Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Wald wird 2019 deutlich weniger Gewinn abwerfen
Die Trockenheit ist nur eines von mehreren Problemen
GAMMERTINGEN - Über umfangreiche Vorlagen für die 1318 Hektar Holzbodenfläche des Stadtwalds hat der Waldausschuss des Gammertinger Gemeinderats in seiner Sitzung am Dienstagabend beraten. Dabei wurde unter anderem deutlich, wie dramatisch sich die Verhältnisse im Wald in den vergangenen erfolgreichen sieben Jahren verändert haben. Kopfzerbrechen bereiten den Verantwortlichen Probleme wie Sturmholz, Trockenheit und Dürre, Borkenkäfer und Holzpreisverfall.
Forstbezirksleiter Jörg Scham und die Forstrevierleiter Reiner Czanek und Elmar Molnar stellten den Ausschussmitgliedern die aktuelle Lage vor. Der Holzeinschlag wird mit rund 12 000 Festmetern jährlich gut erreicht und liegt jeweils unter dem durchschnittlichen Zuwachs. Das finanzielle Ergebnis lag im vergangenen Jahr bei einem Überschuss von
253 000 Euro. In diesem Jahr sind bisher gut 70 Prozent des Holzeinschlags erledigt. Die Maßnahmen erforderten gut 70 Prozent der Ausgaben und werden vermutlich einen Überschuss von knapp 200 000 Euro erzielen. Eine der Ursachen liegt im steigenden Anteil der zufälligen Nutzung – also alles, was außerplanmäßig geerntet wird.
Das Jahr 2019 wird wirtschaftlich vermutlich deutlich schlechter ausfallen als die Vorjahre: Zurzeit gehen die Verantwortlichen von einem Überschuss in Höhe von rund
130 000 Euro aus. Gründe für den niedrigeren Gewinn sind Risiken wie Dürre, Massenvermehrung der Borkenkäfer und ein bereits vorliegender Preisverfall für Fichtenstammholz. Mangelnde Niederschläge und monatelange hohe Temperaturen schwächen die Bäume deutlich und setzen ihre Widerstandskraft herab. Die forstlichen Betriebsarbeiten werden zwar mit hoher Intensität durchgeführt, der weitere Witterungsverlauf und die damit verbundenen Risiken der Zukunft sind allerdings nicht vorhersehbar.
Das laufende Forsteinrichtungsverfahren bestätigt zwar positive Tendenzen, eine Bilanzierung beziehungsweise Empfehlungen können aber noch nicht eindeutig benannt werden. Deshalb werden die Unterlagen nach Vorlage weiterer Auswertungen erst einmal dem Gemeinderat vorgestellt. Entscheidungen sollen gegen Ende des ersten Quartals 2019 getroffen werden.
Inventur erfasst Baumarten
Bei einer Stichprobeninventur im vergangenen Jahr waren 667 Punkte aufgenommen worden. Erfasst wurden die Kriterien Baumart, Durchmesser, Höhe, Qualität, Naturverjüngung, Totholz, Schäden und Zustand. Die Baumartenverhältnisse haben sich nur leicht verändert und liegen bei Fichte bei 54 Prozent (minus ein Prozent), bei Buche bei 26 Prozent (minus ein Prozent), bei sonstigen Nadelbäumen bei 10 Prozent (minus ein Prozent), bei Ahorn bei 7 Prozent (plus ein Prozent), bei Esche bei 5 Prozent und bei sonstigen Laubbäumen ebenfalls bei 5 Prozent (plus zwei Prozent; Zahlen aufgerundet).
Der Holzvorrat liegt mit 333 Festmetern Vorrat im guten Durchschnitt des Landes Baden-Württemberg. Obwohl im vergangenen Jahrzehnt vermehrt Fichtenstarkholz genutzt wurde, hat sich der Starkholzanteil weiter erhöht. „Im Wald ist kein schneller Fruchtwechsel möglich“, sagte Forstbezirksleiter Jörg Scham. „Obwohl seit 30 bis 40 Jahren wegen Rotfäule, Sturmanfälligkeit und Borkenkäfergefahr der Fichtenanteil reduziert wird, gehen die Veränderungen nur langsam vor sich.“Zurzeit zehre man von dem, was die Vorfahren eingeleitet hatten.
Als Ergebnis der forstlichen Gutachten 2018 wird der Stadt Gammertingen empfohlen, die Zielvereinbarungen zum Rehwildabschuss zu erhöhen, da die Verjüngungsflächen häufig stark verbissen sind. „Die bei angepassten Wildständen auflaufende Naturverjüngung ist viel wertvoller als zehn Euro Jagdpacht mehr“, sagte Jörg Scham, der an die Vertreter der Stadt appellierte.
Nach sieben Jahren gleichbleibender Holzpreise wurden die Preise für Laubbrennholz von 60 auf 62 Euro pro Festmeter angehoben. Die neuen Konditionen gelten ab sofort.