Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Auch kritische Töne kommen zur Sprache
Diakon nimmt beim Dekanatsmännertag Probleme der katholischen Kirche in den Blick
BENZINGEN/WINTERLINGEN (bay) - Zum 63. Dekanatsmännertag des katholischen Männerwerks im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch sind mehr als 60 Frauen und Männer nach Benzingen gekommen. Zum Auftakt versammelten sich die Teilnehmer zu einer feierlichen Andacht in der St. Peter und Paulskirche, die von Diakon Werner Eisele aus Neufra/Gammertingen geleitet wurde. Im Anschluss daran fand im Saal des Gasthauses „Sternen“ein Treffen mit dem CDU-Bundestagsabgeordneten und Staatssekretär Thomas Bareiß statt, der zum Thema „Christliche Werte in der CDU“sprach.
In seiner Predigt, die einen Text aus dem Weisheitsbuch „Kohelet“(Predigerbuch) zur Grundlage hatte, ging Diakon Werner Eisele speziell auf folgenden Vers ein: „Wer ständig nach dem Wind schaut, kommt nicht zum Säen.“Der Diakon stellte die Frage in den Raum: „Haben wir angesichts von Terror und Gewalt rund um den Globus den Blick für das Positive verloren?“Auch vor den derzeitigen Entwicklungen und Schlagzeilen in der katholischen Kirche machte er nicht Halt: „Wie soll das weitergehen, wenn in absehbarer Zeit im Dekanat Sigmaringen-Meßkirch nur noch drei Priester zur Verfügung stehen?“Auch das Thema Missbrauchsfälle streifte er.
Im vollbesetzten Saal des Hotels und Gasthauses „Zum Sternen“in Benzingen ging der Dekanatsmännertag in die zweite Runde. Beim Kaffeetrinken war es Organisator Josef Kugler III aus Rosna, der Bareiß willkommen hieß. Zum Thema „Christliche Werte in der CDU“und darüber, was vom Koalitionsvertrag durchgesetzt worden sei, stieg der 43-jährige CDU-Mann ein: „In der Bevölkerung ist ein Unsicherheitsgefühl da; aber es ging uns noch nie so gut. Alte Firmen existieren zum Teil nicht mehr, dafür sind viele neue hinzugekommen.“
Als ein wichtiges Zeichen unterstrich er den Wohlstand und den Frieden im Lande. Bareiß stellte fest, dass Glaube und Politik Halt geben, diese Erfahrung habe er persönlich gemacht. Das Wertefundament des christlichen Glaubens ist seiner Meinung nach „enorm wichtig“. Weil Migranten auch einen Glauben mitbringen, sei gegenseitiger Respekt gefragt. Dann kam er auf die Familienpolitik zu sprechen. Immer noch 80 Prozent Familienhaushalte gebe es in der Bundesrepublik; die Familie müsse daher noch stärker in den Mittelpunkt gerückt und unterstützt werden. Vor allem junge Familien müssten entsprechend so gefördert werden, dass es ihnen möglich ist, Eigentum zu erlangen.
Kritisch sah er die hohe Abtreibungsquote in der Bundesrepublik, sowie ähnliche Tendenzen im Zusammenhang mit den Problemfeldern „Umgang mit dem Downsyndrom im Frühstadium“und beim Thema „Sterbehilfe“. Die CDU/CSU stehe auf der Seite des Lebens, „weil wir für mehr Humanität in der Gesellschaft eintreten“, so Bareiß. Ganz zum Schluss seiner Ausführungen konnte er mit einem Seitenhieb in Richtung AfD nicht hinter dem Berg halten: „Die AfD ist eine gefährliche Partei. Was will diese Partei? Was geht in den Köpfen der AfD-Anhängerschaft vor?“