Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Kaum jemand kommt zum Tachocheck
Spendenaktion bringt nicht erhofftes Ergebnis – Fernsehsender muss kreativ werden
LAIZ - Den Tachocheck hatte sich das RTL2-Team am Donnerstag beim Autohaus Fuss in Laiz etwas anders vorgestellt: Trotz großer Werbeaktion und einem Zeitungsartikel ließen die spendablen Autofahrer auf sich warten. Ziel war es eigentlich, möglichst viele Spenden zu sammeln, indem Autofahrer ihren Tachostand überprüfen lassen sollten, um festzustellen, ob daran „gedreht“wurde. Das Geld sollte der 18-jährigen Katherina Unger zugute kommen, die das Cabrio ihres Vaters gegen eine Laterne gesetzt hatte und nun bemüht ist, mithilfe der Sendung „Mein neuer Alter“einen Gebrauchtwagen zu beschaffen (wir berichteten). Ihr Motorrad sowie 1000 Euro Erspartes hatte sie dafür ebenfalls geopfert. Der Restbetrag soll vom Sender kommen – eben mit der Tachoaktion.
Doch die ersten 45 Minuten kam keiner – ob es an der fehlenden Beschilderung lag? Dabei hatte Katherina Unger extra im Vorfeld Plakate verteilt. Ein nachträglich angebrachtes kleines Hinweisschild änderte ebenfalls wenig an der Situation. „Dass keiner zum Tachocheck kommt, das hatten wir eigentlich noch nie“, sagt Moderatorin Lina van de Mars, die das fehlende Interesse der Bevölkerung auf die für berufstätige ungünstige Uhrzeit (15 bis 17 Uhr) schiebt. Dann endlich fährt eine befreundete Familie von Katherina Unger auf den Hof des Autohauses, bereit, Geld zu spenden – doch deren Ford ist unglücklicherweise nicht mit der App kompatibel, mit der Moderatorin Lina van de Mars den Kilometerstand checken will. Diese funktioniert nur bei Mini, Mercedes, BMW und VW, wie sich herausstellt. Doch was wäre das Privatfernsehen ohne raffinierte Einfälle? Autos tauschen? Statisten anheuern? Einen Radiosender einschalten? Kein Problem. Hauptsache, die Bilder sind im Kasten bevor es dunkel wird.
„Wir brauchen etwa 4000 Euro, um das Auto zu kaufen, welches wir für Katherinas Vater im Blick haben“, sagt der freiberufliche TV-Redakteur Eric von Niessen, der diese Woche mehrere Tage mit Familie Unger gedreht hatte. Zur Not müsse man sich eben einen Plan B einfallen lassen. Bislang habe aber noch jeder sein Auto im Rahmen der Dreharbeiten bekommen. Immerhin 450 Euro sind am Ende des Tachochecks zusammen gekommen. Bereits am heutigen Freitag soll Hubert Unger das Gefährt übergeben werden. Wofür es letztendlich gereicht hat? Das erfahren die Zuschauer erst im neuen Jahr, wenn die Folge ausgestrahlt wird.