Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Neues Müllgesetz: Ab damit in die (Bio-)Tonne
SIGMARINGEN - Rüdiger Sinn kehrt zurück zu seinen Wurzeln. Kanpp 30 Jahre war er weg, nun hat er sich in der Jägerstraße ein Haus gekauft und baut es mit eigener Kraft um. Der freie Journalist wird über den Umbau und seine Beobachtungen in Sigmaringen eine Kolumne schreiben.
Kurz nachdem ich mein Haus gekauft habe, hab ich meine erste Anschaffung gemacht: Nicht etwa einen Betonkübel, einen Akkuschrauber oder eine Baumaschine – nein, das habe ich schon alles. Natürlich musste ein Kompostgefäß her. Das grüne Ding, das ich jetzt mein eigen nenne, gab es geschenkt, für umme.
Ich liebe meinen Kompost, das mal vorweg, ich bin also befangen. Da ich viel Grünzeug esse, füllt sich der Komposter auch schon langsam aber sicher. Grün(„abfälle“) auf den Kompost zu werfen ist für mich das wunderbare Gefühl, dass alles in Ordnung ist, dass alles im Kreislauf ist, dass die Dinge wieder zu dem werden, von dem alles ausgeht: zu Mutter Erde!
Dass der Landkreis Sigmaringen nun als letzter Landkreis in BadenWürttemberg ein getrenntes Biomüllerfassungssystem einführen muss, weil das Umweltministerium das anscheinend so will, hat in den letzten Wochen für Diskussionen gesorgt. Und solche Debatten sind auch dringend notwendig, denn wie so oft steht hier vermeidlich Öko drauf und ist nicht (oder nur zum Teil) drin. Von einigen Kreisräten wurde richtigerweise angemerkt, dass die Abholung die Ökobilanz des Komposts womöglich sogar verschlechtert. Und von der Produktion der neuen Biotonnen will ich mal gar nicht sprechen.
Nun, der Beschluss ist gefallen, hilft ja nix. Was hilft ist nun, ein kluges Konzept. Warum eigentlich nicht die Idee aufgreifen, den Biomüll selbst an geeignete Stellen zu bringen (entspricht dem sogenannten „Bringsystem“). In meiner WG-Zeit in diversen Städten habe ich den Biomüll immer gesammelt und dann auf den Gemeinschaftskomposthaufen gebracht. Waren nur fünf Minuten Fußweg, der Abendspaziergang war gerettet.
Ich kompostiere jedenfalls fleißig weiter, lasse mir nicht vorschreiben was gut und richtig ist, zumindest nicht in diesem Fall. Vielleicht braucht es vom Kreis daher neben einer Biomüllstrategie auch eine PROffensive, wie gut Kompost eigentlich ist (wertvoller Dünger, CO2Speicher, etc.), wenn man ihn selbst kompostiert. Dann könnte die EigenKompostquote sogar noch erhöht werden und das Gesetz würde ad absurdum geführt.
„Wer selbst denkt, isch im Vorteil“, hätte meine Omi sicherlich gesagt. Die war klug und hat auch noch Socken gestopft. Wenn das mal kein nachhaltiger Lebensstil ist. Hätte auch gut zu den Grünen gepasst und die regieren ja bekanntlich das Land.
Rüdiger Sinn