Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Unterkunft für Flüchtling­e soll schließen

Das Gebäude am Talweg in Gammerting­en ist nur noch zur Hälfte belegt.

- Von Sebastian Korinth

GAMMERTING­EN - Das Sigmaringe­r Landratsam­t will zum Ende dieses Jahres die Gemeinscha­ftsunterku­nft für Flüchtling­e am Talweg in Gammerting­en aufgeben. Wie die Behörde am Mittwoch mitteilte, leben dort zurzeit 49 Menschen. Zu Spitzenzei­ten waren es bis zu 125. „Aufgrund deutlich rückläufig­er Flüchtling­szahlen sind die Unterkünft­e des Landkreise­s derzeit nur zur Hälfte belegt“, schreibt das Landratsam­t in einer Pressemitt­eilung. Aus wirtschaft­lichen Erwägungen heraus fordere das Land allerdings eine Auslastung­squote von mindestens 70 Prozent. Bis zum Jahr 2020 soll diese auf 80 Prozent angehoben werden.

Zurzeit unterhält das Landratsam­t vier Gemeinscha­ftsunterkü­nfte: zwei in Sigmaringe­n sowie jeweils eine in Meßkirch und Gammerting­en. Hinzu kommen einzelne Wohnungen in Meßkirch und Bad Saulgau. Von den insgesamt 299 Plätzen sind aktuell 172 belegt. Bis zum Jahresende solle die Anzahl der Plätze auf 208 reduziert werden, schreibt das Landratsam­t in seiner Pressemitt­eilung.

Land und Kreistag entscheide­n

Um die Vorgaben des Landes zu erfüllen, hat der Landkreis ein mehrstufig­es Abbaukonze­pt ausgearbei­tet. Dieses sieht zunächst eine Schließung der Gemeinscha­ftsunterkü­nfte vor, die der Landkreis angemietet hat: in Laiz, Mengen, Gammerting­en und Meßkirch. Die Unterkünft­e in Mengen und in Laiz waren bereits im vergangene­n Jahr aufgelöst worden. Der Auflösung der Unterkunft in Gammerting­en müssen noch das Land und der Kreistag zustimmen. Ob und wann der Landkreis auch die Gemeinscha­ftsunterku­nft in Meßkirch aufgibt, steht noch nicht fest. „Das hängt von der weiteren Entwicklun­g der Flüchtling­szahlen ab“, sagt Tobias Kolbeck, Pressespre­cher des Landratsam­ts.

Die 49 Flüchtling­e, die in Gammerting­en wohnen, stammen überwiegen­d aus Afghanista­n, Gambia und Togo sowie zehn weiteren Ländern. Sie sollen bis Silvester entweder in der kommunalen Anschlussu­nterbringu­ng wohnen können oder in andere Gemeinscha­ftsunterkü­nfte verlegt werden – „unter Berücksich­tigung ihrer persönlich­en Situation“, wie es in der Pressemitt­eilung des Landratsam­ts heißt.

Die Bewohner der Gammerting­er Gemeinscha­ftsunterku­nft waren am Dienstag über die Schließung informiert worden, ehrenamtli­che Helfer und Mitarbeite­r bereits in der vergangene­n Woche. „Seit 2015 haben die ehrenamtli­chen Helfer mit dem Asylcafé und zahlreiche­n weiteren Projekten einen großen Beitrag zur Integratio­n der Geflüchtet­en geleistet“, sagt Anja Schäfer, die beim Landratsam­t den Fachbereic­h Recht und Ordnung leitet. Darüber hinaus habe die Stadt mit ihrer weitreiche­nden Unterstütz­ung dafür gesorgt, dass sich die Flüchtling­e in Gammerting­en angenommen gefühlt hätten.

Bürgermeis­ter lobt Engagement

Ein großes Lob für die ehrenamtli­chen Helfer gibt es auch von Gammerting­ens Bürgermeis­ter Holger Jerg. „Dieser große, ehrenamtli­che Kreis von Mitbürgern hat die Integratio­n der Flüchtling­e intensiv unterstütz­t“, sagt er. Bis auf einige wenige Einzelfäll­e habe es mit der Unterbring­ung der Asylsuchen­den in Gammerting­en auch nie Probleme gegeben. Auch das sei zu einem großen Teil dem ehrenamtli­chen Engagement zu verdanken.

Dieses Engagement ist auch an der kommunalen Anschlussu­nterbringu­ng ablesbar: In Gammerting­en leben mittlerwei­le rund 60 Flüchtling­e in normalen Wohnungen. „Dabei handelt es sich durchweg um Wohnungen, die privat vermietet werden – und nicht von der Stadt“, sagt Holger Jerg. Dafür sei er den Bürgern und Unternehme­n, die diese Wohnungen zur Verfügung stellen, ausgesproc­hen dankbar. „Auch das hat uns geholfen, diese enorme Herausford­erung anzunehmen.“

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FOTO: SR
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FOTO: SABINE RÖSCH Bald fällt die Tür ins Schloss: Die Gemeinscha­ftsunterku­nft für Flüchtling­e am Talweg in Gammerting­en soll aufgelöst werden.
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