Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Mattscheibe – seit Monaten
Unitymediakunden des Gebiets „Am Känzele“haben schon lange ein gestörtes TV-Signal
SIGMARINGEN - Anwohner des Wohngebiets „Am Känzele“sind verärgert: Sie haben seit vielen Monaten, manche sogar seit mehr als einem Jahr, ein gestörtes Fernsehsignal. Die Anwohner mit Unitymediaanschluss, schätzungsweise rund zehn betroffene Haushalte, sind verzweifelt, fühlen sich von der Firma im Stich gelassen. Unitymedia-Pressesprecher Helge Buchheister beteuert, das Unternehmen arbeite mit Hochdruck an einer Lösung. „Es sind nach wie vor mehrere UnitymediaTechniker und ein Projektleiter vor Ort tätig und ich bin zuversichtlich, dass das TV-Signal in diesen Tagen wieder stabiler wird“, sagt er.
„Es pixelt, flimmert, bunte Blitze zucken in immer kürzeren Abständen über das Fernsehbild – nichts geht mehr“, schildert Elisabeth Weiger. „Ich bin froh, wenn ich einen Satz am Stück hören kann“, sagt Anwohnerin Ulrike Pfeffer. Und Doris Kurz ergänzt: „Ich hab’ die Nase voll.“In jüngster Vergangenheit mehren sich die Beschwerden. Der Fernseher zeige die Nachricht „kein Sender verfügbar“an. „Am Känzele“haben sich die Nachbarn in einer Krisen-Whatsapp-Gruppe zusammengeschlossen, um sich über die Störungen und die frustrierende Kommunikation in Hotlines auszutauschen und um notgedrungen abendliche Spielerunden auszumachen, die über den ausfallenden Fernsehabend hinwegtrösten sollen. Fernsehen, da sind sich die Betroffenen einig, geht nur noch über das Internet mithilfe von Mediatheken – wenn es die Geschwindigkeit zulasse.
Wechselnde Ansprechpartner, minutenlange Warteschleifen, Techniker, die nicht mehr weiterwissen, Hotline-Mitarbeiter, die den Anwohnern „im Vertrauen“sagen, dass es kaum Hoffnung auf ein besseres Signal gebe, da Leitungen marode seien und ausgetauscht werden müssten und auf das Sonderkündigungsrecht verweisen... Jede Familie mit Unitymedia-Anschluss „Am Känzele“hat ihre ganz eigene Geschichte. Einige Anwohner glauben, dass die schlechte Signalversorgung mit dem Ausbau des Neubaugebiets Wachtelhau zusammen hängen könnte, laut Unitymedia ist das aber nicht der Fall. „Viele Nachbarn haben sich jetzt Schüsseln installieren lassen“, sagt Elisabeth Weiger, die noch Hoffnung hat, dass das Unternehmen seinen Teil der Vertragsbedingungen, die Bereitstellung von Fernsehsignal, bald wieder erfüllt. Ulrike Pfeffer berichtet von Störungen, die seit Jahren andauern, „schon vor Unitymedia, als der Anschluss noch bei der Elektrozentrale Sigmaringen gemeldet war“, sagt sie. Das berichtet auch Doris Kurz – doch die Elektrozentrale hätte sich wenigstens um Störungen gekümmert. Seit Unitymedia verantwortlich sei, werde das Bild immer schlechter. „Ich fühle mich von dieser großen Firma Unitymedia hintergangen“, sagt sie.
Schadensersatzforderungen hätte das Unternehmen niedergebügelt. Seit Oktober hat sie Unitymedia den Geldhahn zugedreht und dem Unternehmen die Einzugsermächtigung entzogen. Gemeldet habe sich deshalb noch keiner. „Ich hoffe, dass die mich einfach gehen lassen“, so Kurz. Die Satellitenschüssel sei bereits bestellt. 1800 Euro kostet sie das für zwei Hausanschlüsse.
Eine Satellitenschüssel möchte Familie Pfeffer eigentlich nicht installieren. „Das wäre eigentlich ein Schritt in die Vergangenheit, teuer und mit Baumaßnahmen verbunden“, sagt Ulrike Pfeffer. Je mehr Nachbarn sich eine Schüssel aufs Dach stellen würden, umso besser würde das Bild für die bei Unitymedia verbleibenden Kunden, hofft sie.
Bei der Presseabteilung Unitymedia gibt man sich indes gewohnt optimistisch, was eine Prognose angeht. „Es stimmt, der TV-Empfang in dem Neubaugebiet am Känzele ist weiter stark beeinträchtigt bis hin zum vollständigen Signalverlust. Wir prüfen mit Hochdruck, wie wir dauerhaft durch Leitungsbau eine Signalverbesserung erzielen können. Das nimmt aber einige Zeit in Anspruch“, sagt Unternehmenssprecher Helge Buchheister. Den Ärger der Kunden könne man nachvollziehen. Auf Gutschriften für geschädigte Kunden angesprochen heißt es, man prüfe zur Zeit die weitere Vorgehensweise. „Priorität hat zurzeit die Beseitigung der Störung – wir möchten das Vertrauen der Kunden zurückgewinnen.“
Ulrike Pfeffer ist davon überzeugt, dass die Leitungen oder die Anlage marode sind. „Ein Techniker, der mal da war, sagte, wir sollen den Bürgermeister davon überzeugen, hier Glasfaser zu verlegen“, sagt Pfeffer. Dann würde es auch wieder mit dem Signal klappen. Tatsächlich ist dieses Szenario gar nicht so unwahrscheinlich: „Mittel- bis langfristig soll auch das Gebiet ,Am Känzele’ durch die BLS mit Glasfaser ausgestattet werden. Diese Planungen stehen aber in keinem Zusammenhang mit Unitymedia“, sagt Stadtsprecherin Anja Heinz auf Nachfrage.
Laut Unitymedia ist eine neue Versorgungsstrecke in Prüfung. „Wenn diese gebaut werden würde, ist es nicht unwahrscheinlich, dass dort auch schnelles Internet und Telefonie von uns angeboten werden können. Zurzeit können die Betroffenen Kunden nur das TV-Signal über Unitymedia empfangen“, so Helge Buchheister. „Die Frage, ob am Ende ein Glasfaserkabel oder ein Koaxialkabel (TV-Kabel) verlegt werden würde, kann ich jetzt noch nicht beantworten. Beides wäre möglich“, erklärt Helge Buchheister.
„Ich fühle mich von dieser großen Firma Unitymedia hintergangen“, sagt Anwohnerin Doris Kurz.