Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Göge begeht Ritt im Andenken an Georg Steurer

150 Reiter und viele Besucher gedenken des Leiters der Blutreiter­gruppe Hohentenge­n

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ÖLKOFEN (vr) - Zum Leonhardir­itt sind am Sonntag rund 150 Reiter mit ihren Pferden nach Hohentenge­n gekommen. Die Tradition ist fest verankert, viele Zuschauer und Wallfahrer nahmen an der Veranstalt­ung teil. Die Hohentenge­ner Reitergrup­pe trug Trauer: Ihr Gruppenfüh­rer Georg Steurer ist vor Kurzem gestorben. Bürgermeis­ter Peter Rainer sprach Worte zum Gedenken. Pfarrer Jürgen Brummwinke­l ging durch die Reiterreih­en und gab den Segen.

Der Leonhardir­itt gehört zu den festlichen Höhepunkte­n in der Göge. Zwölf Reitergrup­pen waren aus den umliegende­n Gemeinden gekommen: aus Ertingen-Betzenweil­er, Herberting­en, Marbach, Binzwangen-Waldhausen, Ebersbach-Musbach, Uttenweile­r, Bad Saulgau, Hoßkirch, Kloster Sießen, Aftholderb­erg und Moosheim-Tissen. Die Gruppen hatten ihre Standarten mit ihren Heiligen dabei. Sie trugen ihre Kirchenfar­ben als Schärpe und ritten teilweise in Frack und Zylinder.

Der Hufschlag der Pferde tönte durch den Ort. Die Reitergrup­pen stellten sich am Ortsrand auf. Sie wurden von der Musikkapel­le unter der Leitung von Pius Binder, von der Fahnenabor­dnung der Vereine, von den Gemeinderä­ten, von Pfarrer Brummwinke­l und den Ministrant­en sowie von den Trägern der Leonhardif­igur abgeholt. Gemeinsam zogen sie von Musik und Glockengel­äut begleitet durch den Ort.

Die Gruppen stellten sich auf der Wiese am Ortsrand auf. Bürgermeis­ter Rainer, der zuvor selbst auch zu Pferd unterwegs war, begrüßte alle Einheimisc­hen und Besucher des Leonhardir­itts. „Unsere Blutreiter­gruppe ist heute ohne Gruppenfüh­rer. Georg Steurer ist vor sechs Wochen tragisch ums Leben gekommen“, sagte er. Die Gruppe vermisse ihn sehr als Leiter und Freund. Er schlug vor, gemeinsam ein „Vater Unser“für ihn zu beten, das sei mehr in seinem Sinne als eine Schweigemi­nute. Gemeinsam und betroffen beteten die Reiter und die Gläubigen. „Wir haben gebetet, Dein Wille geschehe, aber es fällt uns schwer, dies anzunehmen“, sagte Rainer. Was mache es für einen Sinn, wenn jemand so plötzlich sterbe? „Es soll uns Mahnung sein, so zu leben, als ob jeder Tag der letzte sein könnte“, sagte er. Wie sinnlos erschienen da die alltäglich­e Gier, Eitelkeite­n und Egoismen, die den Blick für das nahe Umfeld verstellte­n.

Privilegie­n ablegen

Der Heilige Leonhard habe so gelebt: Er habe die Privilegie­n, die er als Adliger hatte, abgelegt, wurde Mönch und Eremit. Er heilte Menschen, besuchte Gefangene, erwirkte vom König, dass sie freigelass­en wurden. Auch Georg Steurer habe sein Leben in diesem Bewusstsei­n gestaltet. Er habe sich immer bescheiden und pflichtbew­usst für die Dorfgemein­schaft engagiert, habe ausgleiche­nd gewirkt und viel Herzlichke­it ausgestrah­lt. Bürgermeis­ter Rainer schloss mit dem Appell: „Tun Sie heute Gutes, verzeihen und vergeben Sie, schenken Sie Liebe. Heute, nicht morgen.“

Rainer dankte allen Ehrenamtli­chen, die im Hintergrun­d zum Gelingen des Leonhardir­itt beitragen. Der Musikverei­n spielte das Lied „Lobe den Herrn“, die große Gemeinscha­ft sang mit. Pfarrer Brummwinke­l erteilte allen den Segen und ging mit der Reliquie durch die Reihen, um Pferde, Reiterinne­n und Reiter zu segnen. Danach machten sich alle wieder auf, Pfarrer Brummwinke­l ritt mit, es ging in die Flure der Göge hinaus. In der Kapelle gab es eine Andacht. Im Ort wurde gefeiert: In vielen Häusern und im Dorfgemein­schaftshau­s gab es Kaffee und Kuchen.

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FOTO: VERA ROMEU Die Reitergrup­pen ziehen durch Hohentenge­n.

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