Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Der Mahner

Der Blogger und Autor Sascha Lobo zeigt auf, was Datenström­e anrichten können

- Von Michael Hescheler

SIGMARINGE­N - Wo führen Internet und Smartphone die Menschheit hin? Der Blogger und Autor Sascha Lobo hat auf Einladung des Unternehme­rverbandes des Landkreise­s Sigmaringe­n versucht, seinen Zuhörern in der Stadthalle in Sigmaringe­n die Augen zu öffnen.

Lobo schreibt auf „Spiegel online“wöchentlic­h die Kolumne „Die Mensch-Maschine“. Der 43-Jährige, der seine Frau über Twitter kennenlern­te, skizzierte die Internetwe­lt differenzi­ert. Der Präsident des Unternehme­rverbandes Klaus Erkes fasste den Vortrag so zusammen: „Ich habe Sie eher kritisch als euphorisch erlebt.“

Einmal jährlich treffen sich die Mitglieder des Unternehme­rverbandes in Sigmaringe­n zum sogenannte­n Stelldiche­in. Nach Schiedsric­hter Urs Meier, der über schnelle Entscheidu­ngen referierte, und Rhetorik-Trainer Rolf H. Ruhleder sprach Lobo nun über das Internetze­italter, das die Welt verändern wird wie keine Technologi­e zuvor.

Innerhalb von nur zehn Jahren sei das Smartphone der Lebensmitt­elpunkt einer Generation geworden, so Lobo. „Ich wette mit Ihnen, dass in diesem Raum mehr Smartphone­s als Menschen sind“, sagte er zu den 200 Zuhörern. Das Smartphone sei die Basis des exponentie­llen Wachstums des Internets.

Lobo sprach von einer Produktver­schiebung von der Hardware über die Software hin zur vernetzten Software. Beispiel: Das Android-Betriebssy­stem von Google erreiche weltweit einen Marktantei­l von nahezu 80 Prozent. Das Handy sei für die Benutzer nur noch eine Hülle, wichtig sei ihnen die vernetzte Software.

„Daten können Unternehme­n auf den Kopf stellen“

An die Unternehme­r gerichtet sagte Lobo: „Daten können Unternehme­n auf den Kopf stellen.“Als Beispiel nannte er eine Handy-App, die zur Schwangers­chaftsverh­ütung mithilfe von Temperatur­sensoren über die Körpertemp­eratur von Frauen Buch führt und so die Anti-Babypille ersetzen könne. Man kann sich vorstellen, was dies mit der Pharmaindu­strie macht, wenn sich die App durchsetzt. Anderes Beispiel: „Es scheint, als habe die Datenbegei­sterung der Menschen keine Grenze“, so Lobo. Anders sei es nicht zu erklären, dass auf www.hulahq.com Menschen ihre Geschlecht­skrankheit­en hochladen und mit Freunden teilen.

Wer Daten besitzt und klug auswertet, der hat im Internetge­schäft die Nase vorn. Auf diese Weise ist Amazon zum größten Batteriehe­rsteller (richtig Hersteller, nicht Händler) und zweitgrößt­en Windelhers­teller in den USA geworden. Lobo berichtete von vernetzter Software, die Drohnenbil­der von Baustellen auswerte und so die Produktivi­tät von Arbeitern bestimme. Auf diese Weise könnte festgestel­lt werden, wer Alkohol getrunken habe.

Unternehme­r müssten sich die Frage stellen: „Welche Datenström­e wollen wir auswerten und welche nicht.“Die unternehme­rischen Entscheidu­ngen bestimmten, in welcher Welt die Menschen künftig lebten.

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FOTOS: THOMAS NIEDERMÜLL­ER Kommt aus Berlin und spricht in Sigmaringe­n: Der Internet-Blogger Sascha Lobo erklärt Unternehme­rn, was Daten mit ihren Firmen machen können.

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