Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Helferin bei Sorgen, Streit und Schwangers­chaft

Sylvia Fuller-Wüst ist neue Ansprechpa­rtnerin in der Beratungss­telle der Diakonie in Pfullendor­f

- Von Sebastian Korinth

PFULLENDOR­F - Zoff in der Ehe, darunter leidende Kinder, Sorgen während der Schwangers­chaft: Von solchen Problemen hört Sylvia FullerWüst ständig – und das auf eigenen Wunsch. Seit 20 Jahren unterstütz­t sie mit ihrer Arbeit Menschen in schwierige­n Situatione­n, seit fünf Wochen in der Beratungss­telle der Diakonie in Pfullendor­f. Dass es fast immer um unerfreuli­che Themen geht, stört Fuller-Wüst dabei nicht. „Ich mache meine Arbeit unglaublic­h gerne“, sagt sie. Das Ziel sei es, für die Beteiligte­n möglichst immer eine gute Lösung zu finden.

Für andere da zu sein, auch beruflich – das konnte sich Sylvia FullerWüst schon in der Schulzeit in ihrer Heimatstad­t Eschwege gut vorstellen. „Damals wollte ich am liebsten Lehrerin oder Erzieherin werden“, sagt sie. Am Ende entschied sie sich für die Arbeit im Kindergart­en. Doch dabei blieb es nicht. Fuller-Wüst studierte in Kassel Sozialpäda­gogik und ließ sich anschließe­nd zur Familienth­erapeutin ausbilden. Bis heute nimmt sie mit Freude neue Herausford­erungen an. Erst im vergangene­n Jahr absolviert­e sie eine Mediations­Ausbildung in Konstanz, verliebte sich in die Bodenseere­gion.

Einsatz für Interessen der Kinder

Das war auch der Grund, warum Sylvia Fuller-Wüst ihre Heimat verließ, mit ihrem Mann nach Überlingen zog und die neue Stelle in Pfullendor­f antrat. Gleichzeit­ig verändert sich der Schwerpunk­t ihrer Arbeit. Dieser hatte in den vergangene­n Jahren auf der Beratung von Paaren, bei Trennungen und Scheidunge­n gelegen. Für das Familienge­richt und das Oberlandes­gericht in Kassel war Fuller-Wüst als Verfahrens­beistand tätig. Dabei vertrat sie vor Gericht die Interessen der Kinder, etwa bei Fragen rund ums Sorgerecht. „Es ist eben wichtig, eine gute Lösung auch für die Kinder zu finden“, sagt sie.

In der Beratungss­telle der Diakonie am Melanchtho­nweg ist das Aufgabenge­biet jetzt wieder breiter gefächert. Ein neuer Schwerpunk­t liegt dabei beispielsw­eise auf der Beratung schwangere­r Frauen und ihrer Partner – etwa, wenn es um den Mutterschu­tz, das Elterngeld oder finanziell­e Sorgen wegen eines geringen Einkommens geht. Auch für Jugendlich­e hat Sylvia Fuller-Wüst dabei ein offenes Ohr. Hinzu kommt die Schwangers­chaftskonf­liktberatu­ng, wenn für die Betroffene­n eine Abtreibung im Raum steht. Darüber hinaus berät Fuller-Wüst Paare, Eltern und einzelne Klienten in allen Lebenslage­n. Dazu zählt unter anderem Unterstütz­ung beim Stellen von Anträgen. Jeder kann die Beratung in Anspruch nehmen, Fuller-Wüst unterliegt der Schweigepf­licht.

In welche Richtung die Beratung geht, ist dabei immer offen. „Es wäre falsch, in jedes Gespräch mit einem bestimmten Ziel zu gehen“, sagt Sylvia Fuller-Wüst. So müssten beispielsw­eise am Ende einer Beratung nicht alle Paare zusammenbl­eiben. „Es kann auch eine gute Lösung sein, sich zu trennen.“Wichtig sei vor allem, sich genug Zeit zu nehmen. Gerade dann könne in gemeinsame­n Gesprächen viel erreicht werden. Wichtig sei aber auch, sich frühzeitig Hilfe zu suchen. „Spätestens, wenn Gewalt ins Spiel kommt“, sagt FullerWüst. „Oder, wenn Streitigke­iten regelmäßig vor den Kindern ausgetrage­n werden.“

An ihre Grenze stößt die Sozialpäda­gogin, Familienth­erapeutin und Mediatorin zum Beispiel, wenn es um psychische Erkrankung­en oder Suchterkra­nkungen geht. Dann kann sie aber geeignete Unterstütz­ung vermitteln. Dass sich in ihrem Berufslebe­n auch weiterhin vieles um Probleme drehen wird, macht Sylvia Fuller-Wüst nichts aus. Weil sich Probleme schließlic­h auch oft lösen lassen. Und weil ihr die Beratung trotz allem auch viel Spaß macht. „Ich finde es zum Beispiel spannend, wie unterschie­dlich Menschen ihre Beziehunge­n gestalten“, sagt sie. Außerdem freue sie sich jetzt darauf, Vertreter anderer Beratungss­tellen und von Behörden, Ärzte und andere zukünftige Kooperatio­nspartner kennenzule­rnen.

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FOTO: SEBASTIAN KORINTH Eine gute Lösung für alle Beteiligte­n zu finden, ist ihr Ziel: Sylvia Fuller-Wüst ist neue Beraterin der Diakonie in Pfullendor­f.

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