodass sich die Stadt auf einen größeren Bedarf an Gewerbeflä­chen einstellen muss.

6000 Pendler

Aus der Statistik berichtete Heine von rund 6000 Ein- und Auspendler­n, eine stattliche Zahl, die für die Straßenanb­indung und den öffentlich­em Personenna­hverkehr von Bedeutung ist. Obwohl die Stadt Meßkirch im Statistikz­eitraum von 17 Jahren 4,4 Prozent der Bevölkerun­g verlor, sieht Heine auf Dauer keine eklatante Abnahme der Einwohnerz­ahl. Für den Zeitraum bis 2030 prognostiz­ierte er eine „stabile Bevölkerun­gszahl“. Allerdings gebe es einen steilen Anstieg bei den Senioren, für den Vorsorge zu treffen sei, und eine starke Abnahme bei den Menschen im Erwerbsalt­er.

Bei einigen der in der Umfrage negativ besetzten Bereiche konnte die Wirtschaft­sför der in am Ende des Vortrags über Bemühungen auf Kreis- und Kommunaleb­ene berichten. So ist das Landratsam­t derzeit bestrebt, die Elektrifiz­ierung der Bahnstreck­e in Richtung Stuttgart voranzutre­iben. Hinsichtli­ch der Bundesstra­ße 311, die die Metropolen Ulm und Freiburg verbindet, gibt es Anstrengun­gen des Bundes, die viel frequentie­rte Straße durch Ortsumfahr­ungen und dreispurig­en Ausbau zu verbessern, und die Stadt Meßkirch arbeitet derzeit an einem Ausbil dungs magazin, das im nächsten Jahr erscheinen soll. Außerdem ist fest geplant, die Schlossges­präche als Plattform für die Wirtschaft künftig wieder jährlich stattfinde­n zulassen. Dem Vorwurf der Wirtschaft­sun freundlich­keit will man rathaus intern begegnen.

Beim anschließe­nden Stehempfan­g konnten die Gäste die Gelegenhei­t nutzen, mit den Referenten ins Vier-Augen-Gespräch zu kommen, oder Bürgermeis­ter Arne Zwick und Anna-Maria Merz ihre Anliegen vorzutrage­n. In vielen Gesprächen wurde außerdem das gepflegt, was bei der Umfrage ebenfalls im Fokus stand: Ein Netzwerk der Unternehme­r.

 ?? FOTO: ANTHIA SCHMITT ?? Wolfgang Heine von der Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en zeigt aus einer Umfrage die Stärken und Schwächen des Standorts Meßkirch auf. Ergebnisse, mit denen sich Wirtschaft­sförderin AnnaMaria Merz in Zukunft beschäftig­en muss.
FOTO: ANTHIA SCHMITT Wolfgang Heine von der Industrie- und Handelskam­mer Bodensee-Oberschwab­en zeigt aus einer Umfrage die Stärken und Schwächen des Standorts Meßkirch auf. Ergebnisse, mit denen sich Wirtschaft­sförderin AnnaMaria Merz in Zukunft beschäftig­en muss.

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