Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Keine Angst vor Herzdruckmassagen
An der Sonnenlugerschule dreht es sich eine ganze Woche um Sicherheit, Schutz und Hilfe
MENGEN - Eine Woche lang beschäftigen sich die Schüler der Mengener Gemeinschaftsschule Sonnenlugerschule gerade mit den Themen „Hilfe, Schutz und Sicherheit“. Die Kinder und Jugendlichen erhalten dabei altersgerecht Informationen von ihren Lehrern und außerschulischen Partnern und trainieren das richtige Verhalten in unterschiedlichen Gefahrensituationen.
Im offenen Bereich des Erweiterungsbaus der Schule knien gerade Sechstklässler in Zweierpärchen auf dem Boden. Vor ihnen liegen Modelle menschlicher Oberkörper. Aus dem CD-Player tönt Musik. Im Takt drückt jeweils einer von ihnen den Brustkorb des Modells mit beiden Händen zusammen. „Bei uns lernen alle Schüler, wie eine Herzdruckmassage richtig angewendet wird“, sagt Schulleiter Joachim Wolf. Dafür ist die Schule von der Initiative „Löwen retten Leben“ausgestattet worden, nachdem mehrere Lehrkräfte erfolgreich an der Fortbildung „Laienreanimation“teilgenommen haben. „Unsere Schüler sollen stets wissen, dass es am schlimmsten für einen Patienten mit Herzstillstand ist, gar nichts zu tun“, sagt er. Im besten Falle behielten die Schüler eins der Lieder im Kopf, zu dessen Rhythmus die Herzdruckmassage gut funktioniere. „Das sind passenderweise auch ,Stayin’ alive’ von den Bee Gees und ,Atemlos’ von Helene Fischer.“
Auch die Polizei ist mit im Boot
Das Lehrerkollegium hat die Projektwoche von langer Hand vorbereitet. „Präventionsarbeit ist wichtig“, sagt Wolf. „Vor allem auch in Zusammenarbeit mit unseren Partnern wie der Suchtberatungsstelle oder der Polizei.“Weil es im Kreis Sigmaringen im vergangenen Jahr Fälle von Selbstmorden bei Jugendlichen gegeben habe, sei entschieden worden, auch hier anzusetzen. „Es sind Vertreter des Arbeitskreises Leben aus Reutlingen und Tübingen zu Gast, die Beratungsmöglichkeiten vorstellen und helfen zu erkennen, wann jemand Hilfe benötigt“, so Wolf.
Die Schulsozialarbeit zeige den Schülern mithilfe von Rollenspielen auf, eigene Grenzen zu definieren und die anderer zu akzeptieren. Bei einer Grenzüberschreitung „Stopp“zu sagen, sei oft für Jugendliche nicht einfach. Vertreter der Landesapothekenkammer sprechen mit den Klassen über Alkohol, Drogen, Verhütung und Essstörungen. „Das ist vor allem für die jungen Schüler spannend, weil sie sich erstmals mit Themen beschäftigen, die sie sonst in die Welt der Erwachsenen eingeordnet haben“, sagt Wolf. Einen großen Anteil habe auch der Bereich Mobbing und Cybermobbing. Datenschutz, soziale Netzwerke und Sicherheit bei Smartphonen werde immer wichtiger. „Die Grenze zwischen Täter und Mitläufer ist bei Mobbing nicht immer einfach, darüber sollen die Jugendlichen aufgeklärt werden.“
Auch die Sicherheit in der Natur und im Verkehr spielen eine Rolle. Bei Revierförster Gehard Grom haben Schüler gelernt, wie eine gute Schutzausrüstung für Waldarbeiter aussieht und wie eine Rettungskette bei einem Unfall im Wald funktioniert. „Ich wusste beispielsweise gar nicht, dass dort auch Sicherheitspunkte definiert werden“, sagt Wolf. „Angesichts des tragischen Unfalls in Sigmaringen, als ein verletzter Waldarbeiter lange auf Hilfe gewartet hat, ganz brandaktuell.“
Sicherheit wird geprüft
Mit dem Busunternehmen Reisch und der Polizei haben Schüler auch ein spannendes Bussicherheitstraining absolviert, bei dem sie gelernt haben, was passieren kann, wenn Gegenstände oder Menschen bei plötzlichen Bremsaktionen oder zu hoher Geschwindigkeit durch den Bus fliegen. „Am Freitag werden wir - natürlich unangekündigt - unsere Fahrradfahrer und ihre Räder auf ihre Sicherheit überprüfen“, verrät der Schulleiter. Immer wieder komme es nämlich vor, dass Schüler im Dunkeln ohne Licht und mit dem Helm am Handgelenk unterwegs seien.
Bei den Schülern der Klassenstufen 5 bis 8 komme die Projektwoche gut an, so Wolf. „Wir bekommen ganz oft die Rückmeldung, dass sie die Stunden sehr interessant fanden.“Die Neuntklässler befinden sich gerade im Betriebspraktikum, die Zehner absolvieren ein gesondertes Kompetenztraining.