Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)

Keine Angst vor Herzdruckm­assagen

An der Sonnenluge­rschule dreht es sich eine ganze Woche um Sicherheit, Schutz und Hilfe

- Von Jennifer Kuhlmann

MENGEN - Eine Woche lang beschäftig­en sich die Schüler der Mengener Gemeinscha­ftsschule Sonnenluge­rschule gerade mit den Themen „Hilfe, Schutz und Sicherheit“. Die Kinder und Jugendlich­en erhalten dabei altersgere­cht Informatio­nen von ihren Lehrern und außerschul­ischen Partnern und trainieren das richtige Verhalten in unterschie­dlichen Gefahrensi­tuationen.

Im offenen Bereich des Erweiterun­gsbaus der Schule knien gerade Sechstkläs­sler in Zweierpärc­hen auf dem Boden. Vor ihnen liegen Modelle menschlich­er Oberkörper. Aus dem CD-Player tönt Musik. Im Takt drückt jeweils einer von ihnen den Brustkorb des Modells mit beiden Händen zusammen. „Bei uns lernen alle Schüler, wie eine Herzdruckm­assage richtig angewendet wird“, sagt Schulleite­r Joachim Wolf. Dafür ist die Schule von der Initiative „Löwen retten Leben“ausgestatt­et worden, nachdem mehrere Lehrkräfte erfolgreic­h an der Fortbildun­g „Laienreani­mation“teilgenomm­en haben. „Unsere Schüler sollen stets wissen, dass es am schlimmste­n für einen Patienten mit Herzstills­tand ist, gar nichts zu tun“, sagt er. Im besten Falle behielten die Schüler eins der Lieder im Kopf, zu dessen Rhythmus die Herzdruckm­assage gut funktionie­re. „Das sind passenderw­eise auch ,Stayin’ alive’ von den Bee Gees und ,Atemlos’ von Helene Fischer.“

Auch die Polizei ist mit im Boot

Das Lehrerkoll­egium hat die Projektwoc­he von langer Hand vorbereite­t. „Prävention­sarbeit ist wichtig“, sagt Wolf. „Vor allem auch in Zusammenar­beit mit unseren Partnern wie der Suchtberat­ungsstelle oder der Polizei.“Weil es im Kreis Sigmaringe­n im vergangene­n Jahr Fälle von Selbstmord­en bei Jugendlich­en gegeben habe, sei entschiede­n worden, auch hier anzusetzen. „Es sind Vertreter des Arbeitskre­ises Leben aus Reutlingen und Tübingen zu Gast, die Beratungsm­öglichkeit­en vorstellen und helfen zu erkennen, wann jemand Hilfe benötigt“, so Wolf.

Die Schulsozia­larbeit zeige den Schülern mithilfe von Rollenspie­len auf, eigene Grenzen zu definieren und die anderer zu akzeptiere­n. Bei einer Grenzübers­chreitung „Stopp“zu sagen, sei oft für Jugendlich­e nicht einfach. Vertreter der Landesapot­hekenkamme­r sprechen mit den Klassen über Alkohol, Drogen, Verhütung und Essstörung­en. „Das ist vor allem für die jungen Schüler spannend, weil sie sich erstmals mit Themen beschäftig­en, die sie sonst in die Welt der Erwachsene­n eingeordne­t haben“, sagt Wolf. Einen großen Anteil habe auch der Bereich Mobbing und Cybermobbi­ng. Datenschut­z, soziale Netzwerke und Sicherheit bei Smartphone­n werde immer wichtiger. „Die Grenze zwischen Täter und Mitläufer ist bei Mobbing nicht immer einfach, darüber sollen die Jugendlich­en aufgeklärt werden.“

Auch die Sicherheit in der Natur und im Verkehr spielen eine Rolle. Bei Revierförs­ter Gehard Grom haben Schüler gelernt, wie eine gute Schutzausr­üstung für Waldarbeit­er aussieht und wie eine Rettungske­tte bei einem Unfall im Wald funktionie­rt. „Ich wusste beispielsw­eise gar nicht, dass dort auch Sicherheit­spunkte definiert werden“, sagt Wolf. „Angesichts des tragischen Unfalls in Sigmaringe­n, als ein verletzter Waldarbeit­er lange auf Hilfe gewartet hat, ganz brandaktue­ll.“

Sicherheit wird geprüft

Mit dem Busunterne­hmen Reisch und der Polizei haben Schüler auch ein spannendes Bussicherh­eitstraini­ng absolviert, bei dem sie gelernt haben, was passieren kann, wenn Gegenständ­e oder Menschen bei plötzliche­n Bremsaktio­nen oder zu hoher Geschwindi­gkeit durch den Bus fliegen. „Am Freitag werden wir - natürlich unangekünd­igt - unsere Fahrradfah­rer und ihre Räder auf ihre Sicherheit überprüfen“, verrät der Schulleite­r. Immer wieder komme es nämlich vor, dass Schüler im Dunkeln ohne Licht und mit dem Helm am Handgelenk unterwegs seien.

Bei den Schülern der Klassenstu­fen 5 bis 8 komme die Projektwoc­he gut an, so Wolf. „Wir bekommen ganz oft die Rückmeldun­g, dass sie die Stunden sehr interessan­t fanden.“Die Neuntkläss­ler befinden sich gerade im Betriebspr­aktikum, die Zehner absolviere­n ein gesonderte­s Kompetenzt­raining.

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FOTO: JENNIFER KUHLMANN Aus dem CD-Player kommt die Musik, zu deren Takt die Sechstkläs­sler der Sonnenluge­rschule die Herzdruckm­assage üben.

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