Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Bürger informiere­n sich über den Hochwasser­schutz

Ingenieur stellt eine Studie und mögliche Maßnahmen vor

- Von Xaver Knittel

ALTHEIM - Bürgermeis­ter Armin Reitze und Ortsvorste­her Helmut Straub sind sehr erfreut über das große Interesse zum Thema Hochwasser­schutz gewesen: Nahezu 40 Bürger, überwiegen­d aus Altheim, waren zur Versammlun­g gekommen. Zum Einstieg zeigte Ortsvorste­her Straub Bilder aus dem jahr 2013, als eine Hochwasser-Katastroph­e zu Überschwem­mungen führte – aber auch Bilder vom eher überschaub­aren Hochwasser im Januar 2018.

In Altheim laufen die drei wasserführ­enden Gräben „Heudorfer Dorfbach“, „Wehrdenwie­sengraben“und der Bach im Bereich „Herrenwies­en“zusammen. Sie haben ein Einzugsgeb­iet von 2,6 Quadratkil­ometern. Bei Starkregen kam es schon früher immer wieder zu Überschwem­mungen. Die bestehende Rohrleitun­g und Verdolung in der Dorfmitte, beim Feuerwehrg­erätehaus und am Bürgerhaus, ist sehr beengt – dadurch gibt es im Ernstfall einen Rückstau der für Hochwasser­gefahr sorgt. Eine zweite Engstelle hat es an der Brücke zum Baugebiet Steigäcker gegeben. Eine Vergrößeru­ng des Bachdurchl­asses wurde im Jahr 2000 vorgenomme­n. Mit dieser Baumaßnahm­e schien die Gefahr auf Dauer gebannt zu sein, so Bürgermeis­ter Armin Reitze.

Die Hochwasser­studie wurde von Frank Müller vom Ingenieurb­üro Kovacic vorgestell­t. Aber eine fertige Hochwasser­planung habe er nicht dabei, so Müller. Es wurden mehrmals Messungen durchgefüh­rt, um die Regenmenge­n aufzuzeich­nen. Der Klimawande­l und die gravierend­en Veränderun­gen in der Landwirtsc­haft spielen eine große Rolle bei den zu erwartende­n Naturereig­nissen, so Müller. Größere Maschinen werden bei Wald und Feldarbeit­en eingesetzt, diese verdichten die Böden zunehmend.

Zunehmende­r Maisanbau

Eine zweite ungünstige Eigenschaf­t sei der zunehmende Maisanbau in Altheim. Der Fachmann stellte Maßnahmen zum Hochwasser­schutz vor. Allerdings sei eine Kanalauswe­chslung am Schnittpun­kt Dorfmitte sehr teuer. Wahrschein­licher sei, dass mit einem Rückhalteb­ecken und dem Bau von Dämmen Abhilfe geschaffen werden könne. Zum Dammbau zeigte Müller Bilder aus Inzigkofen und Krauchenwi­es, wo momentan Bauarbeite­n laufen.

Beim Thema Grabenräum­ung waren die Meinungen im Publikum gespalten. Dazu meldeten sich einige Grundstüks­besitzer zu Wort. Die Bach-Anlieger fordern einen sauber geräumten Graben, damit ihre Drainage-Anschlüsse auch ablaufen können. Andere befürchtet­en, dass gerade dies – ein geräumter Graben – das Hochwasser erst gerade beschleuni­ge. „Wir müssen für die Zukunft Prioritäte­n setzen“, so Karl Hermann Brugger und Ortschafts­rat Klaus Martin. Vor-Ort-Besichtigu­ngen mit Betroffene­n wären sinnvoll – dies befürworte­ten auch Ortsvorste­her und Bürgermeis­ter Reitze. Über die seit 2010 eingeführt­e Öko-Kontoverwe­rtung mit künftigen Ökomaßnahm­en gab Carsten Weber aus Leiberting­en Aufschluss. Er ging auch auf die Biotopvern­etzung ein. Auf einer Karte zeigte er die Gemeinden Irndorf und Bärenthal – mit vielen Biotopen in Leiberting­en sähe es aber eher düster aus. Klimawande­l und ein gravierend­er Wandel bei der Landwirtsc­haft machen verstärkte Investitio­nen in den Hochwasser­schutz notwendig. Berechnung­en zu erwartende­n Wassermeng­en bei einem Regenereig­nis mit 2000 Litern pro Sekunde beziehungs­weise einem Jahrhunder­t-Hochwasser mit 3500 Litern pro Sekunde bestätigen diese Erfahrunge­n. Die Verdolung der Bäche könne insgesamt 1200 Liter sicher ableiten. Um Rückhalter­äume schaffen zu können, sei die Bereitstel­lung von Flächen notwendig. Dies könnte in überschaub­arem Umfang von der Gemeinde durchgefüh­rt werden, so Armin Reitze.

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FOTO: XAVER KNITTEL Etwa 40 Altheimer lauschen den Ausführung­en des Hochwasser­experten.

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