Schwäbische Zeitung (Sigmaringen)
Die Kreuzung ächzt
Zwei Jahre nach dem Umbau an der Stuttgarter Straße/B 14/B 523 in Tuttlingen sind nicht alle Pendler zufrieden
TUTTLINGEN - Morgens, 7.15 Uhr, Kreuzung Stuttgarter Straße/B 523/ B 14. An der größten Ampelkreuzung Tuttlingens ist Rush Hour. Die Autos stehen oft bis zur Abfahrt Wurmlingen, Pendler müssen drei, vier Ampelphasen abwarten, bevor sie über die Kreuzung kommen. Hat sich seit dem Umbau der Kreuzung vor zwei Jahren die Situation gebessert? Ein wenig, sagen Stadt und Verkehrspolizei. Eher im Gegenteil, sagen die Pendler. Vor zwei Jahren, Ende Oktober 2016, wurde die Kreuzung nach einem längerfristigen Umbau wieder eröffnet.
Neben der Sanierung der Fahrbahndecke und der Hängebrücke unterhalb der Kreuzung sind für die Pendler vor allem zwei Änderungen spürbar: Die längeren Aufstellspuren für Rechtsabbieger auf der Stuttgarter Straße und für Linksabbieger, die von der B 14 kommend auf die Stuttgarter Straße abbiegen wollen. Gerade an letzterer stören sich die Pendler.
Vor dem Umbau, der unter der Regie des Regierungspräsidiums an den Bundesstraßen gemacht wurde, führten zwei Spuren geradeaus Richtung Aesculap-Kreisel – wo auch die meisten Autofahrer hinwollen, sind die Pendler in einer Tuttlinger Facebook-Gruppe überzeugt. Erst kurz vor der Ampel kam damals eine dritte Spur für Linksabbieger dazu. Diese wurde vor zwei Jahren nach hinten verlängert und eine der Geradeaus-Spuren dafür verkürzt. In der Theorie müsste das den Verkehr schneller abfließen lassen, erklärt Manfred Schwanz von der Tuttlinger Verkehrspolizei. „Wenn sich der Verkehr früher sortiert, kommt man schneller durch.“
In der Praxis funktioniert das aber nicht, halten mehrere Pendler dagegen. Ein Facebook-Nutzer beschreibt es so: „Jetzt können die fünf Autos nach links Richtung Tuwass ohne Probleme abbiegen, dafür haben die 200 anderen Autofahrer, die geradeaus müssen, nun die Probleme.“Das heißt für ihn und andere: deutlich längere Wartezeiten, in Stoßzeiten doppelt so lang wie zuvor. Schwanz hält das eher für ein gefühltes Problem, ein gewisser Rückstau sei normal, „daran muss man sich gewöhnen“. Auch hielten sich nicht alle Autofahrer an die Verkehrsregeln, also Einfädeln im Reißverschlussverfahren. Gerade zu den Stoßzeiten – am Morgen zwischen 6.45 und 8 Uhr und am Abend zwischen 16 und 17.30 Uhr – geht es hektisch zu.
Zahl der Pendler steigt
Was zur Belastung der Kreuzung beiträgt: die steigende Zahl der Pendler. Verkehrszählungen an der Kreuzung selbst hat es bislang nicht gegeben. Die Stadt Tuttlingen schätzt aber, dass um die 16 000 Pendler morgens nach Tuttlingen ein- und abends wieder auspendeln – viele von ihnen über den Knotenpunkt der Stuttgarter Straße mit den beiden Bundesstraßen. Die Ampelschaltung sei entsprechend angepasst, sagt Stadtsprecher Arno Specht. Morgens werden die Autos Richtung Stadt bevorzugt, abends die aus der Stadt heraus. Generell, das sagen sowohl Stadt als auch Verkehrspolizei, könne man baulich „mit vertretbarem Aufwand“an der Kreuzung nichts mehr tun. Durch die Bahnstrecke, die unterhalb der Kreuzung verläuft, sei der Platz eingeschränkt, sagt Schwanz. „Da geht nichts mehr.“Auch ein Kreisverkehr als Alternative wurde vor einigen Jahren im Gemeinderat diskutiert – die Planer winkten ab. Zu wenig Platz, hieß es.
„Dass wir den Stau nicht komplett wegkriegen, war klar“, sagt Specht. „Wo es viele hinzieht, hat man immer viel Verkehr.“Dass sich auch auf der Stuttgarter Straße Staus nicht immer vermeiden lassen, sei klar. Kurz vor der Kreuzung habe sich die Situation durch die Verbreiterung der Stuttgarter Straße aber entschärft. „Dass Autos über den Bürgersteig fahren, weil sie keinen Platz haben, das passiert nicht mehr“, meint Specht. In Sachen Stauvermeidung setzt die Stadt nun darauf, mehr Pendler zum Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel zu bewegen.