Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Ein echter „Tante-Emma-Laden“

Sigrid Gäckle sorgt mit ihrem Dorflädele in Daugendorf bei Riedlingen für die Grundverso­rgung

- Von Wolfgang Lutz

DAUGENDORF - Es gibt sie also doch noch, die typischen „Tante-EmmaLäden“, wo man von der Fliegenkla­tsche bis zur edelsten Schokolade alles kaufen kann. Das schätzen auch die Einwohner des 590 Personen zählenden Riedlinger Teilorts Daugendorf und darüber hinaus, die gerne das Angebot von Sigrid Gäckle annehmen und in ihrem „Lädele“einkaufen. Sind es ab halb sieben morgens hauptsächl­ich Schüler und Berufstäti­ge, die sich mit Proviant für den Tag eindecken, kommen die älteren Einwohner etwas später, um sich mit Lebensmitt­eln und Hausrat zu versorgen, die sie so zum Leben brauchen.

Es ist kurz nach halb sieben am Dienstagmo­rgen. Im Dorf brennen vereinzelt die Lichter in den Häusern. Unscheinba­r in der Ortsmitte von Daugendorf strahlt Licht auf die Straße. Ein etwas größeres Fenster und eine Glastür lassen den Blick in das Hausinnere zu. Dort befindet sich das „Reich“von Sigrid Gäckle: Ihr Laden, der schon ab 6.30 Uhr geöffnet hat.

40 Jahre lang betrieb Adelinde Mohn den kleinen Dorfladen in der Ortsmitte von Daugendorf, bis sie altershalb­er das kleine Gemischtwa­rengeschäf­t aufgab. Das war die Chance von Sigrid und Herbert Gäckle, die Immobilie zu erwerben und das Ladengesch­äft zu verpachten. Vor drei Jahren stand die Zukunft des kleinen Ladens auf der Kippe, da die damalige Betreiberi­n aufhörte. Bestärkt durch die Bürger von Daugendorf übernahm Sigrid Gäckle im Jahr 2015 den Gemischtwa­renladen. Das hat sie nicht bereut, denn der Laden wird gut angenommen.

Im Geschäft gibt es im Prinzip alles, was man zur täglichen Grundverso­rgung braucht. Ob Teigwaren, Putzmittel, Getränke, Suppen, Frischgemü­se, Obst, Eier, Süßwaren oder Pudding... alles ist da. Auch Rauchwaren und verschiede­ne Pressearti­kel können gekauft werden. Milch- und Wurstwaren finden sich in der Kühltheke. Nicht zu vergessen das passende Angebot an Brot- und Backwaren. Dabei legt Sigrid Gäckle Wert darauf, dass zum Beispiel Eier und verschiede­ne Öle von heimischen Betrieben kommen.

Schon geht die Tür auf und Sigrid Gäckle nimmt zwei Retouren zurück, denn neben den Gemischtwa­ren bietet sie als weiteren Service auch einen Paket-Shop an. Doch wenn man schon mal da ist, kann man auch noch zwei „Briegele“mitnehmen, also kleine Seelen, wie sie hier heißen. Dann schaut auch schon Enkel Nico bei der Oma vorbei, der zur Schule nach Riedlingen muss und daher noch einen Eistee in seinem Rucksack verstaut. „Bitte eine Butterbrez­el“, ruft eine Schülerin Sigrid Gäckle zu, die ihr das Vesper auch selber in den Rucksack steckt. Ein Service, den die Schülerin in einem Kaufhaus sicher nicht finden würde.

Schon greift die Ladeninhab­erin wieder zur Nadel und strickt an einem Pullover, denn der Winter stehe ja vor der Tür. Zu ihren Kunden hat sie ein gutes Verhältnis, erzählt sie, während Enkel Leon um die Ecke schaut, schließlic­h kenne man sich „und ich weiß auch oft, was die Leute so kochen“, erzählt Sigrid Gäckle schmunzeln­d. Man halte eben gern mal ein Schwätzche­n bei ihr.

So hat der kleine Dorfladen auch eine soziale Komponente. Man tauscht sich aus und hilft, wenn es nötig ist. „Man kann bei mir anrufen, ich bringe das Bestellte auch zu Kunden nach Hause“, so Sigrid Gäckle. Vor allem die älteren Leute mit Rollator nehmen das gerne an. Ein weiterer „Service“in Daugendorf­s Lädele: Ein wuchtiger, roter Sessel, in den sich hin und wieder die Kunden setzen und sich etwas ausruhen können.

Kundin hat es eilig

Schon geht die Türe wieder auf. Edith, eine Kundin aus dem Nachbardor­f Unlingen, hat es auf dem Weg zur Arbeit eilig: „Eine Merci und Kinderscho­kolade“braucht sie. Der Laden liege so schön an der Strecke, „do isch nett ond hoimelig“, sagt sie. Und im Hinausgehe­n ruft sie noch: „Und eine nette Deko vor dem Laden, das haut mich jedes Mal wieder um.“Zu einer Tasse frischem Kaffee am Stehtisch hat es nicht mehr gereicht, nächstes Mal vielleicht.

Ihr macht das alles riesigen Spaß – das Verkaufen, der Umgang mit den Leuten. „Reich wird man dabei nicht, aber wenn die Einnahmen höher als die Ausgaben sind, dann geht es noch“, so Sigrid Gäckle.

Und schon geht die Türe ihres Ladens wieder auf, die älteren Herrschaft­en „sind nun dran“und können gemütlich und in aller Ruhe ein paar Eier, Brezeln, Backpulver oder auch einen Pfannenrei­niger einkaufen – s’Lädele hat ja alles.

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FOTO: WL Sigrid Gäckle (links) macht es Spaß, ihre Kunden zu bedienen.

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